/ Dezember 22, 2025/ Buch, Romane

„Die späten Tage“ ist ein leises, warmes und gleichzeitig ziemlich mutiges Buch. Natascha Wodin erzählt darin vom Altwerden – aber nicht trocken, nicht klagend und schon gar nicht von oben herab. Sondern so, wie man es vielleicht einer guten Freundin erzählen würde, bei einem langen Gespräch, wenn draußen langsam der Abend kommt und man ehrlich sein darf.

Im Mittelpunkt steht eine späte große Liebe. Eine Liebe, die nicht mehr mit großen Versprechen oder Zukunftsplänen daherkommt, sondern mit dem Wissen, dass Zeit knapp ist. Und genau das macht sie so besonders. Wodin beschreibt, wie es ist, sich in hohem Alter noch einmal auf einen Menschen einzulassen, obwohl man sich eigentlich schon an das Alleinsein gewöhnt hat. Obwohl man weiß, dass Abschiede näher sind als Neuanfänge. Trotzdem – oder gerade deshalb – wagt die Erzählerin dieses „letzte große Lebensexperiment“.

Das Buch ist voller widersprüchlicher Gefühle: Nähe und Fremdsein liegen oft dicht beieinander, Liebe und Angst gehen Hand in Hand. Es geht um Zärtlichkeit, aber auch um Ungeduld, um kleine Alltagsmomente und große Gedanken. Um den Körper, der nicht mehr so will wie früher, um Müdigkeit, Krankheiten, Sorgen – aber auch um das Staunen darüber, dass man überhaupt noch lieben kann. Dass da noch etwas ist, das trägt.

Was besonders berührt: Natascha Wodin beschönigt nichts. Sie schreibt offen über Einsamkeit, über die Gedanken an den Tod, über den Schmerz, der schon mitschwingt, weil klar ist, dass nichts ewig dauert. Und trotzdem wirkt das Buch nicht traurig oder schwer, sondern ruhig, klar und irgendwie tröstlich. Es zeigt, dass Liebe nicht aufhört, nur weil man alt wird. Und dass selbst ein kurzer gemeinsamer Weg unendlich wertvoll sein kann.

Die Beziehung des Paares zieht sich wie ein roter Faden durch den Text, der ansonsten aus Erinnerungen, Beobachtungen und Gedanken besteht. Alles wirkt wie ein fein gesponnenes Gewebe, das sich langsam entfaltet. Aufgeschrieben ist das Ganze an einem mecklenburgischen See, mit Blick aufs Wasser und den Horizont – und genau so fühlt sich das Buch auch an: weit, still, nachdenklich.

„Die späten Tage“ ist kein lauter Roman, sondern ein stilles, sehr menschliches Buch. Eines, das zeigt, dass Liebe keine Altersgrenze kennt und dass es nie zu spät ist, sich noch einmal berühren zu lassen – vom Leben und von einem anderen Menschen. Ein Buch, das lange nachhallt und einen ein bisschen milder auf sich selbst und auf das Älterwerden schauen lässt.

Ein leises, tief berührendes Buch über das Altwerden und eine späte Liebe. Natascha Wodin schreibt ehrlich, poetisch und ohne Beschönigung, dabei warm und tröstlich. Die Gedanken über Nähe, Einsamkeit, Zeit und Abschied wirken sehr menschlich und bleiben lange nach. Ein stilles, kluges Buch, das zeigt: Für Liebe ist es nie zu spät.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Rowohlt Hardcover
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 11. November 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 2.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3498003348
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3498003340
  • Abmessungen ‏ : ‎ 12.8 x 2.27 x 20.8 cm
  • 24 Euro

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