
Jochen Schmidt legt mit Hoplopoiia einen Roman vor, der gleichzeitig ernsthaft und urkomisch ist. Im Mittelpunkt steht Richard Sparka – ein Mann, der wie kaum ein anderer die Widersprüche, Unsicherheiten und Absurditäten unserer Zeit verkörpert. Schmidt zeichnet mit seinem Helden ein Gesellschaftsporträt, das die Überforderung des modernen Stadtmenschen offenlegt, ohne dabei je ins Resignierte oder Bittere abzurutschen. Stattdessen begegnen wir einem zweifelnden, grübelnden, aber auch liebenswerten Menschen, der uns immer wieder zum Schmunzeln bringt.
Richard Sparka – ein Antiheld unserer Zeit
Richard ist der Prototyp des Stadtneurotikers im 21. Jahrhundert. Alles um ihn herum verändert sich viel zu schnell: neue Trends, steigende Mieten, verschwindende Orte der Vertrautheit. Während andere scheinbar mühelos mithalten, bleibt Richard zurück und staunt, wie rasch sich seine Welt verwandelt. Seine Beziehung mit Klara ist gescheitert, die Kinder werden erwachsen, die Eltern altern – und er selbst? Er fühlt sich, als ob er inmitten all dieser Veränderungen auf der Stelle tritt.
Katastrophen im Kleinen
Jochen Schmidt versteht es meisterhaft, aus kleinen Alltagsbeobachtungen große Themen zu formen. Für Richard ist es ein Drama, dass der Zeitungsstand im Spätkauf durch ein Chipsregal ersetzt wird. Für andere wäre es nur eine Randnotiz, doch für ihn symbolisiert es den Verlust von Vertrautheit und Halt. Auch der neue, hippe Eisladen um die Ecke lässt ihn nicht kalt: Er ist überzeugt, dass dieser die Mieten in seinem Viertel in die Höhe treiben und das alte Leben unwiderruflich verdrängen wird. Richards Blick auf solche Entwicklungen ist voller Skepsis, aber zugleich auch komisch – weil er so treffend spiegelt, wie wir alle manchmal an Kleinigkeiten verzweifeln.
Spurensuche in der Vergangenheit
Um Antworten zu finden, wendet sich Richard seiner eigenen Kindheit in der DDR zu. Er fragt sich, ob seine Schwierigkeiten im Hier und Jetzt mit dem Aufwachsen in einer Diktatur zusammenhängen. Hat ihn diese Vergangenheit geprägt, sodass er den Anforderungen der modernen Welt weniger gewachsen ist? Hätte sein Leben einen anderen Verlauf genommen, wenn er damals den Mut gehabt hätte, Mathematiker zu werden? Diese Fragen machen den Roman nicht nur zu einem Porträt des Einzelnen, sondern auch zu einer Reflexion über kollektive Erfahrungen und Brüche in der deutschen Geschichte.
Humor und Melancholie
Trotz der ernsten Themen ist Hoplopoiia ein äußerst unterhaltsamer Roman. Jochen Schmidt schreibt mit scharfem Blick für Absurditäten, mit feiner Ironie und gnadenloser Komik. Er lacht nicht über seinen Helden, sondern zeigt dessen Schwächen und Sorgen so, dass wir uns selbst darin erkennen können. Die Melancholie, die Richards Gedanken durchzieht, wird immer wieder durch humorvolle Momente aufgelockert. Das macht das Buch so menschlich und so nahbar.
Eine kluge Weltbetrachtung
Der Titel Hoplopoiia verweist auf alte Vorstellungen von Kampf und Ausrüstung – ein passendes Bild für die Auseinandersetzung mit der modernen Welt. Richard ist ein Zweifler, ein Grübler, ein Suchender. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann den richtigen Weg zu finden. Und genau das macht ihn so sympathisch. In ihm steckt ein Stück von uns allen: das Gefühl, nicht Schritt halten zu können, das Staunen über Veränderungen, das Fragen nach dem Sinn.
Für wen ist das Buch geeignet?
- Für Leser:innen, die gerne über die Gegenwart nachdenken und dabei auch lachen möchten.
- Für alle, die das Gefühl kennen, mit der Geschwindigkeit der Welt nicht mitzuhalten.
- Für Fans von Gesellschaftsporträts, die pointiert, humorvoll und zugleich tiefgründig sind.
- Für Menschen, die sich für die Verbindung von persönlicher Biografie und Zeitgeschichte interessieren.
Ein großartiger Roman! Jochen Schmidt gelingt es, mit Richard Sparka einen Helden zu erschaffen, der die Unsicherheit und Überforderung unserer Zeit auf den Punkt bringt – und das mit viel Witz und Feingefühl. Die Mischung aus Melancholie und Komik macht „Hoplopoiia“ zu einer Lektüre, die gleichermaßen nachdenklich stimmt und unterhält. Die Alltagsbeobachtungen sind so präzise und pointiert, dass man sich selbst immer wieder darin wiederfindet. Ein kluges, humorvolles und tiefgründiges Gesellschaftsporträt, das lange nachhallt. Absolut empfehlenswert!
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- Herausgeber : C.H.Beck
- Erscheinungstermin : 21. August 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 371 Seiten
- ISBN-10 : 3406836887
- ISBN-13 : 978-3406836886
- Abmessungen : 12.6 x 3.2 x 20.8 cm
- 25 Euro