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Hofkünstler – Zur Vorgeschichte des modernen Künstlers ist ein wichtiges Sachbuch des Kunsthistorikers Martin Warnke. Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie das moderne Künstlertum entstanden ist. Es geht also darum, warum Künstlerinnen und Künstler heute als eigenständige, freie Persönlichkeiten gesehen werden – und wo diese Vorstellung ihren Ursprung hat.
Viele Menschen denken, dass moderne Künstler vor allem in den Städten entstanden sind, zum Beispiel im bürgerlichen Umfeld von Kaufleuten, Handwerkern und Akademien. Martin Warnke zeigt jedoch, dass diese Annahme nicht stimmt. In seinem Buch erklärt er überzeugend, dass die entscheidenden Voraussetzungen für das moderne Künstlertum an den Fürstenhöfen entstanden sind.
An den Höfen von Königen, Kaisern und Fürsten arbeiteten Künstler oft unter ganz anderen Bedingungen als in den Städten. In den Städten waren sie meist Mitglied in Zünften. Diese Zünfte regelten streng, wie gearbeitet werden durfte, was erlaubt war und wie viel ein Werk kosten durfte. Kreative Freiheit war dort oft eingeschränkt.
An den Höfen war das anders. Hofkünstler waren nicht an Zünfte gebunden. Sie arbeiteten direkt für den Herrscher und hatten dadurch mehr künstlerische Freiheit. Von ihnen wurde oft etwas völlig Neues erwartet: außergewöhnliche Ideen, neue Stile und höchste handwerkliche Qualität. Gleichzeitig konnten Hofkünstler eine besondere Stellung einnehmen. Manche von ihnen wurden fast wie Berater behandelt und standen sozial erstaunlich nahe am Herrscher.
Martin Warnke zeigt anhand einer sehr großen Anzahl historischer Quellen, wie sich unter diesen Bedingungen ein neues Bild vom Künstler entwickelte: nicht nur als Handwerker, sondern als kreative, selbstbewusste Persönlichkeit mit eigener Autorität. Dieses neue Selbstverständnis ist ein wichtiger Schritt hin zum modernen Künstlerbegriff, wie wir ihn heute kennen.
Das Buch erschien erstmals 1985 und gilt als Warnkes wichtigstes Werk. Die Neuausgabe wird durch ein Vorwort von Horst Bredekamp und Matthias Bormuth ergänzt. Darin erklären sie, warum das Buch nicht nur für die Kunstgeschichte bedeutend ist, sondern auch für die Geschichts- und Sozialwissenschaft. Außerdem enthält die Ausgabe ein Nachwort von Karin Michels, das zeigt, wie das Buch im Laufe der Zeit aufgenommen und diskutiert wurde.
„Hofkünstler“ ist ein grundlegendes Werk, das Kunst nicht isoliert betrachtet, sondern immer im Zusammenhang mit Politik, Macht und Gesellschaft. Trotz seines wissenschaftlichen Anspruchs macht das Buch deutlich, wie eng Kunst und Geschichte miteinander verbunden sind – und warum Künstler schon früh eine besondere Rolle in der Gesellschaft spielten.
Hofkünstler von Martin Warnke zeigt eindrucksvoll, wie das moderne Künstlertum an Fürstenhöfen entstand. Verständlich und fundiert erklärt das Buch, warum Künstler dort größere Freiheit, Anerkennung und Nähe zur Macht erlangten als in den Städten. Ein kluger Klassiker der Kunstgeschichte, der Kunst, Politik und Gesellschaft überzeugend verbindet.
- Herausgeber : Verlag Klaus Wagenbach GmbH
- Erscheinungstermin : 16. Oktober 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 512 Seiten
- ISBN-10 : 3803137608
- ISBN-13 : 978-3803137609
- Abmessungen : 3 x 13.5 x 21.5 cm
- 42 Euro
