/ August 21, 2023/ Romane

Sibylle Grimbert

Im Jahre 1835 begibt sich der Forscher Gus auf eine Reise nach Island, wo er unfreiwillig Zeuge eines entsetzlichen Massakers an einer Kolonie von Riesenalken wird – flugunfähige Vögel, ähnlich den Pinguinen. Die örtlichen Fischer schlachten gnadenlos alle Tiere ab und rauben ihre Eier. Inmitten dieser barbarischen Szenerie gelingt es Gus, einen einzigen verletzten Riesenalk aus dem Wasser zu ziehen. Anstatt ihn zu töten, sperrt Gus den Vogel ein, um ihn zu studieren und zu zeichnen.

Im Laufe der Zeit entfaltet sich eine unerwartete Verbindung zwischen dem Menschen und dem Tier. Zwischen Gus und dem Riesenalk entwickelt sich eine bemerkenswerte Beziehung, die anfangs von Misstrauen geprägt ist, sich dann jedoch zu einer symbiotischen Partnerschaft wandelt. Während Gus das Verhalten des Riesenalks untersucht, erkennt er zusehends die faszinierende Welt dieser Kreatur und deren Überlebenskampf.

Doch im Hintergrund schwingt eine bedrohliche Ahnung mit: Gus wird bewusst, dass der Riesenalk dem Aussterben geweiht ist, und er befindet sich möglicherweise in Besitz eines der letzten seiner Art. Dieses Wissen wirft einen Schatten auf die immer intensiver werdende Bindung zwischen Gus und dem Riesenalk.

Das Buch ermöglicht es dem Leser, nicht nur die komplexen Emotionen und Gedanken von Gus zu erforschen, sondern auch die historischen und wissenschaftlichen Kontexte jener Zeit. Sybille Grimbert zeichnet ein beeindruckendes Bild der Diskurse und Meinungen rund um das Aussterben von Arten, das in der Vergangenheit oft in Frage gestellt wurde – eine faszinierende Reflexion angesichts der heutigen Realität, in der täglich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verschwinden.

Die Autorin verwebt geschickt Guss innere Konflikte mit den Ethikfragen des Naturschutzes. Der Leser begleitet Gus auf seiner Reise der Erkenntnis, bei der er mit der Brutalität des Menschen und der Verletzlichkeit der Tierwelt konfrontiert wird. Die dargestellte Verbindung zwischen dem Riesenalk und Gus vermittelt nicht nur eine ungewöhnliche Freundschaft, sondern auch eine tiefgreifende Botschaft über die Mensch-Tier-Beziehung und den dringenden Aufruf zur Verantwortung gegenüber der Natur.

Mit beeindruckender sprachlicher Präzision beschreibt das Buch die feine Linie zwischen Grausamkeit und Empathie, die in der Beziehung zwischen Mensch und Tier verläuft. Es unterstreicht, wie fragile das ökologische Gleichgewicht ist und wie wichtig es ist, die Einzigartigkeit jedes einzelnen Lebewesens zu schützen.

Insgesamt ist „Die Letzten ihrer Art“ ein packender Roman, der den Leser dazu anregt, über die Menschlichkeit inmitten der Tierwelt nachzudenken. Die eindrucksvolle Erzählung bleibt lange nach dem Lesen im Gedächtnis haften und lädt dazu ein, die Beziehung des Menschen zur Natur aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Eisele Verlag; 1. Edition (27. Juli 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 256 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3961611688
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3961611683
  • Originaltitel ‏ : ‎ Le Dernier des Siens
  • Abmessungen ‏ : ‎ 11.8 x 2.7 x 19.5 cm

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