Susanne Matthiessen
Susanne Matthiessens zweiter Roman startet während des Lockdowns in der Corona-Zeit. Die Autorin kehrt auf die Insel zurück, wo sie geboren wurde und deren berühmtestes Pelzgeschäft ihre Eltern betrieben, wie sie in ihrem ersten Roman „Ozelot und Friesennerz“ beschrieb.
Währenddessen bleibt der Zutritt zur Insel für Touristen und Zweitwohnungsbesitzer*innen verwehrt.
Syltern“, die auf der Insel geboren wurden, und „waschechten Syltern“, deren Familien seit Generationen hier ansässig sind. Dann gibt es die „Zugezogenen“ mit Sylter Meldeadresse, die „Auswärtigen“ mit einem Zweitwohnsitz auf der Insel und schließlich die „Gäste“ oder „Touristen“, die für Urlaubszwecke vorübergehend hier sind. Auch ich als Einwohnerin bin plötzlich öfter auf Sylt und habe festgestellt, dass diese Vielfalt das Inselgefühl prägt.
Die Autorin entdeckt die nun verlassene Insel mit ihren leerstehenden Wohnungen und geschlossenen Geschäften neu. Die Natur steht im Mittelpunkt, die Nordsee mit all ihrer Faszination und Zerstörungskraft. „Die Nordsee wird sich rächen“, fürchtet sie, wenn man allein am endlosen Strand steht, wird die Bedrohung deutlich. Doch nicht nur die Nordsee gefährdet die Insel. Der immer stärker werdende Bauboom und die explodierenden Immobilienpreise „verschlingen“ die Einheimischen. Es ist das Geld, das die Insel überflutet und die Insulaner bedroht.
In ihrem Buch lässt uns Susanne Matthiessen an den lebendigen Erinnerungen ihrer wilden Jugend in den 80er Jahren teilhaben. Die Begegnungen mit alten Freunden lassen vergangene Ereignisse wieder aufleben. Dabei berichtet sie von bedeutenden historischen Momenten, wie der Sturmflut von 1981 und dem dramatischen Seehundsterben vor der Sylter Küste 1988.
Auch kulturelle Highlights wie die „Punkerinvasion“ und das legendäre Konzert der Band „Die Ärzte“ finden in ihren Erinnerungen Platz. Die Erzählungen umfassen jedoch nicht nur spektakuläre Ereignisse, sondern offenbaren auch die Schattenseiten der Jugendzeit, wie Drogenprobleme, mit denen sie konfrontiert wurde.
Als Mitglied einer berühmten „Pelz-Familie“ bietet sie auch Einblicke in die Vergangenheit ihres familiären Hintergrunds. Zudem gibt sie Klatsch und Tratsch über Prominente und Sylter „Urgesteine“ zum Besten.
Diese nostalgische Reise in die Vergangenheit zeugt von einer reichen Geschichte und vielfältigen Erlebnissen auf der Insel. Die Kombination aus persönlichen Anekdoten und historischen Momenten macht das Buch zu einem fesselnden Leseerlebnis. Es vermittelt nicht nur die Atmosphäre und Lebensweise der damaligen Zeit, sondern erinnert uns auch an die Bedeutung von Erinnerungen und wie sie unser Leben prägen.
In ihrem Buch erweckt Susanne Matthiessen nicht nur ihre eigenen Erinnerungen an die 80er Jahre zum Leben, sondern sie taucht auch in die alten Sylter Traditionen, Sagen und Mythen ein, die bei einigen Menschen auf der Insel immer noch präsent sind.
Gleichzeitig setzt sie sich kritisch mit der romantisierten Vorstellung der „heilen“ Sylter Welt auseinander und deckt schonungslos deren Schattenseiten auf. Dabei beschreibt sie die tragische Geschichte einer Freundin, bei der sie erst spät erkennt, dass sie in Schwierigkeiten steckt, und bedauerlicherweise nicht in der Lage war, ihr rechtzeitig zu helfen.
Susanne Matthiessens Buch ist eine fesselnde Reise in die Vergangenheit und offenbart die Vielfalt von Sylt. Ihre ehrlichen Reflexionen über Traditionen und Schattenseiten machen es zu einem bereichernden Leseerlebnis. Absolut empfehlenswert!
- Herausgeber : Ullstein Hardcover; 2. Edition (10. März 2022)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
- ISBN-10 : 3550201915
- ISBN-13 : 978-3550201912
- Abmessungen : 12.8 x 2.9 x 21 cm