Kriminalinski
Vor zwei Jahren legte Kriminalhauptkommissar Stöckmann den Fall Spix ab, nachdem der Schweinebauer spurlos verschwand. Es gab keine Anzeichen für ein Verbrechen, also führten seine Frau Jutta und Tochter Seraphina den Hof alleine, jedoch nicht besonders geschickt. Jutta und Seraphina wurden bei einem Intelligenztest während der Ermittlungen als intellektuell beeinträchtigt eingestuft. Die Beziehung von Jutta und ihrem herrschsüchtigen Ehemann Spix war schwierig, was Juttas Betrunkenheit in der Dorfkneipe verständlicher macht, als sie den Mord an ihrem Mann praktisch zugibt: „Gaut Schwien fret alls“.
Die Staatsanwaltschaft nimmt den Fall erneut auf, doch dieses Mal ohne Stöckmann. Stattdessen setzen sie auf Verhörspezialisten Malchow, dessen Fähigkeiten im Geständniserzwingen bekannt sind. Allerdings hat niemand mit dem Dorfpolizisten Willen, genannt Pommes, gerechnet. Er zweifelt an der Schuld der Familie und beginnt eigenmächtige Ermittlungen, ohne sich um mögliche Konsequenzen für seine Karriere oder seinen Ruf zu kümmern.
Viele Menschen betrachten den Ausdruck „Ein gutes Schwein frisst alles“ als bloßen Spruch, doch als jemand, der auf dem Land aufgewachsen ist, erkenne ich, dass dahinter Wahrheit steckt. Wenn man eine Leiche ohne Spuren verschwinden lassen möchte, braucht man nur einige Schweine – so lautet zumindest eine landläufige Geschichte, die wohl dazu dient, Kinder davon abzuhalten, im Stall herumzuspielen. Ich war daher lange Zeit überzeugt von der Schuld von Jutta und ihrer Tochter. Doch dann folgte ich den Ermittlungen von Pommes, der tief in ein Geflecht aus Geldgier und bürokratischen Vorgaben eintaucht. Er deckt auf, dass auch andere Motive für den Mord gehabt hätten könnten. Da ist der Eierfabrikant, der Spix übers Ohr gehauen hat, oder der polnische Landarbeiter Marius, dem der Landwirt angeblich Geld schuldete. So wechselte meine verdächtigende Gedankenrichtung von einer Person zur nächsten. Die Spannung blieb bis zum Schluss bestehen.
Ich hege eine Sympathie für Pommes und schätze sehr, dass der Autor den Dorfpolizisten nicht in das übliche Klischee des einfältigen Dorfsheriffs zwängt, wie es oft in Krimis der Fall ist. Hier wird Pommes als jemand dargestellt, der genau weiß, was er tut. Seine geistige Schärfe und seine Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, stehen denen seiner Stadtkollegen in nichts nach. Zudem wird seine Persönlichkeit sehr ansprechend vermittelt.
Der Schreibstil des Autors ist flüssig und äußerst angenehm zu lesen. Er verliert sich nicht in unnötigen Beschreibungen, während er dennoch alle notwendigen Informationen liefert. Diese Balance zu finden, ist sicherlich nicht immer einfach, doch hier ist sie äußerst gelungen.
Ein fesselnder Krimi, der mit überraschenden Wendungen und einem sympathischen Dorfpolizisten punktet. Der klare Schreibstil und die durchdachte Handlung machen das Buch äußerst lesenswert!
- Herausgeber : edition oberkassel (16. April 2020)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 250 Seiten
- ISBN-10 : 3958131921
- ISBN-13 : 978-3958131927
- Abmessungen : 13.9 x 1.7 x 19.3 cm