/ Dezember 17, 2025/ Buch

Das Buch „Dschihadisten: Junge Männer in einer totalen Subkultur“ von Felix Roßmeißl beschäftigt sich mit einer schwierigen und oft missverstandenen Frage: Warum schließen sich junge Männer aus Deutschland und Österreich einer extremistischen, gewalttätigen Ideologie an? Warum entscheiden sie sich für den Dschihad, obwohl sie in modernen, demokratischen Gesellschaften aufgewachsen sind?

Im Mittelpunkt des Buches stehen drei junge Männer, die im Buch Kai, Cazim und Patrik genannt werden. Diese Namen sind erfunden, um ihre Identität zu schützen. Zwei von ihnen sind zum Islam konvertiert, einer ist in einer muslimischen Familie aufgewachsen. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft haben sie etwas gemeinsam: In ihrer Jugend haben sie sich dem militanten Salafismus angeschlossen, einer besonders strengen und gewaltbereiten Auslegung des Islam.

Der Autor zeigt, dass diese jungen Männer keine „Monster“ oder völlig fremden Menschen sind. Es sind ganz normale Jugendliche, die nach Sinn, Anerkennung und Zugehörigkeit suchen. Viele fühlen sich orientierungslos, ausgegrenzt oder innerlich leer. Der militante Salafismus bietet ihnen scheinbar klare Antworten: einfache Regeln, feste Feindbilder und das Gefühl, Teil von etwas Größerem und Bedeutendem zu sein.

Felix Roßmeißl stützt sich auf außergewöhnlich dichte und eindrucksvolle Quellen. Er hat mit Aussteigern, mit Eltern und Angehörigen, aber auch mit Menschen aus dem Umfeld der Betroffenen gesprochen. Außerdem wertet er Gerichtsakten, Verhörprotokolle und Propagandamaterial aus. So entsteht ein realistisches und vielschichtiges Bild davon, wie eine sogenannte „dschihadistische Karriere“ beginnt, sich entwickelt und manchmal auch endet.

Ein zentrales Konzept des Buches ist die Idee der „totalen Subkultur“. Damit meint der Autor eine abgeschlossene Welt mit eigenen Regeln, Werten und Vorstellungen. In dieser Welt wird das gesamte Leben nach religiösen Vorgaben ausgerichtet: Kleidung, Freundschaften, Denken, Fühlen und Handeln. Alles außerhalb dieser Subkultur wird als falsch, böse oder feindlich angesehen. Wer dazugehört, erlebt starke Gemeinschaft, aber auch Kontrolle und Druck.

Das Buch macht deutlich, dass Radikalisierung kein plötzlicher Schritt, sondern ein langer Prozess ist. Oft beginnt er mit kleinen Veränderungen: neue Freundschaften, Videos im Internet, Predigten, gemeinsame Treffen. Schritt für Schritt werden Zweifel verdrängt, Gewalt wird gerechtfertigt und Andersdenkende werden entmenschlicht. Am Ende glauben manche, im Namen Gottes töten zu dürfen oder sogar zu müssen.

Felix Roßmeißl bewertet nicht vorschnell und verurteilt nicht pauschal. Stattdessen versucht er zu verstehen, ohne zu entschuldigen. Er zeigt, wie persönliche Krisen, familiäre Probleme, soziale Ungleichheit und politische Konflikte zusammenwirken können. Gleichzeitig macht er klar, dass die Ideologie des Dschihadismus autoritär, menschenfeindlich und zutiefst gewalttätig ist.

Das Buch richtet sich an alle, die begreifen wollen, wie Radikalisierung entsteht, warum sie besonders junge Männer anzieht und was Gesellschaft, Politik und Präventionsarbeit daraus lernen können. Es ist sachlich, eindringlich und gut verständlich geschrieben – und hilft, ein komplexes Thema differenziert zu betrachten.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Hamburger Edition
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 25. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 328 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3868548807
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3868548808
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.8 x 2.8 x 21.7 cm
  • 35 Euro

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*