/ Mai 14, 2023/ Romane

Michael Stavarič 

Er hat sich einen Namen gemacht als Autor, der es sich und den Leserinnen und Lesern nicht leicht macht. Michael Stavarič schreibt keine Wohlfühlliteratur, keine Prosa, von der man sich gemütlich in den Schlaf wiegen lassen kann. 1972 in Brünn geboren und im Alter von sieben Jahren nach Laa an der Thaya verpflanzt, war er von seinen frühen Romanen wie „Stillborn“ oder „Magma“ an ein Experte für düstere, surreale, monströse Geschichten – der Prinz der Finsternis der heimischen Literatur mit Sinn fürs Absurde. Bisweilen fühlt man sich von seinen Büchern an Filme von David Lynch erinnert. Da wie dort klärt sich am Ende längst nicht alles auf, was zuvor an Bildern in den Raum gestellt wurde. Der sehr produktive Autor, der neben Romanen, Gedichtbänden und Essays zuletzt vermehrt Kinderbücher vorgelegt hat, ist gleichzeitig ein Experte für Mashups, harte Schnitte und Brüche. Mit seinem jüngsten Roman überrascht er auch thematisch:

Dieses Werk ist eine Huldigung an Thomas Bernhard und gleichzeitig eine intensive Selbstreflexion darüber, warum der Mensch als denkendes, reflektierendes und mitfühlendes Wesen am Rande des Abgrunds steht.

Der Protagonist, Thom, betrachtet sich selbst als Versager und hat wenig Vertrauen in die Gesellschaft, geschweige denn in seine Eltern. Er führt seine Unfähigkeit, sein Leben zu meistern, auf seine Sozialisation zurück, die er als Hindernis für ein erfülltes Leben betrachtet. Thom ist hochintelligent, was die Komplexität seines Denkens erklärt. Er analysiert sich und sein Sein, als wäre es seine einzige Lebensaufgabe. Er erleidet immer wieder Ohnmachtsanfälle, doch diesmal fühlt es sich anders an – sein Leben zieht förmlich an ihm vorbei.

Thom denkt über seine Eltern und seine Kindheit nach, die ihm eine Erklärung für seine Persönlichkeit liefern sollen. Er reflektiert über seinen Alltag, seine Schulzeit und sein Verhalten, was ihm verdeutlicht, dass er keinen Deut besser ist als andere Menschen. Thom sehnt sich nach einer anderen Welt, die er nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten kann. Er möchte glücklich sein, doch die enormen Lasten des Lebens lassen ihn verzweifelt zurück.

Thom existiert nicht wirklich mehr, aber er ist auch nicht tot. Und er denkt an Fräulein Gretchen, mit der er gerne eine Beziehung gehabt hätte. Wann genau ist alles schiefgelaufen? Kann man innerhalb einer halben Stunde eine verheerende Lebensbilanz ziehen?


Thoms Erinnerungen sind geprägt von einer verstörenden Dunkelheit, und Stavarič führt uns in diesem Roman von Ungewöhnlichem zu noch Ungewöhnlicherem. Der Roman ist schräg, bizarr, gewagt und gleichzeitig – ein interessanter Widerspruch in sich – auf eine schnelle und doch ausführliche Weise erzählt.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Luchterhand Literaturverlag (26. April 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3630876730
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3630876733
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.6 x 3 x 22 cm

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