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„Ehrenamtliche Patient:innenbetreuung im Akutkrankenhaus“ klingt auf den ersten Blick vielleicht ziemlich fachlich – ist es auch, aber auf eine spannende und überraschend menschliche Art. Das Buch beschäftigt sich mit etwas, das im Krankenhausalltag oft zu kurz kommt: echter, persönlicher Beistand. Denn viele Menschen, die stationär aufgenommen werden, fühlen sich gestresst, verunsichert oder einfach allein. Und genau hier setzt die ehrenamtliche Betreuung an – also Menschen, die freiwillig Zeit schenken, zuhören, kleine Handreichungen machen oder einfach für ein bisschen Normalität sorgen.
Spannend ist, dass in Österreich zwar fast die Hälfte der Bevölkerung freiwillig irgendwo mitanpackt, aber gerade in Akutkrankenhäusern Ehrenamtliche (abgesehen von der Seelsorge) gar nicht so verbreitet sind. Während man in Großbritannien, den USA oder Australien schon viel Erfahrung damit hat, ist das Thema im deutschsprachigen Raum eher Neuland. Genau deshalb ist dieses Buch so wertvoll: Es nimmt die Situation in Österreich unter die Lupe und liefert erstmals eine wissenschaftlich fundierte, richtig gründliche Analyse dazu, wie freiwillige Betreuung im Krankenhaus funktionieren kann – und was sie bewirkt.
Die Autorin schaut sich insbesondere an, wie Patient:innen die Unterstützung wahrnehmen. Also: Wie wirkt es sich auf ihr Stresserleben aus, hilft es ihnen bei der Bewältigung der ungewohnten Situation, und macht es den Aufenthalt ein bisschen leichter – unabhängig davon, ob jemand jung oder alt ist oder welche Diagnose dahintersteht. Dabei geht es nicht um medizinische Tätigkeiten, sondern um die menschliche Ebene: Zuhören, Orientierung geben, kleine Aufgaben übernehmen, da sein. Dinge, die das Pflegepersonal wichtig findet, aber im stressigen Klinikalltag oft nicht schafft.
Apropos Personal: Auch deren Sicht wird ausführlich berücksichtigt. Das Buch zeigt, wie Ehrenamtliche entlasten können, welche Rolle sie im Team spielen und wo klare Abgrenzungen wichtig sind. Gerade weil freiwillige Helfer:innen weder Pflege noch Therapie ersetzen sollen, braucht es ein gut definiertes Rollenprofil – und genau das entwickelt die Studie. Das Ergebnis: eine klare Beschreibung, was ehrenamtliche Patient:innenbetreuung eigentlich ausmacht, wie sie organisiert sein sollte und welchen einzigartigen Beitrag sie zu einem angenehmeren Klinikbetrieb leisten kann.
Die Autorin verbindet wissenschaftliche Theorie mit echten Erfahrungen aus dem Krankenhausalltag. Dadurch liest sich das Ganze nicht wie trockene Statistik, sondern wie ein Blick hinter die Kulissen: Man versteht, warum menschliche Zuwendung so viel bewirken kann und wieso es Sinn macht, Ehrenamtliche stärker einzubinden.
Kurz gesagt: Das Buch zeigt, wie viel Power soziale Unterstützung durch Fremde haben kann – gerade in Momenten, in denen man sich verletzlich fühlt. Und es liefert einen fundierten Vorschlag, wie man dieses Potenzial in österreichischen Akutkrankenhäusern sinnvoll nutzen könnte. Für alle, die im Gesundheitswesen arbeiten, die selbst freiwillig mithelfen wollen oder die einfach verstehen möchten, wie „Menschlichkeit im Krankenhaus“ strukturiert funktionieren kann, ist dieses Werk ein echter Augenöffner.
- Herausgeber : Lambertus-Verlag GmbH
- Erscheinungstermin : 8. November 2024
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 324 Seiten
- ISBN-10 : 3784137172
- ISBN-13 : 978-3784137179
- Abmessungen : 21 x 15 x 1.8 cm
