Susanne Götze, Annika Joeres,
In diesem Buch, wie bereits im Titel angedeutet, wird das drängende Thema Wasserknappheit und Dürren behandelt, eine Problematik, die in Deutschland zunehmend spürbar wird. Interessanterweise ist dieses Buch jedoch keine trockene Abhandlung von Fakten, sondern ein Versuch, die mögliche Zukunft dieser Problematik durch fiktive Geschichten zu skizzieren. Dabei stützt sich der Autor auf reale Daten, Modelle, Hochrechnungen und wissenschaftliche Forschungsergebnisse, die er in eine erzählerische Form kleidet, um sie für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.
Dieser Ansatz erscheint durchaus sinnvoll, da es an Informationen zur Umweltkrise nie gemangelt hat, jedoch oft an einem breiten Verständnis, Vorstellungskraft oder Interesse für das Thema. Trotzdem oder gerade deshalb funktionierte dieser Ansatz für mich nicht vollständig. Eine der Herausforderungen dabei war, dass die Geschichten im Buch zu einem großen Teil aus erklärerischen Passagen bestanden. Dies erinnert an die Filmwelt, in der es oft heißt: „Zeigen, nicht erzählen.“ Persönlich hätte ich es bevorzugt, wenn die Geschichten fesselnder und erzählerischer gewesen wären oder wenn die Informationen einfach als reiner Sachtext präsentiert worden wären. Es könnte sein, dass ich einfach nicht die Zielgruppe für diese spezielle Herangehensweise bin.
Die Struktur des Buches basiert darauf, dass das Hauptthema immer der Wassermangel ist, während die Auswirkungen davon in verschiedenen Bereichen beleuchtet werden, die jeweils ein Kapitel bilden. Diese Bereiche umfassen Aspekte wie das Leben in Großstädten, Landwirtschaft, Pharmazie, Flussverkehr und Wälder. Jedes Kapitel wird dann nochmals aus zwei Perspektiven betrachtet: einmal im „worst case“ (im schlimmsten Fall) und einmal im „best case“ (im besten Fall) Szenario. Auf diese Weise verfolgt man im Prinzip dieselbe Geschichte, jedoch in zwei unterschiedlichen Umgebungen. Am Ende jedes Kapitels gibt es ein Quellenverzeichnis, das die wissenschaftlichen Studien und Zukunftsmodelle auflistet, auf denen die Erzählung basiert.
Besonders faszinierend fand ich die Darstellungen aus dem „best case“ Szenario. Einige dieser Modelle waren mir bereits bekannt, wie beispielsweise das Konzept der „grünen Städte“, in denen Parkplätze zu Grünanlagen umgestaltet werden oder Fahrradautobahnen entstehen. Anderes war mir neu, wie die Idee des „Grauwassers“, bei dem Trinkwasser aus den Leitungen recycelt wird. Diese Konzepte boten viele interessante Denkanstöße und neue Perspektiven. Nachdem ich diese Abschnitte gelesen hatte, erschien es mir absurd, wertvolles Trinkwasser in großen Mengen für die Entsorgung von Abwasser zu verwenden.
Allerdings überkam mich oft auch das Gefühl, dass diese „best case“ Szenarien theoretische Ideen bleiben werden, da sie massive Veränderungen erfordern würden – ein grundlegendes Umdenken in Politik und Gesellschaft. Und genau hier liegt meine Skepsis. Die „worst case“ Szenarien erschienen mir realistischer, geprägt von Ignoranz, Resignation, Korruption und dem Verfall der Demokratie. Möglicherweise ist dies jedoch einfach meine pessimistische Sichtweise. Das Buch zeigt auf jeden Fall viele Möglichkeiten auf, wie sich unsere Zukunft in Bezug auf Wasserknappheit entwickeln könnte, wobei einige davon gar nicht so düster sein müssen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.
- Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 1. Edition (1. August 2023)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 288 Seiten
- ISBN-10 : 3423263725
- ISBN-13 : 978-3423263726
- Abmessungen : 13.6 x 2.35 x 21 cm