/ August 5, 2025/ Buch

Ein Buch wie ein Befreiungsschlag – radikal ehrlich, zärtlich klug und literarisch brillant

Wenn ein Körperteil zum Mythos wird, zur Projektionsfläche von Macht, Männlichkeit, Fantasie, Scham und Begehren – was bleibt dann übrig vom echten Fühlen, vom realen Erleben, vom eigenen Selbst? In seinem Essay „Sind Penisse real?“ stellt Evan Hugo Tepest diese Frage – und liefert eine absolut fesselnde, kompromisslos persönliche und tiefgründig politische Antwort.

Dieses Buch ist ein Ereignis. Ein literarischer Paukenschlag, der das Patriarchat herausfordert, das Geschlechtersystem zerlegt, gleichzeitig aber auch leise, nachdenklich, berührend über Identität, Körperlichkeit und Intimität reflektiert. Ein Text, der in seiner Klarheit und Verletzlichkeit alles sprengt, was wir zu wissen glaubten – über Penisse, über Männlichkeit, über Geschlecht überhaupt.


Eine Suche nach Wahrheit – im eigenen Körper, in der Gesellschaft, im Begehren

Mit Mitte dreißig beginnt Tepest seine Transition. Doch was zunächst wie ein körperlicher Transformationsprozess erscheint, entpuppt sich schnell als eine philosophisch-poetische Expedition in die Tiefen der eigenen (und kollektiven) Wahrnehmung. Der Penis – lange Symbol der Macht, der Potenz, des Mannseins – wird hier entmythologisiert, neu gedacht, neu gespürt.

Tepest stellt sich selbst die Fragen, die niemand zu stellen wagt – und beantwortet sie mit einer ungeheuren sprachlichen Eleganz und intellektuellen Schärfe.

  • Was ist ein Penis wirklich – biologisch, kulturell, emotional?
  • Was bedeutet es, keinen gehabt zu haben, einen zu bekommen?
  • Wie verändert sich das Selbstbild, das Begehren, das Empfinden?
  • Und warum hängt so viel – zu viel – an diesem einen Körperteil?

Dabei gelingt es dem Autor, das Persönliche auf faszinierende Weise mit dem Politischen zu verweben. Jede Seite atmet das Ringen um Sichtbarkeit, um Verständnis, um Sprache für etwas, das oft nur im Schweigen lebt.


Gespräche, die Grenzen sprengen – mit Menschen mit und ohne Penis

Evan Hugo Tepest macht sich nicht nur selbst zum Forschungsgegenstand. Er spricht mit Menschen aller Geschlechter, aller Erfahrungen – und bringt Stimmen zusammen, die selten gemeinsam in einem Buch gehört werden. Diese Gespräche sind intim, erschütternd, befreiend, urkomisch und schmerzhaft schön zugleich.

Ob trans oder cis, hetero oder queer, jung oder alt – sie alle erzählen von Größe und Unsicherheit, von Kontrolle und Verletzlichkeit, von Fantasien und Realitäten, die nicht zusammenpassen. Diese kollektive Reflexion erzeugt eine dichte, atmende, offene Atmosphäre, in der endlich gesagt werden darf, was sonst unaussprechlich bleibt.


Zwischen Literatur, Theorie und Körpergefühl – eine Stilfusion mit Wucht

Sind Penisse real?“ ist kein klassischer Essay, keine nüchterne Abhandlung. Es ist ein literarisches Kunstwerk, das sich souverän zwischen Theorie, Autobiografie, Philosophie und Poesie bewegt. Judith Butler trifft auf persönliche Erinnerungen, queere Theorie auf tief empfundene Sehnsucht, akademischer Scharfsinn auf schamlos direkte Körperlichkeit.

Tepests Sprache ist präzise und verspielt, analytisch und zärtlich, kompromisslos ehrlich und poetisch. Er zerschlägt keine Strukturen im Affekt – er demontiert sie mit Feder und Feingefühl, Zeile für Zeile. Und genau das macht diesen Text so gefährlich – im besten Sinne: Er rührt an etwas, das nicht mehr übergangen werden kann.


Eine Ode an das Anderssein – und an das Werden, das nie aufhört

Am Ende ist dieses Buch nicht nur ein Essay über ein Körperteil. Es ist eine Liebeserklärung an das Selbst, an das Ringen um Identität, an das Recht, sich neu zu erfinden. Es ist ein Text über das Werden – nicht trotz, sondern wegen des Unvollständigen, des Ungewissen, des Fragilen.

Tepest zeigt, dass Männlichkeit kein Besitzstand ist, kein Muskelspiel, keine Anatomie. Sondern ein Feld aus Erfahrungen, Entscheidungen, Zweifeln und Geschichten, das jeder Mensch auf seine Weise betreten kann – oder auch wieder verlassen. So wird der Essay zu einem Manif(e)st queerer Sehnsucht, das lange nachhallt.


Fazit: Ein Meilenstein der queeren Literatur

„Sind Penisse real?“ ist nicht nur ein Essay – es ist ein revolutionärer Akt. Ein kluges, mutiges, berührendes Buch, das den Penis aus seiner kulturellen Überladung befreit und ihn dort hinbringt, wo er hingehört: in die echte, spürbare, erlebte Wirklichkeit der Menschen.

Evan Hugo Tepest gelingt mit diesem Werk etwas Außergewöhnliches: Er macht aus einem Körperteil ein Denkmodell, aus Intimität ein politisches Werkzeug, aus Schmerz eine Quelle der Erkenntnis – und aus Unsichtbarkeit eine strahlende, unverwechselbare Stimme in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.

Ein Buch, das mutig ist. Und wichtig. Und schön. Und absolut real.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Piper
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 1. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 128 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3492073549
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3492073547
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 1.8 x 21 cm
  • 20 Euro

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