Das Buch „Wer hat Angst vor Donald Trump?“ von Hannelore Veit beleuchtet die Frage, warum Donald Trump so viele Anhänger in den USA hat und warum er auch bei den Wahlen 2024 wieder eine ernstzun
Das Buch von Veit, einer erfahrenen USA-Korrespondentin, widmet sich eingehend dem „Phänomen Trump“ und der Frage, warum dieser umstrittene Politiker trotz zahlreicher Kontroversen eine so große Anhängerschaft in den USA hat und auch bei den Wahlen 2024 wieder eine ernstzunehmende Chance auf die Präsidentschaft hat. Veit hat das Land bereist, Gespräche mit Trump-Wählern geführt und ihre Eindrücke zusammengetragen, um die Faszination und die politische Dynamik rund um Donald Trump zu erklären. Ihre Analyse geht weit über einfache Urteile hinaus und liefert ein vielschichtiges Bild der amerikanischen Wählerschaft, der politischen Kultur und der Herausforderungen, denen sich das Land in den kommenden Wahlen stellen muss.
Einer der zentralen Aspekte des Buches ist die Beschreibung der verschiedenen Wählerschichten, die sich von Trump angesprochen fühlen. Entgegen der oft vereinfachten Vorstellung, dass Trumps Basis hauptsächlich aus ungebildeten oder wirtschaftlich benachteiligten Menschen besteht, zeigt Veit, dass Trumps Wähler eine heterogene Gruppe sind. Sie reicht von Arbeitern und Menschen aus ländlichen Gebieten bis hin zu gebildeten und wohlhabenden Bürgern. Viele seiner Anhänger sind einfache Bürger, die sich von der Politik der traditionellen Eliten abgehängt fühlen. Sie sehen in Trump jemanden, der ihre Sorgen und Ängste ernst nimmt und bereit ist, das politische Establishment zu bekämpfen, das ihrer Meinung nach ihre Lebensrealitäten nicht mehr versteht. Aber auch in den Vororten und unter erfolgreichen Unternehmern findet Trump Zustimmung, da er für Deregulierung, Steuererleichterungen und eine pro-business-Agenda steht, die bei vielen auf Unterstützung stößt.
Veit schildert detailliert die unterschiedlichen Motivationen, die Menschen dazu bringen, Trump zu unterstützen. Für einige ist er ein Kämpfer gegen das politische Establishment, der das System „aufrütteln“ will. Andere sehen in ihm einen Beschützer traditioneller Werte, insbesondere in Bezug auf Einwanderung, nationale Sicherheit und den Umgang mit den USA als führender globaler Macht. Diese Gruppe sieht in Trumps „America First“-Politik eine Rückkehr zu einer stärkeren nationalen Identität, während sie gleichzeitig den internationalen Einfluss der USA neu definiert.
Ein besonders spannendes Kapitel des Buches widmet sich den Wahlkampferfahrungen, die Veit aus nächster Nähe miterleben konnte. Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, eine Wahlveranstaltung der Republikaner zu besuchen und den Enthusiasmus und die Begeisterung der Teilnehmer zu spüren. Diese Veranstaltungen sind mehr als politische Meetings – sie gleichen oft einer Art Show, die emotional aufgeladen ist und in der Trump als charismatische Führungsfigur gefeiert wird. Hier wird deutlich, dass viele seiner Anhänger eine tiefe persönliche Bindung zu ihm haben. Trump versteht es, Gefühle wie Wut, Frustration, aber auch Hoffnung zu kanalisieren und in politische Unterstützung umzuwandeln. Veit zeigt, wie er als Redner eine unmittelbare Verbindung zu seinem Publikum aufbaut und diese Verbindung nutzt, um sich als Außenseiter und Kämpfer gegen das „korrupte System“ darzustellen.
Eine weitere wichtige Perspektive, die Veit in ihrem Buch beleuchtet, ist der Vergleich zwischen Europa und den USA. Aus europäischer Sicht erscheint die Popularität Trumps oft unverständlich und besorgniserregend. Veit erklärt, dass viele Europäer die USA und ihre politische Kultur aus einer anderen historischen und gesellschaftlichen Perspektive betrachten. Während in Europa vielfach ein Konsens darüber herrscht, dass politische Debatten auf rationalen Argumenten und Kompromissen basieren sollten, ist die politische Kultur in den USA stärker von Emotionalität, Identitätspolitik und polarisierenden Themen geprägt. Die große Vielfalt des Landes, kombiniert mit einem stark ausgeprägten Individualismus, sorgt dafür, dass Themen wie Freiheit, wirtschaftlicher Erfolg und nationale Identität eine ganz andere Bedeutung haben als in Europa. In diesem Kontext kann Trump mit seinen markanten und oft polarisierenden Botschaften bei vielen Amerikanern punkten, während er in Europa eher als Gefahr für die Stabilität und Demokratie wahrgenommen wird.
Ebenfalls thematisiert Veit die Frage, ob Trumps Politik eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Insbesondere aus europäischer Perspektive erscheint sein Umgang mit demokratischen Institutionen und Normen problematisch. Seine wiederholten Angriffe auf die Medien, die Justiz und andere demokratische Institutionen werden in Europa mit großer Sorge betrachtet. Veit hinterfragt, ob Trumps autoritäre Tendenzen und sein populistischer Führungsstil langfristig die amerikanische Demokratie schwächen könnten. Gleichzeitig geht sie jedoch auch auf die Tatsache ein, dass viele Amerikaner Trump nicht als Bedrohung, sondern als Verteidiger der Demokratie sehen, der gegen eine vermeintlich korrupte und elitär geprägte Regierung kämpft.
Insgesamt bietet das Buch eine facettenreiche Analyse, die sowohl persönliche Eindrücke als auch fundierte Erklärungen zur anhaltenden Faszination Trumps in den USA liefert. Veit versucht, den europäischen Lesern verständlich zu machen, was hinter dem „Phänomen Trump“ steckt und warum er trotz aller Kritik eine so starke Anziehungskraft auf viele Menschen ausübt. Dabei wird deutlich, dass es sich bei Trump nicht nur um einen Politiker handelt, sondern um eine kulturelle Figur, die tief verwurzelte Ängste, Hoffnungen und Konflikte in der amerikanischen Gesellschaft anspricht. Veits Buch ist eine wertvolle Lektüre für alle, die die Komplexität der amerikanischen Politik und die Gründe für Trumps anhaltenden Erfolg besser verstehen wollen.
- Herausgeber : ecoWing; 1. Edition (26. September 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
- ISBN-10 : 3711003419
- ISBN-13 : 978-3711003416
- Abmessungen : 15.4 x 2.2 x 21.7 cm
- 434 Gramm
- 25 Euro