/ Dezember 7, 2025/ Buch

„Aktivist*innen im Archiv“ nimmt dich mit auf eine spannende Reise durch über 45 Jahre feministischer Geschichte in Deutschland. Das Buch zeigt dir, wie wichtig Frauenarchive und -bibliotheken waren – und immer noch sind –, um die Erfahrungen, Kämpfe und Stimmen von Frauen, Lesben und queeren Aktivist*innen festzuhalten. Viele dieser Archive entstanden in den 1970er Jahren, als engagierte Feministinnen beschlossen: Unsere Geschichte muss sichtbar bleiben, und wir müssen sie selbst bewahren.

Im Mittelpunkt steht hier die LIESELLE, eine queer*feministische Bibliothek und Archiv an der Ruhr-Universität Bochum. Seit Jahrzehnten sammelt sie alles, was zur Geschichte der Frauenbewegung gehört: alte Bücher, Flugblätter von Demos, Briefe, Aufkleber, Plakate und sogar kleine Alltagsobjekte, die zeigen, wie sich Menschen damals organisiert und für ihre Rechte eingesetzt haben. Diese Sammlung ist wie eine Schatzkiste voller Geschichten, Perspektiven und Erinnerungen.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass es den Archivbestand nicht einfach nur zeigt, sondern richtig in Szene setzt. Die Fotografin und Multimediakünstlerin Julia Lübbecke hat die Materialien sorgfältig ausgewählt, arrangiert und fotografiert. Dadurch wirken selbst kleine, unscheinbare Dinge plötzlich bedeutungsvoll – fast so, als würden sie ihre Geschichte selbst erzählen.

Begleitet werden die Bilder von Texten namhafter Autorinnen und Zeitzeuginnen, die erklären, wie diese Gegenstände in den größeren Zusammenhang der Frauen- und Lesbenbewegung passen. Sie liefern Hintergrundwissen, persönliche Erinnerungen und politische Einordnungen. So entsteht ein lebendiger Überblick über die Themen, Kämpfe und Veränderungen der letzten Jahrzehnte.

Herausgeberin Katja Teichmann legt dabei ein großes Augenmerk auf das, was man in Archiven oft übersieht: die Leerstellen. Also die Teile der Geschichte, die zu selten erzählt oder dokumentiert wurden – zum Beispiel die Perspektiven von (post-)migrantischen Feministinnen, von BIPoC, von Menschen, deren Stimmen damals nicht so laut gehört wurden wie andere. Das Buch versucht deshalb bewusst, diese Lücken sichtbar zu machen und zu füllen. Es stellt Materialien und Autorinnen vor, die zeigen, wie wichtig antirassistische und migrantische Kämpfe für die Frauen- und Lesbenbewegung waren und sind.

So wird klar: Die Geschichte der Frauenbewegung ist viel vielfältiger, bunter und komplexer, als man oft denkt. Sie ist nicht nur die Geschichte weißer westdeutscher Akademikerinnen. Sie besteht aus vielen Perspektiven, Lebensrealitäten und politischen Kämpfen – und das Buch macht genau diese Vielfalt sichtbar.

Mit Beiträgen von Laura Méritt, Karin Aleksander, Fallon Tiffany Cabral und anderen entsteht ein aufregender Mix aus Fachwissen, persönlichen Stimmen und politischen Reflexionen. Der Band ist damit sowohl ein Blick zurück als auch ein Impuls für die Zukunft: Welche Geschichten fehlen noch? Welche sollten wir unbedingt bewahren? Und wie sorgen wir dafür, dass heutige feministische Bewegungen nicht wieder dieselben Leerstellen produzieren?

Insgesamt ist „Aktivist*innen im Archiv“ ein eindrucksvolles, modern gestaltetes Buch, das zeigt, wie lebendig und wichtig Archive sein können. Es lädt dazu ein, Feminismus aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten – und macht neugierig auf alles, was in den Regalen und Kisten noch darauf wartet, entdeckt zu werden.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Orlanda Verlag GmbH
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 19. Februar 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 117 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3949545719
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949545719
  • Abmessungen ‏ : ‎ 20.9 x 1.5 x 21.2 cm

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*