/ März 19, 2025/ Buch

„Die Jagd: Was bleibt und was sich ändert“ von Bruno Hespeler beleuchtet die Entwicklungen und Veränderungen in der Jagdwelt in den letzten Jahrzehnten. Es geht um die Auswirkungen des Klimawandels, die zunehmende Fragmentierung der Landschaft durch Landwirtschaft und Urbanisierung, neue Technologien in der Jagd sowie die sich verändernden Praktiken und Herausforderungen, mit denen Jäger heutzutage konfrontiert sind. Das Buch stellt die Frage, wie sich die Jagd in der modernen Welt anpassen kann und welche Lösungen es für die Herausforderungen gibt, die die Jagd heute betreffen.

Die Veränderungen in der Jagdwelt

Jagd war in früheren Jahrhunderten vor allem ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens und der Ernährung der Menschen. In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch sowohl die Rahmenbedingungen als auch die gesellschaftliche Einstellung zur Jagd drastisch verändert. Ein großer Faktor, der die Jagdlandschaft beeinflusst, ist der Klimawandel. Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster und die daraus resultierenden Veränderungen in den Lebensräumen von Wildtieren führen dazu, dass sich die Lebensgewohnheiten des Wildes ebenfalls verändern. Tiere ziehen in andere Gebiete, ändern ihre Fortpflanzungszeiten oder reagieren anders auf Nahrungsangebote.

Doch der Klimawandel ist nicht der einzige Faktor, der die Jagd verändert. Auch die Landwirtschaft hat einen großen Einfluss. Die zunehmende Parzellengröße in der Landwirtschaft führt zu einer Verdrängung von natürlichen Lebensräumen. Dazu kommt die Nachtarbeit der Bauern, die durch den Einsatz von Maschinen und Technik auch nachts den Wald und andere natürliche Gebiete betreten, was das Verhalten der Wildtiere erheblich stört. Diese Veränderungen können dazu führen, dass Wildtiere vermehrt in städtische Gebiete ziehen, was zu einer Zunahme von Wildschäden an landwirtschaftlichen Erzeugnissen führt. In der Folge gibt es immer mehr Forderungen, dass die Jagd intensiver betrieben werden muss, um das Wild in Schach zu halten und Wildschäden zu reduzieren.

Veränderungen im Jagdbetrieb

Neben den klimatischen und landwirtschaftlichen Veränderungen hat auch die zunehmende Urbanisierung und der veränderte Verkehr Auswirkungen auf die Jagd. Der Bau neuer Straßen und die Zunahme des Verkehrs in ländlichen Gebieten erschweren das Jagdmanagement. Wildtiere, die früher in abgelegenen Gebieten lebten, werden durch den Straßenbau oder den Verkehr gestört und gezwungen, sich in die Nähe von Siedlungen und Städten zu begeben, was zu weiteren Konflikten führt.

Ein weiterer Aspekt, der die Jagd verändert hat, ist die zunehmende Freizeitnutzung der Natur durch Einheimische und Urlauber. Immer mehr Menschen zieht es in die Natur, um zu wandern, zu radeln oder einfach die Landschaft zu genießen. Diese zunehmende Naturnutzung führt dazu, dass Wildtiere verstärkt gestört werden, was nicht nur ihr Verhalten beeinflusst, sondern auch ihre Bewegungsfreiheit und den Zugang zu Nahrungsquellen einschränkt. Das wiederum führt zu einem größeren Stress für das Wild, da es immer weniger ungestörte Rückzugsorte hat.

Technologische Entwicklungen

Auf der anderen Seite hat die Technologie auch neue Möglichkeiten für die Jagd eröffnet. Drohnen, Wildkameras und moderne Waffentechniken bieten den Jägern neue Werkzeuge, um das Wild zu beobachten und gezielt zu erlegen. Insbesondere Nachtsichtgeräte und Nachtoptiken ermöglichen es den Jägern, das Wild auch bei Dunkelheit sicher anzusprechen. Doch diese Entwicklungen haben auch ihre Schattenseiten. Der Einsatz von Nachtsichttechnik hat dazu geführt, dass Wildtiere noch weniger Ruhe finden, was zusätzlichen Stress verursacht. Tiere, die zuvor nachts sicher waren, werden jetzt immer häufiger gestört, was ihr Verhalten noch weiter verändert.

Die zunehmende Verfügbarkeit von Wildkameras ermöglicht es Jägern, Wildbewegungen genau zu verfolgen und das Verhalten von Tieren über längere Zeiträume zu beobachten. Während diese Technologie den Jägern hilft, gezielt und effizienter zu jagen, führt sie gleichzeitig zu einer noch stärkeren Überwachung des Wildes. Diese permanente Überwachung kann das Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit, das Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung haben, erheblich einschränken und sie weiter in die Flucht treiben.

Herausforderungen für die Jagdpraktiken

Ein weiteres Thema, das Hespeler in seinem Buch anspricht, ist die Schwierigkeit, bestimmte Jagdmethoden, die früher weit verbreitet waren, heutzutage anzuwenden. Bewegungsjagden, bei denen größere Gebiete abgejagt werden, sind durch die zunehmende Fragmentierung der Landschaft und den immer enger werdenden Lebensraum für Wildtiere zunehmend schwierig oder sogar unmöglich geworden. Wenn das Gelände durch Straßen, Landwirtschaft oder Bebauung zerschnitten wird, können Jäger keine großen Gebiete mehr effizient durchstreifen, und die Tiere sind schneller in die unzugänglichen Bereiche der Landschaft geflüchtet. Dies erschwert die Jagd und führt zu einer Verminderung der Erträge.

Die Idee von Wildschutzgebieten

Bruno Hespeler geht in seinem Buch auch auf eine wichtige Lösung ein, die in vielen Ländern bereits erprobt wird: die Einrichtung von Wildschutzgebieten. In Ländern wie der Schweiz, Italien oder den USA gibt es bereits solche Gebiete, in denen Wildtiere ungestört leben können und der menschliche Einfluss minimiert wird. Hespeler plädiert dafür, auch in Deutschland und Österreich solche Schutzgebiete zu schaffen, um den Wildbestand zu fördern und gleichzeitig die Belastung für die Natur und die Tiere zu reduzieren. Schutzgebiete könnten helfen, den Lebensraum der Tiere zu bewahren, die Biodiversität zu erhalten und den Druck auf die Jagd zu verringern.

Jagdpraktiken im Wandel

Neben den technischen und natürlichen Herausforderungen spricht Hespeler auch über veraltete oder falsche Jagdpraktiken, die heute noch praktiziert werden. Diese Praktiken, die früher als effektiv galten, sind heutzutage nicht mehr im Einklang mit den modernen Anforderungen der Natur- und Wildtiererhaltung. Der Autor fordert eine Anpassung der Jagdmethoden an die aktuellen Gegebenheiten und einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen der Natur. Jäger sollten sich stärker mit der Frage beschäftigen, wie sie die Wildbestände nachhaltig regulieren können, ohne die Tiere unnötig zu stressen oder zu schädigen.

Fazit

„Die Jagd: Was bleibt und was sich ändert“ von Bruno Hespeler gibt einen tiefen Einblick in die heutigen Herausforderungen der Jagd und zeigt auf, wie sich die Praxis in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Das Buch beleuchtet die Auswirkungen des Klimawandels, der technischen Entwicklungen und der zunehmenden Urbanisierung auf die Jagd und das Verhalten des Wildes. Hespeler fordert ein Umdenken in der Jagdpraxis und plädiert für die Schaffung von Wildschutzgebieten und den Verzicht auf veraltete Jagdmethoden. Dieses Buch ist ein wertvoller Beitrag zur Diskussion über die Zukunft der Jagd und die Rolle des Menschen in der Natur.

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