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„Der neue Wohlstand“ von Ezra Klein und Derek Thompson ist so ein Buch, das dir erst die Probleme unserer Zeit richtig bewusst macht – und dir dann zeigt, dass es trotzdem Hoffnung gibt. Es ist kein trockener Politikband, sondern eher wie ein Gespräch mit zwei Leuten, die wirklich kapiert haben, was gerade schiefläuft – und was wir besser machen könnten.
Die Autoren starten mit einer klaren Beobachtung: Das 21. Jahrhundert fühlt sich an wie ein Dauerzustand von Mangel. Egal, wo man hinschaut: Wohnungen fehlen, Pflegekräfte fehlen, Technologie ist zu teuer, erneuerbare Energien kommen zu langsam voran und Bürokratie frisst jede gute Idee, bevor sie überhaupt starten kann. Und das Verrückte daran: Es ist nicht so, dass wir keine Ideen oder kein Geld hätten – wir haben einfach verlernt, Dinge zu bauen, mutig zu denken und Fortschritt zu wollen.
Klein und Thompson nennen das eine „Politik des Stillstands“. Statt Innovation gab es Sicherheitsdenken. Statt Mut gab es Angst vor Fehlern. Statt einer Zukunftsvision gab es Verwaltung. Und genau dadurch sind viele Industrienationen in eine Phase gekommen, in der Lebensqualität stagniert und Wohlstand sich immer stärker bei wenigen sammelt.
Aber das Buch bleibt nicht im Problemraum stecken – im Gegenteil. Die Autoren zeigen, wie wir wieder in eine Haltung kommen können, die sie „Abundance Mindset“ nennen, also ein Denken des Aufbaus statt Abbaus. Das bedeutet: Wir müssen wieder groß denken, schneller handeln und Systeme schaffen, die Neues ermöglichen, statt es zu blockieren.
Sie sprechen über viele Bereiche:
- Wohnungsbau, der durch endlose Genehmigungen ausgebremst wird
- Energiepolitik, die dringend auf erneuerbare Quellen setzen müsste
- Technologie und KI, die Chancen bieten, aber verantwortungsvoll gestaltet werden müssen
- Arbeit, die fair bezahlt und gesellschaftlich neu organisiert werden muss
Dabei geht es nicht um billigen Optimismus oder leere Visionen, sondern um die Frage: Wie schaffen wir einen Wohlstand, von dem viele profitieren – nicht nur eine kleine Elite?
Barack Obama nennt das Buch nicht umsonst „Pflichtlektüre“. Für ihn – und für viele andere – steckt darin ein neuer politischer Entwurf: ein Staat, der nicht nur verwaltet, sondern die Zukunft gestaltet. Ein Staat, der Investitionen fördert, Innovation erlaubt und seinen Bürger*innen Möglichkeiten statt Barrieren baut.
Was das Buch besonders macht: Klein und Thompson verbinden klare Analyse mit greifbaren Beispielen. Sie erzählen von Städten, Start-ups, politischen Experimenten und Projekten, die bereits zeigen, wie Fortschritt aussehen könnte. So wirkt das Ganze nicht wie ein theoretischer Wunschzettel, sondern eher wie ein Bauplan für eine bessere Zukunft.
Die Botschaft des Buches lässt sich so zusammenfassen:
Wir haben alles, was wir brauchen – Technologie, Wissen, Kapital und Kreativität. Was fehlt, ist der Wille, Dinge zu verändern. Wenn wir bereit sind, mutig umzudenken, können wir eine Zukunft schaffen, in der Wohlstand nicht bedeutet, dass wenige reich werden, sondern dass viele gut leben können.
„Der neue Wohlstand“ ist also kein pessimistisches Krisenbuch, sondern ein Aufruf zum Handeln – direkt, verständlich und inspirierend. Es zeigt: Zukunft ist nichts, das passiert. Zukunft ist etwas, das wir bauen.
- Herausgeber : HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH
- Erscheinungstermin : 5. September 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 368 Seiten
- ISBN-10 : 3455020585
- ISBN-13 : 978-3455020588
- Abmessungen : 14.6 x 3.2 x 21.6 cm
- 28 Euro
