/ November 17, 2025/ Buch

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Okay, also erstmal: Dieser Titel ist schon ein Statement. „Der Penis-Fluch“ klingt wie ein betrunkenes Kneipengespräch, ein lostes Meme oder eine schlechte Stand-up-Punchline – aber sobald man reinliest, merkt man schnell: Das ist nicht einfach nur Gag-Feuerwerk. Das ist intelligent, bitter ehrlich, unangenehm treffend – und dabei trotzdem so herrlich witzig, dass man zwischendurch laut lachen MUSS, obwohl es manchmal eher wehtut.

Schlecky Silberstein schreibt nicht wie jemand, der eine Message predigt. Er schreibt wie jemand, der selbst noch in der Werkstatt steht, die Einzelteile des Männlichkeitsbegriffs vor sich hat und nicht weiß, welches Teil wohin gehört. Und genau deshalb fühlt sich das Buch so echt an. Kein „So wirst du ein besserer Mann“, kein „Hier ist die Lösung“ – eher ein ehrliches: „Junge, wir haben echt ein Problem, aber hey… lass uns wenigstens drüber lachen, sonst wird’s zu düster.“

Silberstein nimmt dieses ganze Labyrinth aus Erwartungen, Rollenbildern und emotionalen Baustellen auseinander – und zwar mit einem Humor, der gleichzeitig entwaffnend und entlarvend ist. Er sagt laut, was viele Männer denken, aber nie aussprechen würden. Zum Beispiel, dass Mannsein oft wie ein Computerspiel ohne Anleitung ist: Alle tun so, als wüssten sie, wie es geht, aber keiner hat einen Plan. Und doch spielen alle weiter, damit es keiner merkt.

Das Buch ist voll von Dingen, die man zuerst für Übertreibungen hält – und dann merkt man beim Weiterlesen: Verdammt, er hat recht.
Männer reden nicht über Gefühle, weil sie gelernt haben, dass Schwäche gefährlich ist.
Männer kämpfen mit Erwartungen wie Stärke, Erfolg, emotionaler Unerschütterlichkeit – und gehen daran innerlich kaputt.
Männer sind laut Statistik destruktiver gegenüber sich selbst und anderen – und ja, Schlecky serviert diese Info nicht trocken, sondern so, dass man gleichzeitig schluckt UND lacht.

Zwischendurch wird’s richtig persönlich. Er erzählt von Identitätskrisen, von ganz leisen Momenten, in denen plötzlich klar wird, wie dünn der Boden ist, auf dem männliche Selbstsicherheit gebaut wurde. Da merkt man: Hinter dem Humor steckt echtes Nachdenken, echtes Ringen, echter Schmerz.

Aber keine Sorge, das Buch rutscht niemals in Betroffenheits-Sumpf. Es bleibt frech, provokant, witzig und irgendwie tröstlich. Denn am Ende geht’s nicht darum, Männer fertigzumachen, sondern ihnen endlich Worte, Bilder und Humor zu geben für etwas, worüber sie sonst schweigen.

Und genau das macht es besonders: Schlecky schreibt nicht über Männer – er schreibt als Mann. Nicht von oben herab, nicht entschuldigend, nicht verteidigend. Sondern wie jemand, der mitten drin steckt und versucht, nicht unterzugehen.

Und ja, die Botschaft ist am Ende ziemlich klar:
Männer sind nicht böse, sie sind verwirrt. Und zwar kollektiv.
Die Welt hat sich verändert, Rollenbilder explodieren, Erwartungen kollidieren – und Männer stehen da wie ein schlecht programmiertes Betriebssystem mit Fehlermeldung: Error: Emotion not found.

Was bleibt, ist ein Appell – aber einer, der nicht moralisch klingt:
Männer brauchen Hilfe. Männer brauchen Dialog. Männer brauchen Tools. Und vor allem brauchen Männer Humor, damit sie sich trauen, überhaupt anzufangen.

Dieses Buch ist genau das: Ein Türöffner, ein Spiegel, ein Lacher und ein leiser Trost.
Es ist rotzig, klug, sarkastisch, verletzlich und erstaunlich therapeutisch.

Wenn man’s zuklappt, denkt man:
„Okay. Es gibt keine Hoffnung… aber irgendwie doch. Und genau deshalb sollten wir nicht aufgeben.“

Ein absolut lesenswertes Buch – für Männer, für Frauen, für alle, die verstehen oder verstanden werden wollen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Penguin Verlag
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 13. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ Originalausgabe
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3328107770
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3328107774
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.7 x 2.6 x 20.7 cm

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