In die andere Richtung jetzt: Eine Reise durch Ostafrika ist das neue Buch des Autors Navid Kermani, das am 19. September 2024 erscheint. In diesem literarischen Werk beschreibt Kermani seine beeindruckende Reise quer durch Ostafrika – von Madagaskar bis hin zu den Nuba-Bergen im Sudan. Dabei verknüpft er seine tiefgehenden Beobachtungen mit großen globalen Themen unserer Zeit, wie dem Klimawandel, Krieg, Kolonialismus und Fragen der menschlichen Existenz.
Kermani beginnt seine Reise in Madagaskar, einem Land, das oft übersehen wird, wenn es um internationale Angelegenheiten geht. Madagaskar war jedoch der Ort, an dem die Vereinten Nationen die erste Hungersnot verzeichneten, die nachweislich durch den Klimawandel verursacht wurde. Dies markiert den Auftakt einer Reise, die ihn weiter über die Komoren, Mosambik, Tansania, Kenia, Äthiopien und schließlich in den Sudan führt. Hier, in den Nuba-Bergen, erlebt er hautnah, wie die Menschen mit den Herausforderungen von Krieg und Dürre umgehen und sich trotz widriger Umstände immer wieder an neue Lebensbedingungen anpassen.
Das Buch ist nicht nur eine einfache Reisebeschreibung. Vielmehr gelingt es Kermani, den Leser in die Kultur, Geschichte und aktuellen Realitäten des Kontinents eintauchen zu lassen. Afrika, das oft als der „vergessene Kontinent“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit seit dem 19. Jahrhundert ein umkämpftes Gebiet. Europäische Kolonialmächte haben tiefe Wunden hinterlassen, die bis heute spürbar sind. Auch der arabische Einfluss aus dem Norden hat sich im Laufe der Zeit bis in den Süden Afrikas ausgebreitet, oft begleitet von Gewalt. Zusätzlich konkurrieren China und der Westen um Bodenschätze und wirtschaftlichen Einfluss.
Kermani beobachtet die afrikanischen Bevölkerungen jedoch nicht nur als Opfer von äußeren Mächten und Krisen. Er erkennt, wie kreativ diese Kulturen neue Einflüsse aufnehmen und sie in etwas Eigenes verwandeln. Besonders die Musik, die für Kermani eine zentrale Rolle in der afrikanischen Kultur spielt, zeigt diese Dynamik der kulturellen Anpassung und Neuschöpfung am deutlichsten. Sie bildet den roten Faden, der sich durch das Buch zieht, und verleiht den Geschichten einen eigenen Rhythmus, der den Leser mitnimmt.
Das Besondere an Kermanis Werk ist seine tiefe Sensibilität und sein Verständnis für die Menschen, denen er begegnet. Er nähert sich ihren Geschichten mit Respekt, Geduld und einem außergewöhnlichen Talent zum Zuhören. Kermani wird von Kritikern als ein „zeitgenössischer Herodot“ bezeichnet, der es wie kein anderer versteht, durch seine literarische Neugier und Empathie, die Stimmen Afrikas zum Sprechen zu bringen. Wo andere Autoren oft nur das Exotische und Ursprüngliche suchten, findet Kermani in Bewegung befindliche Kulturen und Menschen, die von Krieg, Flucht und Klimakrisen gezeichnet sind, aber dennoch immer wieder neue Wege finden, sich anzupassen und zu überleben.
Sein Buch zeigt eindrucksvoll, dass Afrika kein passiver Kontinent ist, der auf Hilfe von außen angewiesen ist, sondern ein Ort, an dem Menschen trotz aller Herausforderungen fortwährend ihre Zukunft gestalten. Kermani macht deutlich, dass es gerade in Zeiten von Fake News, Fanatismus und Fremdenangst von großer Bedeutung ist, genau hinzusehen, zuzuhören und die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
- Herausgeber : C.H.Beck; 1. Edition (19. September 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
- ISBN-10 : 3406819699
- ISBN-13 : 978-3406819698
- Abmessungen : 14.4 x 2.8 x 21.6 cm
- 443 Gramm
- 26 Euro