/ Dezember 14, 2025/ Buch

Der Roman „Das Gute siegt“ von Viktor Martinowitsch spielt im Sommer 2020 in Minsk, in einer Zeit, in der Belarus von massiven Protesten gegen das autoritäre Regime von Alexander Lukaschenko erschüttert wird. Tausende Menschen gehen auf die Straße, fordern Freiheit, Würde und politische Veränderung. Gewalt, Angst und Hoffnung liegen dicht beieinander – und genau in dieses Spannungsfeld setzt der Autor seine Geschichte.

Im Mittelpunkt steht Matwej, ein junger Mann, der am Theater arbeitet. Während draußen die Stadt bebt, probt er drinnen ein Stück über den Inquisitionsprozess gegen Jeanne d’Arc. Schon dieses Theaterstück spiegelt das wider, was draußen passiert: Macht gegen Gewissen, Unterdrückung gegen Wahrheit. Matwej selbst ist zunächst kein Held, kein Aktivist. Er versucht einfach, seinen Alltag zu leben und nicht zwischen die Fronten zu geraten.

Doch das gelingt ihm nicht lange. Als seine ehemalige Lehrerin verhaftet wird, bleibt ihr Kater Heidegger allein in der Wohnung zurück und droht zu verhungern. Matwej erklärt sich bereit, das Tier zu retten – eine scheinbar kleine, menschliche Tat. Doch genau dieser Entschluss zieht ihn immer tiefer in die Realität der Proteste hinein. Auf seinem Weg durch die Stadt gerät er ungewollt zwischen Demonstrierende und Staatsmacht, zwischen Hoffnung und Gewalt, zwischen Angst und Mut.

Unterwegs begegnet Matwej einer außergewöhnlichen Figur: Lady Di, einer Punk-Poetin, die wie die personifizierte Revolution wirkt. Sie kämpft nicht mit Fäusten oder Waffen, sondern mit Worten. Ihre Gedichte, Parolen und Gedanken zeigen, welche Kraft Sprache haben kann – als Mittel des Widerstands, als Trost, als Waffe gegen Unterdrückung. Durch sie beginnt Matwej zu verstehen, dass Neutralität in solchen Zeiten kaum möglich ist.

„Das Gute siegt“ ist kein lauter, reißerischer Roman, sondern ein ruhig erzähltes, tief bewegendes Buch. Es geht nicht nur um Politik, sondern um Menschlichkeit. Um kleine Entscheidungen, die große Bedeutung bekommen. Um die Frage, wie man anständig bleibt, wenn Angst den Alltag bestimmt. Und um den Mut, trotz Repression nicht zu verrohen.

Besonders eindrucksvoll ist, wie Martinowitsch die Kraft der Sprache in den Mittelpunkt stellt. Worte können verletzen, aber sie können auch schützen, verbinden und Hoffnung schaffen. In einer Welt, in der Wahrheit unterdrückt wird, werden sie zum letzten freien Raum. Der Roman zeigt, dass Widerstand viele Formen haben kann – und dass selbst leise Stimmen zählen.

Gleichzeitig ist das Buch ein literarisches Zeitzeugnis. Es fängt die Atmosphäre des belarussischen Sommers 2020 ein: die Unsicherheit, die Angst vor Verhaftung, aber auch die Solidarität und den Zusammenhalt unter den Menschen. Der Autor schreibt klar, bildhaft und mit viel Feingefühl für seine Figuren.

„Das Gute siegt“ ist ein Roman über Zivilcourage, über Verantwortung und über die Hoffnung, dass Menschlichkeit stärker sein kann als Gewalt. Er zeigt, dass das Gute nicht immer laut oder siegreich wirkt – aber dass es existiert, selbst in den dunkelsten Momenten.
Ein eindrucksvoller, kluger und berührender Roman, der lange nachwirkt. „Das Gute siegt“ verbindet politische Realität mit literarischer Tiefe und zeigt auf bewegende Weise, wie viel Kraft in Mitgefühl, Sprache und kleinen mutigen Entscheidungen steckt. Absolut lesenswert.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Verlag Voland & Quist
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 6. Oktober 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 368 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3863914554
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3863914554
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.3 x 3.3 x 20.2 cm
  • 26 Euro

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