In ihrem Debütroman für Erwachsene schreibt Donna Freitas über die Frage „Was wäre, wenn…“. Der Leser trifft auf Rose Napolitano, die sich gegen die Meinung aller anderen entschieden hat und keine Kinder haben möchte. Rose und ihr Mann Luke waren in diesem Punkt vor der Ehe noch einer Meinung, aber nachdem Luke seine Meinung geändert hat, finden sich die beiden in einem Streit über Schwangerschaftsvitamine wieder und stehen vor neun verschiedenen Zukunftswegen.
Bevor ich das Buch gelesen habe, hatte ich ungefähre Vorstellungen davon, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln würde, und ich lag bis zu einem gewissen Grad richtig, aber dennoch gab es einige positive Überraschungen. Der Einstieg ins Buch fiel mir sehr einfach und angenehm, obwohl es direkt Wechsel zwischen zwei verschiedenen Leben von Rose Napolitano gab. Am Anfang lernt der Leser zunächst Rose und ihren Mann Luke kennen und auch ihre Beziehung. Die ersten Szenen haben mir gut gefallen, da es der Autorin sehr gut gelungen ist, die beiden Protagonisten und ihre Gefühle dem Leser näherzubringen. Das hat sich auch bis zum Schluss nicht verändert
Rose Napolitano ist eine zielstrebige und erfolgreiche Frau, die sich klar gegen Kinder entschieden hat. Für sie selbst ist es die einzig richtige Entscheidung und sie sieht keinen Grund, diese in Frage zu stellen. Wären da nicht die vielen Zweifel und fehlende Akzeptanz ihrer Mitmenschen, die ständig auf sie einwirken. Die Geschichte von ihr ist ein schönes Beispiel für den gesellschaftlichen Umgang und die veraltete Ansicht, dass eine Frau Kinder haben muss. Die Autorin gelingt es sehr gut, jede Szene, Auswirkung und jeden Gedanken sowohl realitätsnah als auch authentisch darzustellen. Es gibt neun interessante, aber auch unterschiedliche Lebenswege, bei denen die Entscheidungen von Rose in einem richtigen Einklang mit den Konsequenzen stehen, so dass ich nie das Gefühl hatte, dass die Autorin an irgendeiner Stelle versucht, etwas in eine gewünschte Richtung zu biegen. Bei den neun verschiedenen Leben konnte ich gut mit Rose mitfühlen und konnte bei manchen Reaktionen der anderen nur den Kopf schütteln. Es gibt aber auch schöne Momente, in denen ich ein kleines Lächeln auf dem Gesicht hatte.
In dem Buch erwarten den Leser, wie schon erwähnt, neun unterschiedliche Lebenswege von Rose. Die Autorin hat 2-3 Leben in einen Teil gepackt und in diesen Teilen wechseln sich die verschiedenen Leben mit den Kapiteln ab. Manche Kapitel erzählen auch von Szenen, die Teil aller Leben sind. Das heißt, dass die Autorin sich nicht von Anfang bis Ende in der richtigen Reihenfolge entlang hangelt. Auch in den verschiedenen Leben sind die Szenen nicht chronologisch angeordnet. Das führt dazu, dass es nie langweilig wird, weil es schwierig ist, vorauszusagen, was als nächstes passiert. Das hat mir sehr gut gefallen. Allerdings muss man zu jedem Zeitpunkt genau wissen, was in welchem Leben passiert ist, um alles richtig zu verstehen.
Dieses Buch ist eine Offenbarung und längst überfällig. Es behandelt das heikle Thema des Mutterseins auf eine schonungslos ehrliche Weise und bringt auch gesellschaftliche Konflikte über das Rollenbild der modernen Frau zur Sprache. Die Frage, was uns wirklich mit Menschen verbindet, wird ebenfalls aufgeworfen. Der Roman lässt sich in einem Atemzug verschlingen und man fiebert gleich neun Mal mit der Protagonistin mit, während das beliebte „Was wäre, wenn…“-Spiel gekonnt umgesetzt wird
- Herausgeber : btb Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (9. Mai 2022)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 400 Seiten
- ISBN-10 : 3442759625
- ISBN-13 : 978-3442759620
- Originaltitel : THE NINE LIVES OF ROSE NAPOLITANO
- Abmessungen : 14.5 x 4.3 x 21.6 cm