
„Ist es Liebe?“ von Valery Tscheplanowa ist so ein Buch, das man aufschlägt – und plötzlich sitzt man mittendrin in einem Leben, das sich echt, verwundbar, wild und wunderschön anfühlt. Schon die ersten Seiten haben mich gepackt, weil Tscheplanowa eine Sprache benutzt, die einfach unter die Haut geht: poetisch, zart, aber gleichzeitig klar und direkt. Kein künstliches Gefasel, sondern ehrliches Erzählen. Nicht umsonst schwärmt Elke Heidenreich davon – und man versteht sofort, warum.
Im Zentrum steht Anne, eine Frau, die Freiheit im Blut hat. Von klein auf wurde sie dazu ermutigt, sie selbst zu sein. Kein Wunder also, dass sie Schauspielerin wird, unabhängig, ungebunden, immer ein bisschen unterwegs – im Kopf wie im Leben. Beziehungen? Gerne, aber ohne Ketten. Liebe ja, aber bitte nicht auf Kosten ihrer Freiheit. Und dann kommt Richard. Und plötzlich steht alles Kopf.
Richard ist anders. Nicht „ein bisschen anders“, sondern wirklich anders – so jemand, der einen Raum betritt und ihn sofort wärmer macht. Er arbeitet als Bäcker, trägt farbenfrohe, elegante Kleidung, hat Humor, Charme und diese besondere Art, die Menschen sofort berührt. Dazu kommt seine Geschichte als Geflüchteter aus Kenia, sein unsicherer Status, seine ganz eigene Lebensrealität. Und trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – ist da zwischen Anne und Richard sofort dieses besondere Funkeln. Etwas, das sich wie eine Mischung aus Aufbruch, Abenteuer und Geborgenheit anfühlt.
Und Anne, die Freiheitsliebende, die Unabhängige, merkt plötzlich: Für diese Liebe lohnt es sich, die Flügel mal ein Stück einzuklappen. Oder vielleicht einfach anders zu benutzen. Dann wird Thando geboren, und das Leben verändert sich. Wie das Leben das eben so tut. Plötzlich sind da Sorgen, Fragen, Zweifel. Ist Richard wirklich der Fels, für den sie ihn gehalten hat? Oder ist sein Lebensstil doch zu unstet? Sind ihre Unterschiede das, was sie verbindet – oder das, was sie irgendwann zerreißt? Und vor allem: Was macht die Liebe mit der Freiheit? Und was macht die Freiheit mit der Liebe?
Tscheplanowa beschreibt all das so packend, so emotional ehrlich, dass man gar nicht anders kann, als mitzufühlen – mit beiden. Sie zeigt, wie Beziehungen heute wirklich sind: intensiv, chaotisch, voller Widersprüche. Man liebt, man zweifelt, man hofft, man kämpft, man verliert sich ein Stück, man findet sich ein Stück. Dieses Hin und Her, dieses Herzklopfen und Herzschmerzen, diese Suche nach Nähe ohne sich selbst zu verlieren – all das fängt sie so schön ein, dass man ständig nicken muss, weil man es kennt.
Ja, „Ist es Liebe?“ ist ein Liebesroman – aber keiner, der kitschig daherkommt. Es ist ein Roman über das echte Leben, über Freiheit und Verantwortung, über Geborgenheit und Individualität, über das Zerbrechliche und gleichzeitig Unzerstörbare der Liebe. Über Menschen, die verschieden sind und sich trotzdem finden. Oder vielleicht gerade deshalb.
Und das Ganze in einer Sprache, die so schimmernd ist, dass manche Sätze wie kleine Gedichte wirken. Man liest sie, hält kurz inne und denkt: „Wow. Genau so fühlt es sich an.“ Dieses Buch ist warm, mutig und voller Herz – und es zeigt, wie kompliziert die Liebe manchmal sein kann, aber auch, wie wunderschön. Ein echtes Highlight für alle, die Geschichten lieben, die noch lange nachklingen.
- Herausgeber : Rowohlt Berlin
- Erscheinungstermin : 16. September 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 240 Seiten
- ISBN-10 : 373710221X
- ISBN-13 : 978-3737102216
- Abmessungen : 13.4 x 2.46 x 21 cm
- 24 Euro
