Jan Costin Wagner
Der dritte Band der Ben-Neven-Reihe, „Einer von den Guten“, beeindruckt durch seine einfühlsame und hochsensible Erzählweise. Jenseits eines herkömmlichen Krimis, entfaltet sich ein fesselndes Psychogramm. Ben Neven, ein ambivalenter Protagonist mit pädophilen Neigungen, lebt ein Doppelleben, ohne Wertung. Die kontroverse Handlung, geprägt von differenzierten Perspektiven, regt zu intensiven Diskussionen an. Die Figuren werden nicht verurteilt, sondern in einer tiefpsychologischen Analyse betrachtet. Jan Costin Wagners klarer Schreibstil ermöglicht einen tiefen Einblick in die Seelen der Charaktere. Die Geschichte, die den Spagat zwischen Glück und Missbrauch thematisiert, beeindruckt durch ihre Hochsensibilität. Wagner präsentiert eine Serie, die nicht einzeln abgeschlossen ist, was den Lesereiz steigert. Ein herausfordernder Plot, der gespannt auf die Fortsetzung warten lässt.
Der Protagonist Ben Neven ist „Einer von den Guten“ und dennoch führt er ein Doppelleben. Ich finde er ist ein interessanter, ungewöhnlich ambivalenter Darsteller und wohl auch der erste Ermittler mit pädophilen Neigungen, die er auch auslebt und die im Kontext zur Geschichte natürlich sehr brisant sind.
Die Handlung dieser Geschichte provoziert unterschiedliche Meinungen und kontroverse Diskussionen. Dies macht die gesamte Reihe besonders empfehlenswert, da Jan Costin Wagner eine neutrale Erzählweise wählt und ohne Wertung verschiedene Perspektiven darlegt. Das Buch ist intelligent konzipiert und zeichnet sich durch eine einfühlsame Schreibweise aus. Ben Neven wird als Sympathieträger präsentiert, der trotz seiner inneren Konflikte ein glückliches Familienleben führt auch wenn das Thema Missbrauch immer im Raum steht.
Gleichzeitig ist da der minderjährige Junge Adrian, der seine Dienste am Parkplatz anbietet und zum ersten Mal in seinem Leben die Liebe kennenlernt, sich ihm endlich die Chance bietet, aus dieser Abhängigkeit der Zwangsprostitution zu entkommen. Gerade weil die Figuren nicht bewertet werden, ist es eher eine hochpsychologische Analyse, als ein Kriminalroman.
Als Leser erhält man einen tiefen Einblick in die Seelen und Konflikte von Ben Neven und anderen Figuren. Jan Costin Wagners klarer Schreibstil, den ich persönlich besonders schätze, ermöglicht es, die Charaktere intensiv zu erleben. Alle Figuren stehen metaphorisch am Abgrund, und es bleibt die Frage, wer den Sprung wagt, wer die Richtung ändert und einen neuen, gangbaren Weg einschlägt. Die Handlungen der Charaktere sind für mich nachvollziehbar, und ich vermeide es, jemanden zu verurteilen. Dies resultiert aus der hochsensiblen Erzählweise der Geschichte und dem externen, einfühlsamen Blick auf die Geschehnisse.
Im Gegensatz zu anderen Serien rate ich dringend dazu, mit dem ersten Band zu beginnen, um die Entwicklung nachverfolgen zu können. Die Romane sind nicht eigenständig abgeschlossen, und genau das verleiht dieser Geschichte ihren Reiz. Die Vorfreude darauf, wie sich dieser ungewöhnliche Handlungsverlauf weiterentwickelt, ist kaum zu überbieten. Selbst wenn es bei dieser Trilogie bleibt, wäre das völlig akzeptabel, obwohl die Geschichte dann nicht vollständig abgeschlossen wäre.
Es ist äußerst beunruhigend und gleichzeitig unglaublich fesselnd, wie Wagner seine zwielichtige Hauptfigur kontinuierlich demontiert, dabei aber niemals aufgibt. Ein beeindruckender Balanceakt.
- Herausgeber : Galiani-Berlin; 1. Edition (17. August 2023)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
- ISBN-10 : 3869712600
- ISBN-13 : 978-3869712604
- Abmessungen : 13.2 x 2 x 21 cm
- 23 Euro