Bert te Wildt, Timo Schiele
Obwohl ein Burn-Out bedeutende Auswirkungen hat, oft eine langwierige Behandlung erfordert und nicht immer eine vollständige seelische Genesung aus dieser speziellen Art von Depression resultiert, führt es dennoch in den meisten Fällen zu einem „Abschalten des Systems“. Dies schafft eine Trennung von den destruktiven Mustern, die den Burn-Out gefördert haben.
Die Herausforderung verschärft sich, wenn das individuelle „Funktionieren“ in einer Gesellschaft, die Menschen oft nur auf ihre „Funktionalität“ reduziert, nicht einmal auf diese zusammenbrechende Ebene mit ihren „erlösenden Momenten“ gelangt.
Metaphorisch gesprochen, kann die äußere „Hülle“ einer Person weiterhin funktionieren, manchmal sogar in einer „manischen Phase“, während die inneren Kräfte und Persönlichkeit langsam erschöpft werden. Bert te Wildt und Timo Schiele behandeln dieses Leiden auf sachkundige und verständliche Weise für den Leser. Sie enthüllen Seite für Seite, dass es nicht das ultimative Lebensziel sein sollte, permanent, effizient und belastbar zu „funktionieren“, da dies letztendlich nicht ohne Schaden bleibt.
Die Autoren konzentrieren sich hauptsächlich auf das spezifische Gebiet des „Arbeitslebens“, der „Arbeitsanforderungen“ und des „Arbeitsverhaltens“, betonen jedoch, dass es nicht nur wirtschaftliche Faktoren sind, die im Mittelpunkt ihrer Überlegungen stehen. Vielmehr betrachten sie das umfassende „Lebenssystem“ der modernen Gesellschaft, das die potenzielle Gefahr eines langanhaltenden Burn-Outs birgt oder sogar noch bedenklicher einen unaufhaltsamen „Burn-On“ provozieren kann.
„Workaholics verdienen Geld, Respekt und Mitgefühl“, so lautet die Aussage. Allerdings steht das letztere Gefühl, Mitgefühl, im Vordergrund, wenn es um solche Zustände geht. Der Begriff „Workaholic“ beschränkt sich nicht nur auf das Arbeitsleben, sondern kann auch in Form von „Freizeitstress“ oder ständigen privaten Projekten einen Zustand fördern, der nahezu einem Burn-Out entspricht. Dies betrifft auch junge „digitale Junkies“, wie von den Autoren erwähnt.
Es könnte sein, dass all diese Aktivitäten nicht nur als Schritte zu einem „besseren“ Leben gesehen werden können, sondern auch als Flucht vor Langeweile, Ruhe, Stille, Selbstreflexion und Begegnung mit sich selbst. Die Autoren beleuchten den Zustand des „permanenten Unter-Spannung-Stehens“ und wie dies jegliche Energie, Lebensfreude und konstruktive Möglichkeiten raubt. „Im Äußeren performe ich immer noch“, mag man denken, während das klare Gefühl besteht, dass „etwas nicht stimmt“ im Leben.
Die Autoren untersuchen den Ursprung des „automatisierten Funktionierens“, erörtern Behandlungsoptionen und wie eine Balance wiederhergestellt werden kann. Sie betrachten diese Erscheinungsformen als Reaktionen auf äußere Anforderungen und innere Motivationen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dabei wird deutlich, dass professionelle Hilfe oft notwendig ist.
In einer Zeit, in der psychische Erkrankungen, vor allem in der Arbeitswelt, stark zunehmen und klare Klassifizierungen und Differenzierungen dieser Krankheitsbilder noch fehlen, ist diese Lektüre äußerst relevant und dringend.
Ein unverzichtbares Buch für moderne Zeiten. Mit klarem Blick beleuchten die Autoren Workaholismus, Burn-Out und Bore-Out. Eine einfühlsame und erhellende Anleitung zur inneren Balance.
- Herausgeber : Droemer TB; 2. Edition (3. April 2023)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 304 Seiten
- ISBN-10 : 3426302799
- ISBN-13 : 978-3426302798
- Abmessungen : 12.5 x 2.27 x 19 cm