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Camille Claudel und Bernhard Hoetger sind zwei Bildhauer, die um 1900 lebten und arbeiteten. Ihre Kunst steht für den Aufbruch in die Moderne. Sie wollten Neues ausprobieren und sich von alten Traditionen lösen. Besonders wichtig war ihnen dabei, sich von Auguste Rodin zu emanzipieren, einem der berühmtesten Bildhauer dieser Zeit. Rodin hatte großen Einfluss auf viele Künstler, auch auf Claudel und Hoetger. Aber beide wollten ihren eigenen Weg finden und sich von ihm abgrenzen.
Wer war Camille Claudel?
Camille Claudel wurde 1864 in Frankreich geboren. Schon als junge Frau zeigte sie großes Talent für Bildhauerei. Sie arbeitete viele Jahre eng mit Rodin zusammen – als seine Schülerin, Mitarbeiterin und Geliebte. Ihre Kunst war kraftvoll, sinnlich und sehr ausdrucksstark. Doch sie wollte nicht nur im Schatten Rodins stehen. Sie entwickelte ihren eigenen Stil: Ihre Skulpturen zeigen starke Gefühle, Bewegung und Leidenschaft. Claudel wollte den Menschen in seiner ganzen Lebendigkeit zeigen. Sie benutzte verschiedene Materialien wie Ton, Gips, Bronze und Marmor. Besonders berühmt sind ihre Werke wie „Der Walzer“ oder „Die Reife des Zeitalters“. Ihr Leben war aber auch von Tragik geprägt: Sie kämpfte mit psychischen Problemen und wurde schließlich gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Dort verbrachte sie viele Jahre bis zu ihrem Tod 1943.
Wer war Bernhard Hoetger?
Bernhard Hoetger wurde 1874 in Deutschland geboren. Er ging nach Paris, das damals als Zentrum der modernen Kunst galt. Dort lernte er auch Camille Claudel kennen. Beide stellten 1905 zusammen aus. Hoetger war fasziniert von den neuen Ideen in Paris. Er experimentierte mit verschiedenen Techniken und Materialien, darunter auch Keramik. Er wollte die Formen vereinfachen und das Wesentliche zeigen. Seine Skulpturen wirken oft archaisch, monumental und voller Ausdruckskraft. Hoetger ließ sich von vielen Einflüssen inspirieren: von der Gotik über die afrikanische Kunst bis zum Jugendstil und Expressionismus. Später wurde er in Deutschland bekannt, unter anderem als Gestalter der Böttcherstraße in Bremen.
Was verbindet Claudel und Hoetger?
Die Kunst der beiden hat vieles gemeinsam. Beide wollten sich von Rodins übermächtigem Einfluss lösen und etwas Eigenes schaffen. Sie wollten die starre akademische Kunst ihrer Zeit überwinden und neue Ausdrucksformen finden. Ihre Skulpturen sind voller Vitalität, Bewegung und Strahlkraft. Sie zeigen starke Emotionen, menschliche Nähe und Dynamik.
1905 trafen sich Claudel und Hoetger in Paris bei einer gemeinsamen Ausstellung. Paris war damals eine internationale Drehscheibe für Künstlerinnen und Künstler. Hier trafen viele neue Ideen aufeinander. Es war ein Ort des Austauschs und des Experiments. Beide Künstler nutzten diese Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Sie lernten voneinander, aber auch von anderen Strömungen wie dem Symbolismus oder dem Impressionismus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ihr Umgang mit Materialien. Beide experimentierten mit unterschiedlichen Werkstoffen. Claudel arbeitete mit Ton, Bronze und Marmor, Hoetger auch mit Keramik und Holz. Sie wollten die Grenzen der traditionellen Bildhauerei sprengen.
Der Blick zurück – und nach vorn
Rund 120 Jahre später bringt der Ausstellungskatalog ihre Kunst wieder zusammen. Er zeigt, wie fortschrittlich und mutig ihre Werke damals waren. Die reich bebilderte Publikation macht sichtbar, wie Claudel und Hoetger neue Wege beschritten. Sie brachen mit dem Gewohnten und schufen Skulpturen, die bis heute beeindrucken.
Die Werke von Claudel und Hoetger stehen exemplarisch für die Anfänge der Moderne. Sie zeigen, wie Künstlerinnen und Künstler alte Regeln hinterfragen und neue Ausdrucksformen finden. Dabei ging es ihnen nicht nur um schöne Formen, sondern auch um tiefere Inhalte: Gefühle, menschliche Beziehungen, existenzielle Themen.
Über die Ausstellung und den Katalog
Die Ausstellung und der begleitende Band wollen die Begegnung dieser beiden Künstler wieder ins Bewusstsein rücken. Sie zeigen nicht nur ihre bekanntesten Werke, sondern auch weniger bekannte Arbeiten und Entwürfe. Fotos, Skizzen und Hintergrundtexte geben einen umfassenden Einblick.
Kuratiert wird das Projekt unter anderem von Yvette Deseyve. Sie ist seit 2017 Kuratorin für Bildhauerei an der Alten Nationalgalerie und der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin. Frank Schmidt, Direktor des Paula Modersohn-Becker Museums, ist ebenfalls beteiligt. Beide wollen mit dem Band und der Ausstellung zeigen, wie spannend und aktuell die Auseinandersetzung mit Claudel und Hoetger ist.
Fazit
Camille Claudel und Bernhard Hoetger gehören zu den Pionieren der modernen Bildhauerei. Sie suchten neue Ausdrucksformen und wagten es, sich von großen Vorbildern wie Rodin zu lösen. Ihre Werke sind lebendig, emotional und innovativ. Sie spiegeln den Umbruch ihrer Zeit und haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Die Ausstellung und der begleitende Band holen diese Kunst in die Gegenwart und machen sie einem neuen Publikum zugänglich – als Zeugnis einer aufregenden Epoche im Aufbruch.
- Herausgeber : Hirmer
- Erscheinungstermin : 1. Januar 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 176 Seiten
- ISBN-10 : 3777444642
- ISBN-13 : 978-3777444642
- Abmessungen : 19.5 x 1.7 x 25.6 cm