In seinem Werk „Alte Werte in neuer Zeit: Christliche Verantwortung und praktische Politik“ stellt Matthias Zimmer einen leidenschaftlichen und nachdenklichen Beitrag zur politischen Debatte in Deutschland dar. Der Autor, Mitglied der CDU, reflektiert nicht nur über die Verantwortung der Christlichen Demokratischen Union (CDU) in einer sich wandelnden Welt, sondern gibt auch klare Denkanstöße zur Zukunft der Partei und der Gesellschaft insgesamt. Angesichts der Bundestagswahl 2021 und der wirtschaftlichen sowie sozialen Herausforderungen, die durch die Coronakrise verschärft wurden, ist Zimmers Werk besonders aktuell und bietet eine kritische Auseinandersetzung mit den christlichen Werten und der praktischen Politik der Gegenwart.
Die Bedeutung der Christlichen Werte in der Politik
Zimmer begibt sich auf eine Reise in die tieferen Prinzipien der christlichen Ethik und ihrer Rolle in der politischen Praxis. Im Mittelpunkt seiner Argumentation steht die Forderung nach einer Rückbesinnung auf die moralischen und ethischen Grundsätze, die die CDU – und die christliche Politik im Allgemeinen – prägen sollten. Für Zimmer geht es dabei nicht nur um die Theorie, sondern um die praktische Umsetzung dieser Werte im politischen Alltag. Die Politik müsse im Einklang mit den christlichen Lehren des Mitgefühls, der Nächstenliebe und des sozialen Engagements stehen. In einer Zeit, in der die politischen Diskurse oftmals von wirtschaftlichen Interessen und der Maximierung individueller Vorteile geprägt sind, fordert Zimmer eine klare und konsequente Ausrichtung der Politik auf das Gemeinwohl.
Zimmer betont, dass eine Partei, die sich als christlich-konservativ versteht, ihren Fokus auf die Schwachen der Gesellschaft legen muss. Diese Idee, die die christliche Botschaft fundamentiert, stellt sich als Grundlage seiner politischen Haltung dar: „Politik ist dazu da, den Schwachen zu helfen; die Starken helfen sich schon alleine.“ In dieser Aussage zeigt sich Zimmers Überzeugung, dass es die Aufgabe der Politik ist, Schutz zu bieten, soziale Gerechtigkeit zu fördern und die Bedürfnisse der Schwächeren in den Vordergrund zu stellen. Durch diese Sichtweise stellt er die Frage, ob die aktuelle Politik der CDU diesen Anforderungen gerecht wird und ob es nicht an der Zeit ist, grundlegende Veränderungen vorzunehmen.
Wirtschaftskompetenz und Moral: Ein integrativer Ansatz
Ein zentrales Thema in Zimmers Werk ist die Auseinandersetzung mit der Rolle der Wirtschaft in der Politik. In der heutigen Zeit wird oft behauptet, dass Wirtschaftskompetenz nur in der Maximierung des Wohlstands der Unternehmen und der Schaffung von Freiheiten für den Markt bestehen muss. Für Zimmer jedoch hat Wirtschaftskompetenz eine tiefere Dimension. Sie beinhaltet, dass wirtschaftliche Entscheidungen stets mit einer moralischen Verantwortung verknüpft sind. Ein Wirtschaftssystem, das sich nur nach den Prinzipien des Kapitalismus richtet und ohne Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Folgen agiert, führt zu Ungerechtigkeiten und einer Verarmung der Gesellschaft.
Zimmer fordert von der CDU, dass sie sich in ihrer wirtschaftspolitischen Haltung nicht von kurzfristigen Gewinnmaximierungen leiten lässt, sondern stattdessen auf eine langfristige und nachhaltige Wirtschaftsordnung hinarbeitet, die das Gemeinwohl im Blick behält. Für ihn ist Wirtschaftspolitik nicht nur eine Frage des Wachstums und der Beschäftigung, sondern auch eine Frage der sozialen Verantwortung. Wenn die Politik die Wirtschaft nicht im Sinne des Gemeinwohls gestaltet, wird sie ihrer christlichen Verantwortung nicht gerecht. Diese Position ist besonders vor dem Hintergrund der Coronakrise von Bedeutung, da die Krise in Zimmers Augen eine Chance für einen grundlegenden Kurswechsel bietet, der sowohl der Wirtschaft als auch den Schwächeren der Gesellschaft zugutekommt.
Die Verantwortung der Politik für die Gesellschaftsordnung
Ein weiteres zentrales Anliegen Zimmers ist die Frage, wie die Ordnung der Gesellschaft in der Zukunft aussehen sollte. Dabei verweist er auf eine lange Tradition in der CDU, die den „C“-Wert der Christlichen Soziallehre immer wieder in den Mittelpunkt gestellt hat. Zimmer sieht es als Aufgabe der Politik, eine klare Vision für die Zukunft zu entwickeln und aufzuzeigen, wie eine gerechte und solidarische Gesellschaft aufgebaut werden kann. Dies bedeutet auch, den Schwachen Schutz zu gewähren und die sozialen Spannungen, die sich aus der Ungleichheit und den ökonomischen Ungerechtigkeiten der Gegenwart ergeben, anzugehen.
Die Verbindung von christlichen Werten und praktischer Politik ist für Zimmer mehr als nur ein theoretisches Konstrukt – sie muss sich in der täglichen politischen Arbeit widerspiegeln. Er erinnert an die Arbeiten von früheren christlichen Politikern wie Norbert Blüm und Heiner Geißler, die in ihren politischen Rollen immer wieder betont haben, dass Politik im Dienst der Menschen und ihrer Werte stehen muss. Für Zimmer ist dies ein Aufruf zur politischen Erneuerung innerhalb der CDU, die sich in der aktuellen Zeit der Corona-Pandemie einer Herausforderung stellt, die auch eine moralische und ethische Dimension hat.
Ein Appell für einen Richtungswechsel
Zimmer appelliert in seinem Buch an die CDU, einen klaren Richtungswechsel zu vollziehen. Er fordert, dass sich die Partei stärker auf ihre christlichen Werte besinnt und sich weniger von den Interessen großer Konzerne und Wirtschaftsakteuren beeinflussen lässt. Es geht ihm nicht um eine Rückkehr zu alten Zeiten oder einer konservativen Politik, die die Gesellschaft in eine starre Ordnung zurückführt, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Herausforderungen der Gegenwart. Dieser verantwortungsvolle Umgang müsse sowohl soziale Gerechtigkeit als auch die Schaffung eines wirtschaftlichen Rahmens umfassen, der nicht auf Kosten der Schwächeren geht.
Zimmer beschreibt seine Haltung als leidenschaftlich und kämpferisch. Er sieht sich in der Tradition von Politikern wie Norbert Blüm und Heiner Geißler, die stets für eine Politik kämpften, die den Menschen dient und sich nicht nur an wirtschaftlichen Interessen orientiert. Für Zimmer ist der „C“-Wert in der Politik unverhandelbar und muss in allen politischen Entscheidungen berücksichtigt werden.
Fazit: Ein aufrüttelnder Beitrag zur politischen Debatte
„Alte Werte in neuer Zeit: Christliche Verantwortung und praktische Politik“ ist ein leidenschaftliches und herausforderndes Werk, das den Leser dazu einlädt, über die Rolle der christlichen Werte in der Politik nachzudenken. Matthias Zimmer fordert eine Rückbesinnung auf die Prinzipien der Nächstenliebe, der sozialen Gerechtigkeit und der Verantwortung gegenüber den Schwächeren in der Gesellschaft. In einer Zeit, die von der Coronakrise und ihren Auswirkungen geprägt ist, bietet Zimmer eine klare Vision für eine sozial gerechte und verantwortungsvolle Zukunft der Politik. Das Buch ist eine wertvolle Lektüre für alle, die sich für die moralische Ausrichtung der Politik und die Zukunft der CDU interessieren und die nach Lösungen suchen, wie eine gerechte und solidarische Gesellschaft im 21. Jahrhundert gestaltet werden kann.
- Herausgeber : Nomen Verlag; Originalausgabe Edition (10. März 2021)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 192 Seiten
- ISBN-10 : 3939816760
- ISBN-13 : 978-3939816768
- Abmessungen : 11.5 x 19 x 2.3 cm
- 15 Euro