/ November 17, 2025/ Buch

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weiss, dick

Wow. Also wirklich: Dieses Buch ist eine Wucht. Schon der Titel „Kultur: Eine neue Geschichte der Welt“ klingt groß – aber was Martin Puchner hier liefert, ist nicht weniger als eine intellektuelle Weltreise, die sich gleichzeitig wie ein Abenteuerroman, ein Ideenfeuerwerk und ein liebevoller Blick auf die Menschheit anfühlt. Ich habe selten ein Sachbuch gelesen, das mich so begeistert, überrascht und emotional erwischt hat.

Schon die ersten Seiten fühlen sich an wie ein Öffnen einer Tür, hinter der die gesamte Menschheitsgeschichte in vibrierenden Farben wartet. Von der Chauvet-Höhle – wo unsere Vorfahren zum ersten Mal etwas erschufen, das über bloßes Überleben hinausgeht – bis zu den großen Reichen, Dynastien und Wissenszentren der Welt spannt Puchner einen gigantischen Bogen. Und trotzdem wirkt nichts trocken oder kompliziert. Es liest sich leicht, lebendig, menschlich – fast so, als würde ein charismatischer Professor mit funkelnden Augen seine Lieblingsgeschichten erzählen.

Und genau das ist die Magie: Dieses Buch bringt uns bei, nicht nur was passiert ist, sondern warum. Warum Menschen malen, singen, schreiben, archivieren, erzählen. Warum wir Symbole erschaffen. Warum Kultur der Motor unserer Entwicklung ist – und nicht bloß ein dekoratives Nebenprodukt.

Besonders kraftvoll fand ich den Gedanken, dass Kultur immer ein Austausch, ein Mischprozess, ein kreatives Leihen und Verwandeln ist. Keine Nation, keine Religion, keine Ethnie besitzt sie. Sie gehört uns allen, weil sie von allen gestaltet wurde. Puchner demoliert nationalistische Besitzansprüche, ohne zu moralisieren – er zeigt einfach, wie die Geschichte tatsächlich verlief: Ideen reisen. Menschen teilen. Und daraus entsteht Neues.

Die Stationen seines Denkens wirken wie Meilensteine einer globalen intellektuellen DNA:

  • die Bibliotheken der Azteken,
  • die Philosophen Griechenlands,
  • das alte Ägypten,
  • China zur Tang-Dynastie,
  • Ashokas Indien.

Jede Epoche, jede Kultur, jede Entdeckung wird nicht einfach beschrieben, sondern zum Leben erweckt. Man sieht Bilder vor dem inneren Auge, hört Stimmen, spürt Pulver von Zeit und Geschichte.

Zwischendurch blitzt immer wieder Humor auf. Dann wieder Staunen. Und manchmal sogar ein Moment ehrfürchtiger Stille.

Und ja – dieses Buch ist auch ein Weckruf. Es sagt uns:

Kultur ist kein Museumsstück. Sie ist ein Prozess. Ein Recyclingprojekt der Menschheit. Ein Tanz aus Erinnerung, Verlust, Wiederentdeckung und Neuerfindung.

Wer glaubt, er wisse bereits, was Kultur bedeutet, wird hier überrascht. Wer dachte, Geschichte sei verstaubt, wird eines Besseren belehrt. Und wer bisher dachte, Kultur sei eine Sache der Elite – der merkt, dass sie in jeder Geste lebt: in Liedern, Sprachen, Rezepten, Geschichten, Symbolen und Träumen.

Ich habe dieses Buch verschlungen – und gleichzeitig wollte ich nach jedem Kapitel kurz innehalten, weil darin so viele Gedanken stecken, die nachhallen.

Es ist berührend, schlau, leidenschaftlich, inspirierend – und ja, es ist genau das, was die Boston Globe schrieb:

Ein Geschenk.

Wenn man danach die Welt ansieht, merkt man plötzlich: Alles ist voller Bedeutung. Voller Geschichten. Voller Kultur. Ganze Zivilisationen sprechen weiter – durch uns.

Kurz: Ein Meisterwerk. Ein Feuerwerk. Ein Buch, das bleibt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Klett-Cotta
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 12. April 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 2. Druckaufl., 2025
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 432 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3608966595
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608966596
  • Originaltitel ‏ : ‎ Culture. The Story of Us, From Cave Art to K-Pop
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.2 x 4.2 x 21.8 cm
  • 35 Euro

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