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Dieser fesselnde Kriminalroman spielt in einem kleinen, vom Hochwasser heimgesuchten Dorf und erzählt die Lebensgeschichte von Gudelia – einer Frau, die fest entschlossen ist, ihr düsteres Geheimnis zu bewahren. Über Jahrzehnte hinweg wird eine Handlung entfaltet, die von Verlust, Schuld und der Stärke einer Frau geprägt ist, die trotz allem weiterkämpft.
Worum geht es?
Die Geschichte spielt auf drei Zeitebenen, die sich Stück für Stück zu einem erschütternden Gesamtbild zusammenfügen:
- 2024: Eine Sturmflut zwingt die Bewohner des Dorfes Unterlingen, ihre Häuser zu verlassen. Doch die 81-jährige Gudelia weigert sich. Sie bleibt in ihrem Haus, das ihre dunkelsten Geheimnisse birgt. Von ihrem Fenster aus beobachtet sie, wie das Wasser alles mitreißt – darunter auch zwei gefesselte Leichen. Doch weder die Gefahr noch das makabre Schauspiel vor ihren Augen können Gudelia davon überzeugen, ihr Haus zu verlassen.
- 1984: Gudelias Sohn Nico, ein 15-jähriger Junge, kehrt nach einem Dorffest nicht nach Hause zurück. Als Gudelia ihn sucht, findet sie ihn – doch dieser Moment zerstört ihr Leben und stellt alles auf den Kopf. Ein furchtbares Verbrechen wird zur Grundlage für die Schuld, die Gudelia fortan trägt, und für die dunklen Geheimnisse, die ihr Leben bestimmen.
- 1998: Gudelias Ehe mit Heinz zerbricht an der Last der Vergangenheit. Heinz ist Alkoholiker und gibt Gudelia und dem, was in ihrem Haus verborgen liegt, die Schuld an seinem Versagen. Trotz seiner Angriffe setzt Gudelia alles daran, ihr Zuhause zu behalten, selbst wenn sie dabei alles aufs Spiel setzen muss.
Ein Roman voller Spannung und psychologischer Tiefe
Das Buch erzählt Gudelias Geschichte größtenteils aus ihrer Perspektive, wodurch man tief in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen kann. Die Handlung entwickelt sich in einem ruhigen, aber intensiven Tempo, das durch den Wechsel zwischen den Zeitebenen eine ständige Grundspannung aufrechterhält.
Besonders beeindruckend ist die Darstellung von Gudelia:
- Sie ist keine klassische Heldin, sondern eine Frau mit Fehlern, deren Handlungen oft moralisch fragwürdig sind.
- Trotzdem wirkt sie sympathisch und menschlich, da ihre Entscheidungen nachvollziehbar erscheinen, auch wenn sie erschütternd sind.
Die Atmosphäre im Buch ist bedrückend und zugleich faszinierend – die Flutkatastrophe von 2024, das Drama um Nico 1984 und die Konflikte mit Heinz 1998 verweben sich zu einem komplexen Bild von Liebe, Verlust und Schuld.
Stärken des Romans
- Vielschichtige Charaktere: Besonders Gudelia ist ein beeindruckend komplexer Charakter. Sie wird als eine Frau dargestellt, die trotz aller Rückschläge Stärke beweist und die Konsequenzen ihrer Taten trägt.
- Atmosphärischer Schreibstil: Thomas Knüwer schreibt bildhaft und schafft es, die verschiedenen Zeitebenen fließend miteinander zu verbinden.
- Spannungsaufbau: Obwohl die Handlung eher ruhig voranschreitet, bleibt die Spannung durch die ungelösten Geheimnisse bis zum Schluss erhalten.
Kritikpunkte
Einige Leser bemängeln, dass das Ende zu abrupt kommt. Zwar werden viele Fragen beantwortet, aber manches bleibt nur angedeutet – etwa Gudelias letzte Tat und was genau mit ihrem Ehemann Heinz passiert ist. Das lässt Raum für Interpretation, hätte jedoch klarer ausgearbeitet sein können.
Fazit
Das Haus, in dem Gudelia stirbt ist ein eindringlicher Kriminalroman, der zeigt, wie weit Menschen gehen, um ihre Geheimnisse zu schützen. Die Geschichte bewegt sich zwischen dunklen Abgründen und Momenten der Stärke und bleibt trotz der schwerwiegenden Themen nahbar und menschlich.
Empfohlen für alle, die psychologisch tiefgründige Kriminalromane mögen, die nicht nur Spannung, sondern auch emotionale Tiefe und moralische Fragen aufwerfen.
- Herausgeber : Pendragon; 1. Edition (21. August 2024)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 290 Seiten
- ISBN-10 : 3865328822
- ISBN-13 : 978-3865328823
- Abmessungen : 13.5 x 2.5 x 20.6 cm
- 450 Gramm