/ Dezember 7, 2025/ Buch, Romane

„Der Preis der Freiheit – Eine Warnung an den Westen“ ist ein Buch, das sofort klar macht, wie ernst es seinem Autor ist. Hamed Abdel-Samad schreibt nicht aus sicherer Entfernung, sondern aus einer Lebensrealität, die die meisten von uns sich kaum vorstellen können: Er lebt seit über zehn Jahren unter Polizeischutz. Morddrohungen, ständige Gefährdung, keine wirkliche Ruhe – all das ist für ihn der persönliche „Preis der Freiheit“. Und genau darüber spricht er in diesem Buch offen und schonungslos.

Abdel-Samad erklärt, warum die Freiheit, die wir im Westen oft für selbstverständlich halten, heute unter starkem Druck steht. Dabei zeigt er, dass diese Bedrohung von zwei Seiten kommt: von außen durch autoritäre Regime, aber genauso von innen – durch radikale Gruppierungen, egal ob rechts, links oder religiös motiviert. Er beschreibt, wie gefährlich es ist, wenn kleine, aber lautstarke Minderheiten versuchen, die Regeln des freien Zusammenlebens zu verändern oder sogar abzuschaffen.

Das Buch kritisiert, dass wir als Gesellschaft lange Zeit zu tolerant gegenüber Intoleranz waren. Viele extremistische Entwicklungen wurden unterschätzt oder als Randphänomene abgetan. Dazu kommt, dass manche Probleme lieber unter dem Deckmantel von Multikulti oder politischer Korrektheit versteckt wurden, statt sie ehrlich anzusprechen. Laut Abdel-Samad ist jetzt der Punkt erreicht, an dem die Mitte der Gesellschaft wieder deutlicher werden muss – aktiver, politischer, selbstbewusster.

Er schreibt darüber, wie Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und demokratische Grundwerte langsam erodieren können, wenn wir nicht aufpassen. Rechtsradikale, identitäre Bewegungen, linke Ideologen oder religiöse Fundamentalisten – alle haben eines gemeinsam: Sie wollen bestimmen, was gesagt werden darf und was nicht. Sie versuchen, Angst zu verbreiten, Grenzen zu ziehen und die offene Gesellschaft einzuschränken. Laut Abdel-Samad vergiften solche Kräfte das öffentliche Klima und machen ein freies Gespräch immer schwieriger.

Besonders eindrücklich ist, wie sehr seine eigene Biografie das Buch durchzieht. Er erzählt davon, wie er in Ägypten aufgewachsen ist, welche Erfahrungen er dort mit autoritären Strukturen gemacht hat und wie er in Deutschland durch seine kritischen Analysen selbst zum Ziel von Extremisten wurde. Seine Botschaft ist deshalb nicht theoretisch, sondern tief persönlich: Er weiß genau, was passiert, wenn Freiheit verloren geht – und wie teuer es ist, sie zu verteidigen.

Trotz aller Warnungen ist das Buch aber kein pessimistischer Abgesang auf die Demokratie. Im Gegenteil: Abdel-Samad ruft dazu auf, mutig zu sein, Verantwortung zu übernehmen und Freiheit nicht als Endzustand, sondern als tägliche Aufgabe zu begreifen. Freiheit ist für ihn nichts, das man einmal erreicht und dann einfach behält. Sie lebt davon, dass Menschen wachsam sind, offen miteinander reden, sich engagieren und bereit sind, auch schwierige Themen anzusprechen.

Er formuliert es selbst so: „Freiheit ist kein Happy End, sondern ein ständiges Bemühen.“ Und dieses Bemühen versteht er als Ausdruck von Dankbarkeit gegenüber dem Leben – als etwas, das wir aktiv schützen müssen, wenn wir weiterhin in einer offenen, demokratischen Gesellschaft leben wollen.

Mit klarer Sprache, persönlichen Erfahrungen und viel Mut hält Abdel-Samad der Gesellschaft einen Spiegel vor. Ob man seinen Positionen in allem zustimmt oder nicht – sein Buch ist ein eindringlicher Weckruf, der zeigt, wie wichtig eine starke demokratische Mitte ist. Es regt zum Nachdenken an, fordert heraus und erinnert daran, dass Freiheit zwar kostbar ist, aber niemals selbstverständlich.

  • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 17. Oktober 2024
  • Auflage ‏ : ‎ 2.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 288 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423284412
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423284417
  • Abmessungen ‏ : ‎ 14.5 x 3.5 x 21.3 cm
  • 24 Euro

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