
Pretty Perfect – Die perfekte Hochzeit. Der perfekte Mord.
Ein Krimi zwischen Traumkulisse und Albtraum – mit einem Ende, das leider nicht ganz mithalten kann
Stell dir vor: weißer Sand, türkisfarbenes Meer, ein schickes Luxushotel auf einer abgelegenen Insel. Du läufst über eine schmale Brücke und denkst dir – wow, das ist einfach nur Paradies pur! Genau so geht’s auch Ellery, als sie im Hotel Broken Point ankommt. Hier steigt die Hochzeit des Jahres. Glitzernde Kleider, schicke Leute, gute Drinks – alles scheint perfekt. Aber wie wir wissen: Wenn etwas zu perfekt wirkt, dann stimmt meistens was nicht …
Ellery spürt das ziemlich schnell. Die Braut Olivia – schön, elegant, aber irgendwie auch angespannt – wirkt nicht so, als wäre sie komplett happy in ihrer Rolle als Braut. Und auch sonst liegt irgendwie was in der Luft. Und nein, damit ist nicht nur das Gewitter gemeint, das kurz nach Ellerys Ankunft aufzieht.
Und dann geht’s richtig los: In der Hochzeitsnacht findet Ellery im Pool eine Leiche. Kein Spaß – die Party ist vorbei, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat. Und das war erst der Anfang. Die Brücke, die zum Hotel führt, wird vom Sturm beschädigt. Alle sitzen fest. Niemand kommt raus, niemand kommt rein. Klassische Locked-Room-Mystery-Situation. Klingt spannend? Ja, eigentlich schon …
Aber: Leider zieht sich die Story stellenweise wie Kaugummi.
Klar, die Atmosphäre passt – das Setting ist einfach top. Das Hotel mit seinen verstreuten 13 Kunstwerken auf dem Gelände, der tägliche Wetterbericht, die Zitate zu Beginn jedes Kapitels – das alles ist richtig schön gemacht. Man merkt, dass sich die Autorin Mühe gegeben hat, eine besondere Stimmung zu schaffen. Und die Idee ist cool: Kunst, Wetter, perfekter Mord – alles könnte irgendwie zusammenhängen.
Aber so richtig Spannung will oft nicht aufkommen.
Es gibt viele Rückblenden in Ellerys Vergangenheit, die sie als Figur zwar greifbarer machen, aber leider auch immer wieder das Tempo rausnehmen. Manchmal fragt man sich: Kommen wir jetzt mal zur Sache oder nicht?
Zum Glück gibt’s zwei Lichtblicke:
- Nina, eine selbstbewusste Frau, die Ellery im Hotel kennenlernt.
- Und vor allem Ravi, der lockere, humorvolle Typ, der ein bisschen Schwung in die Sache bringt. Mit seiner Art bringt er Leben in die eher düstere Stimmung. Die drei tun sich zusammen und versuchen herauszufinden, was hier eigentlich los ist – wer ist der Mörder? Und warum?
Doch das größte Problem ist das Ende.
Nach all dem Aufbau, der Spannung, den Andeutungen, dem Misstrauen gegenüber jeder einzelnen Figur, hätte man ein richtig cleveres, überraschendes Finale erwartet. Schließlich heißt das Buch ja „Die perfekte Hochzeit. Der perfekte Mord.“ – das klingt nach einem richtig durchdachten, vielleicht sogar genialen Plan.
Aber was dann kommt, ist leider ziemlich enttäuschend. Die Auflösung wirkt wie aus dem Hut gezaubert. So nach dem Motto: „Ach übrigens, so war’s, und damit tschüss.“
Das ist nicht das, was man sich bei einem guten Krimi wünscht. Und besonders schade ist, dass das Buch bis dahin echt Potenzial hatte. Atmosphäre top, Figuren okay, Spannung naja – aber das Ende leider flop.
„Pretty Perfect“ startet mit einer vielversprechenden Idee: Eine Luxushochzeit, eine isolierte Insel, ein Mord – und niemand kann fliehen. Das Setting ist wirklich stark, und auch die kleinen Details (wie die Kunstwerke oder die Wetterberichte) sind liebevoll eingebaut. Ellery als Hauptfigur ist okay, wenn auch manchmal etwas farblos. Ravi rettet viele Szenen mit seiner entspannten Art, und Olivia bleibt geheimnisvoll bis zum Schluss.
ABER: Die Spannung zieht sich oft zu lange hin, die Rückblicke bremsen den Lesefluss, und das große Finale enttäuscht auf ganzer Linie. Wer auf klassische Locked-Room-Krimis steht, könnte hier trotzdem auf seine Kosten kommen – einfach wegen der Atmosphäre. Wer aber eine geniale Auflösung oder tiefergehende Charakterentwicklung erwartet, wird wohl eher enttäuscht sein.
Ich geb dem Buch am Ende 3 von 5 Sternen.
Ein solides „Kann man lesen“, aber nicht das Highlight, das der Klappentext verspricht. Wer Lust auf leichte Krimi-Unterhaltung mit tropischem Flair hat, kann reinschauen – alle anderen lesen vielleicht lieber was mit mehr Biss.
- Herausgeber : Rowohlt Taschenbuch
- Erscheinungstermin : 15. Juli 2025
- Auflage : 2.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 416 Seiten
- ISBN-10 : 3499017644
- ISBN-13 : 978-3499017643
- Originaltitel : The Unwedding
- Abmessungen : 13.3 x 2.99 x 21 cm
- 18 Euro