„Ich bin ein Magnet für alle Verrückten – Die Einstein-Protokolle“ von Peter von Becker ist kein gewöhnliches Buch über Albert Einstein. Es ist kein trockenes Geschichtsbuch voller Zahlen und Theorien, sondern ein sehr persönlicher Blick auf den berühmtesten Wissenschaftler der Welt – als Mensch, Denker und Liebender. Das Buch zeigt, wer Einstein in seinen letzten Lebensjahren wirklich war: klug, witzig, eigenwillig, manchmal müde, aber immer neugierig und voller Gefühl.
Die Grundlage des Buches sind ganz besondere Aufzeichnungen. Einsteins Freundin Johanna Fantova, eine kluge und mutige Frau, schrieb in seinen letzten Lebensjahren alles mit, was er ihr erzählte – spontan, ehrlich und oft überraschend offen. Diese sogenannten „Einstein-Protokolle“ lagen jahrzehntelang im Verborgenen. Erst jetzt werden sie vollständig veröffentlicht, und Peter von Becker hat daraus ein faszinierendes Porträt geformt.
Was dieses Buch so besonders macht, ist die Mischung aus Nähe und Weitblick. Einstein spricht über große Themen wie Wissenschaft, Politik, Krieg und Frieden – aber auch über Liebe, Freundschaft und das Altwerden. Man merkt, dass er sich seiner Endlichkeit bewusst war, aber trotzdem mit Humor und Lebensfreude durchs Leben ging. Selbst wenige Tage vor seinem Tod im Jahr 1955 scherzt er, denkt über die Welt nach und bleibt dabei ganz er selbst: klug, kritisch und herzlich.
Von Becker schafft es, diese Gespräche lebendig zu erzählen. Man liest das Buch fast so, als säße man mit Einstein und Johanna in einem kleinen Wohnzimmer in Princeton, während er Pfeife raucht und über Gott und die Welt philosophiert. Dabei erfährt man auch viel über seine Sorgen und Zweifel – über die Bedrohung durch Atomwaffen, über die Spannungen zwischen Ost und West, über den Konflikt in Palästina und über die Rolle der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Er spricht mit Weitblick und erstaunlicher Aktualität: Viele seiner Gedanken klingen, als wären sie für unsere Zeit geschrieben.
Neben diesen großen Themen erzählt das Buch aber auch eine sehr menschliche Geschichte – die von Einsteins letzter Liebe. Johanna Fantova war Bibliothekarin, intelligent, charmant und selbstbewusst. Zwischen ihr und Einstein entstand eine tiefe, freundschaftliche, aber auch zärtliche Verbindung. Peter von Becker beschreibt diese Beziehung sehr feinfühlig – ohne Klatsch, aber mit viel Wärme. Er zeigt, wie Einstein in ihr nicht nur eine Vertraute fand, sondern jemanden, der ihn verstand und ihm half, mit dem Altern und dem Abschied vom Leben umzugehen.
Das Buch ist dabei kein reiner Liebesroman und auch keine trockene Biografie. Es ist beides – und noch mehr. Es ist ein Stück Zeitgeschichte, eine Sammlung kluger Gedanken, ein Liebesbekenntnis und eine Erinnerung daran, dass selbst Genies menschlich sind. Von Becker verknüpft die historischen Protokolle mit seinen eigenen Recherchen und Beobachtungen. Er verfolgt, was aus Johanna Fantova wurde, welche Spuren Einstein hinterließ und wie sein Mythos bis heute weiterlebt.
Was beim Lesen besonders auffällt, ist die Sprache. Peter von Becker schreibt klar, poetisch und leicht verständlich. Man braucht kein Physikstudium, um das Buch zu genießen. Es geht nicht um Formeln, sondern um Menschen. Einstein erscheint nicht als unnahbarer Übermensch, sondern als jemand, der lacht, zweifelt, träumt – und manchmal auch einfach seine Ruhe will.
Die „Einstein-Protokolle“ sind auch deshalb so spannend, weil sie zeigen, dass Einsteins Geist bis zum Schluss wach blieb. Er war kein verbitterter alter Mann, sondern ein kritischer Beobachter der Welt. Er warnte vor Krieg, Nationalismus und Machtmissbrauch – Themen, die heute genauso aktuell sind wie damals. Gleichzeitig sprach er über Liebe und Menschlichkeit, über Neugier und Hoffnung. Diese Mischung aus Intelligenz und Wärme macht das Buch so berührend.
Peter von Becker gelingt es, aus diesen Gesprächen ein lebendiges Porträt zu formen, das weit über die bekannten Fakten hinausgeht. Man lernt einen Einstein kennen, der tief denkt, aber auch herzlich lacht; der an das Gute im Menschen glaubt, aber nie naiv ist; der mit der Welt ringt, aber ihr nie den Rücken kehrt.
Am Ende bleibt das Gefühl, einem echten Menschen begegnet zu sein – einem, der trotz Ruhm und Genie bodenständig blieb. Das Buch erinnert daran, dass große Gedanken und große Gefühle oft Hand in Hand gehen. „Ich bin ein Magnet für alle Verrückten“ – dieser Satz, den Einstein selbst sagte, zeigt, wie selbstironisch und offen er war. Und genau so bleibt er einem nach der Lektüre im Gedächtnis: als genialer Kopf mit einem großen Herzen.
Fazit:
Ein beeindruckendes, berührendes und kluges Buch. „Die Einstein-Protokolle“ sind keine trockene Biografie, sondern ein lebendiges Zeugnis von Einsteins Geist, Humor und Menschlichkeit. Peter von Becker erzählt mit Feingefühl, Spannung und Liebe zum Detail. Wer Einstein bisher nur als den Mann mit den wirren Haaren und den komplizierten Formeln kannte, wird hier den Menschen dahinter entdecken – voller Witz, Wärme und Weisheit.
- Herausgeber : Heyne Verlag
- Erscheinungstermin : 24. September 2025
- Auflage : Originalausgabe
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 256 Seiten
- ISBN-10 : 3453218760
- ISBN-13 : 978-3453218765
- Abmessungen : 14.3 x 2.6 x 22 cm
- 24 Euro