/ Oktober 5, 2025/ Buch, Sachbuch

Rainer Martens Buch „Die Erfindung des Menschen: Eine Zwischenbilanz“ ist ein tiefgehendes, aber gut verständliches Nachdenken über den Menschen selbst – darüber, wie er sich im Laufe der Geschichte immer wieder neu erfunden hat. Marten zeigt, dass der Mensch nie einfach nur so war, wie er ist. Schon seit den Anfängen der Menschheit hat der Mensch versucht, sich selbst zu verstehen und zu gestalten. Ihm genügte es nie, nur als biologisches Wesen zu leben. Er wollte wissen, wer er ist, woher er kommt und wohin er geht.

Der Autor geht davon aus, dass der Mensch seine eigene Wirklichkeit nie einfach hingenommen hat. Stattdessen hat er immer wieder neue Bilder, Ideen und Glaubensvorstellungen geschaffen, um sich selbst und die Welt zu erklären. Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage, warum der Mensch Götter erfunden hat – und was das über ihn selbst aussagt. Marten zeigt, dass Religion und Philosophie, aber auch Kunst und Wissenschaft, immer Ausdruck des menschlichen Wunsches waren, sich selbst zu verstehen und zu übersteigen.

Das Leitmotiv des Buches lautet: Der Mensch bestimmt seine Stellung in der Welt, indem er eine höhere Macht annimmt. Von den frühesten Mythen bis zu modernen Weltanschauungen hat der Mensch immer versucht, seine Existenz in ein größeres Ganzes einzuordnen. Er hat Gott oder die Götter erfunden, um seinem Leben Sinn, Ordnung und Ziel zu geben. Dabei verändert sich das Bild des Menschen jedes Mal mit dem Bild, das er sich von Gott macht.

Marten untersucht in zwölf großen „Versuchen“, wie der Mensch sich selbst erfunden hat. Diese Versuche stehen für entscheidende Epochen des Denkens und Glaubens – von den alten Mythen über das Christentum bis hin zur modernen Philosophie und Wissenschaft. In jedem dieser Kapitel zeigt Marten, wie Menschen ihr Weltbild geformt haben und was sie dabei über sich selbst gelernt oder auch verloren haben.

Es geht um Fragen wie:

  • Was bedeutet es zu sein – und was bedeutet Nichts?
  • Wie gehen Menschen mit Zeit und Vergänglichkeit um?
  • Warum sind wir uns unserer Sterblichkeit so bewusst?
  • Was verstehen wir unter Gut und Böse?
  • Welche Rolle spielt die Vernunft für ein gutes Leben?
  • Und was heißt es eigentlich, menschlich zu sein?

Marten macht deutlich, dass der Mensch ohne solche Fragen nicht existieren kann. Er lebt nicht nur in der Natur, sondern auch in einer Welt von Ideen, Werten und Bedeutungen, die er selbst geschaffen hat. Diese „Erfindungen“ – Götter, Moralvorstellungen, Wissenschaften, Philosophien – sind nicht bloß Täuschungen, sondern Ausdruck menschlicher Freiheit. Der Mensch kann und will sich selbst erschaffen, auch wenn er dabei immer wieder an seine Grenzen stößt.

Der Autor betrachtet die Geschichte der Menschheit daher als eine Geschichte der Selbsterfindung. Jeder Versuch, den Sinn des Lebens zu finden, ist auch ein Versuch, den Menschen neu zu definieren. Ob im Glauben an einen Gott, in der Hoffnung auf Vernunft oder im Vertrauen auf Technik – der Mensch bleibt auf der Suche nach sich selbst.

Doch Marten ist kein bloßer Geschichtenerzähler, sondern ein kritischer Denker. Er prüft jede dieser „Erfindungen“ auf ihre Tragfähigkeit. Wo hilft sie dem Menschen, sein Leben besser zu verstehen? Und wo verführt sie ihn dazu, sich selbst zu überschätzen oder zu verlieren? So wird das Buch zu einer Zwischenbilanz – einem Moment des Innehaltens, in dem wir fragen: Was haben wir über uns gelernt? Und was haben wir vielleicht vergessen?

Besonders spannend ist, dass Marten nicht einfach nur alte Theorien zusammenfasst. Er versucht, die großen Gedanken der Menschheitsgeschichte miteinander ins Gespräch zu bringen. Philosophen, Theologen und Dichter tauchen auf – aber immer mit dem Ziel, das zentrale Thema zu beleuchten: Wie hat der Mensch sich selbst erfunden – und was bedeutet das heute?

Das Buch richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern an alle, die sich für die großen Fragen des Lebens interessieren. Marten schreibt klar und tiefgründig zugleich. Er lädt dazu ein, über die eigene Existenz nachzudenken, über Glauben, Vernunft, Sinn und Freiheit. Dabei zeigt er, dass diese Fragen nichts Vergangenes sind, sondern heute genauso aktuell wie in früheren Zeiten.

Am Ende bleibt eine nachdenkliche, aber hoffnungsvolle Botschaft: Der Mensch ist ein Wesen, das sich immer wieder neu erfinden kann. Auch wenn alte Gewissheiten schwinden, bleibt die Fähigkeit, über sich hinauszudenken, das, was ihn wirklich menschlich macht. „Die Erfindung des Menschen“ ist also nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Aufruf zum Weiterdenken – ein Buch über das Werden des Menschen, das zugleich seine Zukunft offenhält.

Ein beeindruckendes, kluges und tiefsinniges Buch! Rainer Marten führt den Leser klar und verständlich durch die großen Fragen des Menschseins. „Die Erfindung des Menschen“ verbindet Philosophie, Geschichte und Lebensweisheit zu einer fesselnden Reflexion über unsere Herkunft und Zukunft. Anspruchsvoll, aber wunderbar zugänglich – sehr empfehlenswert!

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  • Herausgeber ‏ : ‎ Verlag Karl Alber
  • Erscheinungstermin ‏ : ‎ 29. August 2025
  • Auflage ‏ : ‎ 1.
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 249 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3495990828
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3495990827
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 2.1 x 21.5 cm
  • 39 Euro

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