von Heinz Strunk (Autor)
Heinz Strunk zählt zweifellos zu meinen Lieblingsautoren. Jedes seiner Bücher habe ich mit Begeisterung gelesen und mehrfach gehört. Besonders gespannt war ich auf „Der gelbe Elefant“, da Strunks Spezialität meiner Meinung nach Kurzgeschichten sind. Manche seiner Romane enthalten Szenen, die sich auch hervorragend als eigenständige Kurzgeschichten funktionieren könnten. Beispielsweise die Warteschlange an der Rezeption oder der Besuch der Hotelbekanntschaft in „Ein Sommer in Niendorf“ sowie die Discobesuche nach einer Trennung in „Es ist immer so schön mit dir“. Für mich ist dies keineswegs negativ, da diese Kurzgeschichten in die Gesamthandlung eingebettet stets komisch und von einer unglaublich treffenden Beobachtungsgabe geprägt sind. Sie verleihen den Charakteren zusätzliches Leben und machen das Lesen äußerst abwechslungsreich.
In „Der gelbe Elefant“ gelingt es Heinz Strunk bedauerlicherweise nur selten, an die geniale Qualität seiner früheren Werke anzuknüpfen. Es scheint, als hätte er sämtliche ausgemusterten Ideen der letzten beiden Bücher einfach zu einer Kurzgeschichtensammlung zusammengefügt. Nach dem Lesen einiger Erzählungen stellt sich mehr als einmal die Frage: „Und jetzt?“ („DJ Bobo“). Die völlig verrückten Geschichten wie die des Teemännchens (mit einem Mann, der einen Hintern vorne und einen Penis hinten hat, oder einem Zwerg, der in die Toilette fällt, oder Axl Rose bei Rosis) sind eine Seltenheit. Einige der Kurzgeschichten sind sogar langatmig und vorhersehbar, und die Pointe fehlt dann (z.B. die Geschichte über den militanten Tierschützer oder den Suizid). Einige der flachen Geschichten kommen mir seltsam bekannt vor und habe ich bereits in „Nach Notat zu Bett“ gelesen („Täuschung“).
Fazit: Heinz Strunk hat schon immer sein Geschick im Recycling bewiesen. Ich habe es ihm vergeben, dass er in jedem zweiten Buch die gleiche Quartett-Szene mit den gleichen Dialogen einbaut oder die Griechenrestaurant-Szene immer wieder neu aufgreift oder die Leiden eines Spielautomatenzockers beschreibt. Doch mit „Der gelbe Elefant“ erreicht das Recycling einen neuen Höhepunkt. Keine Geschichte scheint zu unbedeutend zu sein, um nicht wiederverwertet zu werden. Ich gebe dem Buch 3 Sterne, hauptsächlich weil dies eine der ersten Bewertungen ist und ich nicht als Referenz für andere dienen möchte. Jeder soll sich selbst ein Urteil bilden.
- Herausgeber : Rowohlt Buchverlag; 2. Edition (13. Juni 2023)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
- ISBN-10 : 349800350X
- ISBN-13 : 978-3498003500
- Abmessungen : 13.1 x 2.02 x 20.9 cm