/ Mai 4, 2025/ Buch

Das Buch „Wahn, Ideologie und Realitätsverlust“ ist ein Sammelband mit Texten von Wolfgang Pohrt, einem bekannten deutschen Soziologen und Publizisten. Es erscheint anlässlich seines 80. Geburtstags und zeigt, wie scharf und kritisch Pohrt das Denken und Verhalten der Menschen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten beobachtet und beschrieben hat.

Wer war Wolfgang Pohrt?

Wolfgang Pohrt war ein kluger, aber oft unbequemer Denker. Er wurde 1945 geboren und wurde vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren bekannt. Er schrieb viel über Politik, Gesellschaft und den Zustand der Linken in Deutschland. Dabei sparte er auch mit Kritik an den Bewegungen und Ideen nicht, mit denen er früher selbst sympathisiert hatte – zum Beispiel mit der 68er-Bewegung.

Viele fanden seine Texte provokant, manche sogar beleidigend. Andere lobten ihn für seinen klaren Blick auf die Realität, seine Sprachgewalt und seine Unabhängigkeit im Denken. Dieses Buch hilft dabei, ihn und seine Gedankenwelt besser zu verstehen.

Was steht im Buch?

Der Reader – also eine Sammlung von wichtigen Texten – trägt den Titel:
„Wahn, Ideologie und Realitätsverlust – Metamorphosen des deutschen Massenbewusstseins“. Das klingt zunächst kompliziert, bedeutet aber im Kern:
Pohrt zeigt, wie sich das Denken und Fühlen vieler Menschen in Deutschland im Laufe der Zeit verändert hat – vor allem zwischen den 1970er-Jahren und den 2010er-Jahren.

Er untersucht, welche Vorstellungen, Ängste und Wünsche in der Gesellschaft besonders stark wurden – und wie sie sich manchmal von der Realität entfernten. Dabei spricht er auch über verschiedene politische und gesellschaftliche Gruppen und Bewegungen, etwa:

  • Friedensbewegung
  • Anti-Atomkraft-Bewegung
  • „Zurück-zur-Natur“-Bewegung
  • die sogenannte „Müsli-Bewegung“

Pohrt glaubte, dass viele dieser Bewegungen zwar mit guten Absichten starteten, sich aber oft in Ideologien verirrten – also in starren Vorstellungen, die nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Statt für echten Fortschritt zu sorgen, hätten sie sich in Träumereien oder absurden Ideen verloren.

Der Blick auf die deutsche Gesellschaft

Ein besonderer Schwerpunkt seiner Texte liegt auf der Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Pohrt beschreibt, wie sich das Selbstbild vieler Deutscher verändert hat, und wie alte Denkmuster wieder auftauchten, die man eigentlich für überwunden hielt.

Er spricht auch über Themen wie:

  • nationaler Stolz und die Frage, was „deutsch“ eigentlich bedeutet
  • politische Verlogenheit in Regierung und Medien
  • kriminelle Netzwerke in der Politik – also Korruption, Machtmissbrauch und Vetternwirtschaft
  • den Einfluss der Massenmedien auf das Denken der Menschen

Seine Texte sind kritisch, manchmal bitter, aber oft auch witzig und sehr treffend. Er wollte nicht gefallen – er wollte zum Nachdenken anregen.

Warum ist das Buch wichtig?

Auch wenn viele der Texte schon älter sind, haben sie bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Viele Themen, die Pohrt vor Jahrzehnten angesprochen hat, sind heute wieder aktuell – etwa die Spaltung der Gesellschaft, der Glauben an Verschwörungen, oder die Sehnsucht nach einfachen Lösungen in einer komplizierten Welt.

Pohrt zeigt, dass man diese Entwicklungen nicht einfach hinnehmen, sondern verstehen und hinterfragen muss. Er fordert seine Leserinnen und Leser auf, selbst zu denken, nicht blind zu folgen und sich nicht von Ideologien täuschen zu lassen – egal, ob von rechts oder links.

Sprache und Stil

Pohrts Sprache ist pointiert, direkt und oft ironisch. Er war kein „Weichzeichner“ – seine Texte sind klar, manchmal spöttisch, aber immer durchdacht. Auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist, was er schreibt, lernt man viel über die inneren Widersprüche unserer Gesellschaft.

Für Leserinnen und Leser, die sich mit Politik und Gesellschaft beschäftigen, ist das Buch eine Fundgrube an Denkanstößen – manchmal unbequem, aber genau deshalb wertvoll.

Nachwort und Einordnung

Ein Nachwort stammt von Klaus Bittermann, einem langjährigen Wegbegleiter Pohrts. Er ordnet die Texte historisch ein und erklärt, warum Wolfgang Pohrt für das Verständnis der deutschen Nachkriegsgesellschaft so wichtig ist – auch wenn er nie ein „Star-Intellektueller“ war. Bittermann nennt ihn einen der originellsten, aber auch schwierigsten Denker seiner Zeit.

Fazit

„Wahn, Ideologie und Realitätsverlust“ ist ein kluges, scharf beobachtetes und sehr besonderes Buch. Es zeigt, wie sich das Denken in Deutschland verändert hat, wo wir uns vielleicht selbst etwas vormachen – und was passiert, wenn Wunschdenken die Wirklichkeit ersetzt.

Der Band ist ideal für alle, die sich ernsthaft mit Gesellschaft und Politik beschäftigen möchten – und dabei keine Angst vor ehrlicher Kritik und unbequemen Wahrheiten haben.

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