Das Buch „Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum“ von Siddharth Kara untersucht die düstere Seite der Mobilitätswende und die wahren Kosten unseres täglichen Konsums von Elektronikgeräten wie Smartphones, Laptops und Elektroautos. Es stellt die Frage, wie sauber unsere Bemühungen wirklich sind, auf batteriebetriebene Technologien umzusteigen, indem es die schockierenden Bedingungen aufdeckt, unter denen Kobalt, ein wichtiger Rohstoff für Batterien, abgebaut wird.
Kobalt ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die in vielen modernen Geräten verwendet werden. Der Großteil des weltweiten Kobalts stammt aus der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo), einem Land, das reich an Bodenschätzen, aber arm an stabilen und fairen Arbeitsbedingungen ist. In der DR Kongo wird Kobalt oft unter extrem gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen abgebaut. Arbeiter, darunter auch Kinder, arbeiten in tiefen, ungesicherten Minen, ohne angemessenen Schutz und zu sehr niedrigen Löhnen.
Siddharth Kara ist Wirtschaftswissenschaftler, Menschenrechtsaktivist und Experte für moderne Sklaverei. In seinem Buch berichtet er von seinen Reisen in die Kobaltabbaugebiete der DR Kongo, die oft von bewaffneten Milizen kontrolliert werden. Diese Milizen nutzen die Arbeiter aus, indem sie sie zu langen, gefährlichen Arbeitsschichten zwingen und ihnen kaum genug zum Überleben zahlen. Kara beschreibt eindringlich die unmenschlichen Bedingungen, unter denen das Kobalt abgebaut wird, und zeigt auf, wie tief die Ausbeutung in die Lieferketten der globalen Technologie- und Automobilindustrie eingebettet ist.
Das Buch deckt auf, wie die großen Konzerne, die unsere Elektronikgeräte herstellen, von diesen ausbeuterischen Praktiken profitieren. Trotz ihrer öffentlichen Bekenntnisse zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung, stellen diese Unternehmen oft keine ausreichenden Maßnahmen sicher, um die Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten zu verbessern. Kara zeigt, dass selbst sogenannte Vorzeigeminen, die als Beispiele für verantwortungsvollen Bergbau gelten, oft die Realität vor Ort nicht korrekt widerspiegeln.
Ein zentrales Thema des Buches ist der Zusammenhang zwischen dem historischen Kolonialismus und den heutigen Bedingungen im Kongo. Kara argumentiert, dass die Ausbeutung und Unterdrückung, die in der Kolonialzeit begannen, bis heute fortbestehen und dass westliche Länder und Unternehmen weiterhin von diesen Praktiken profitieren. Er schildert, wie die koloniale Vergangenheit des Kongo die Grundlage für die heutigen sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten gelegt hat und wie wenig sich für die Arbeiter vor Ort verändert hat.
Kara lässt in seinem Buch auch die Menschen zu Wort kommen, die direkt vom Kobaltabbau betroffen sind. Durch ihre Geschichten wird das Ausmaß des menschlichen Leids deutlich, das hinter den glänzenden Fassaden unserer modernen Technologie steckt. Diese persönlichen Berichte geben den anonymen Arbeitern ein Gesicht und machen die abstrakten Statistiken greifbar.
Eines der Hauptziele von Karas Buch ist es, das Bewusstsein der Leser für die moralischen und ethischen Implikationen ihres Konsumverhaltens zu schärfen. Er fordert uns auf, kritisch zu hinterfragen, woher die Materialien für unsere Geräte kommen und unter welchen Bedingungen sie gewonnen werden. Indem er die Verbindungen zwischen unserem täglichen Leben und den Missständen im Kongo aufzeigt, möchte Kara eine breitere Diskussion über die Notwendigkeit von Veränderungen in der globalen Wirtschaftsordnung anstoßen.
Das Buch endet nicht nur mit einer Analyse der Probleme, sondern bietet auch Ansätze und Empfehlungen für Verbesserungen. Kara plädiert für strengere internationale Vorschriften und Kontrollen, um sicherzustellen, dass Unternehmen ihre Verantwortung gegenüber den Arbeitern in den Lieferketten wahrnehmen. Er fordert mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht sowie eine stärkere Unterstützung für Initiativen, die faire und sichere Arbeitsbedingungen fördern.
„Blutrotes Kobalt“ ist ein eindringlicher Appell an die Leser, die Augen nicht vor den dunklen Seiten unserer modernen Technologien zu verschließen. Es fordert uns auf, unsere Rolle als Konsumenten kritisch zu hinterfragen und Verantwortung für die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens zu übernehmen. Siddharth Kara gelingt es, die komplexen Zusammenhänge der globalen Wirtschaft auf eine Weise darzustellen, die sowohl informativ als auch emotional ansprechend ist.
Siddharth Kara ist ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler und Menschenrechtsaktivist, der weltweit als Experte für moderne Sklaverei und Menschenhandel anerkannt ist. Er ist Global Professor der British Academy und Professor an der Universität Nottingham. Kara hat bereits mehrere Bücher über moderne Sklaverei geschrieben und wurde für seine Arbeit mit dem Frederick Douglass Book Prize ausgezeichnet. Sein erstes Buch über die Bedingungen der globalen Zwangsprostitution wurde unter dem Titel „Trafficked“ in Hollywood verfilmt. Ein von „Blutrotes Kobalt“ inspirierter Spielfilm befindet sich derzeit in der Vorproduktion.
„Blutrotes Kobalt“ ist ein wichtiges und dringend notwendiges Buch, das uns die brutale Realität hinter unseren elektronischen Geräten vor Augen führt und uns dazu anregt, über die wahren Kosten unseres Wohlstands nachzudenken. Es ist ein eindringliches Plädoyer für mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit in der globalen Wirtschaft.
- Herausgeber : HarperCollins Hardcover; 1. Edition (23. April 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 352 Seiten
- ISBN-10 : 3365006192
- ISBN-13 : 978-3365006191
- Originaltitel : Cobalt Red
- Abmessungen : 13.9 x 3.6 x 21.8 cm
- 26 Euro