„Gleißendes Licht“ ist der erste Roman des Gitarristen und Komponisten Marc Sinan, der den historischen Völkermord an den Armeniern durch die Türken thematisiert. Das Buch bietet eine dichte und authentische Darstellung des Ereignisses, unterstützt durch die brillante Sprache des Autors.
Im ersten Kapitel des Buches lernen wir den 15-jährigen Hüseyin Umut kennen. Die Handlung springt in die 80er Jahre, wo wir Kaan, Hüseyins Enkel, kennenlernen, der als Kind türkischer und deutscher Eltern in München lebt. Kaan erwacht im Januar 2022 der Wunsch, die Geschichte seiner Großeltern und die Geschichte des Völkermordes aufzuschreiben weil der Berliner Komponist Kaan für einen längeren Aufenthalt nach Istanbul reiste. In Istanbul trifft er unverhofft mit dem Trauma seiner Familiengeschichte in Konfrontation. beginnt, sich an seine Großeltern zu erinnern – sie Armenierin, er Türke – die in den Jahren der Republik unter Atatürk zu Wohlstand gekommen sind, aber am Ende alles verloren haben. Kaan erinnert sich auch an seine Kindheit, die von Besuchen bei seinen Großeltern am Schwarzen Meer geprägt war, die von den Aromen grüner Bohnen und salzigen Fisch, dem Klang der Bağlama und den Farben der Wellen lebte. Während er seine Geschichte erzählt, überkommt ihn ein Verlangen nach Rache und Vergebung.
Das Buch ist nicht chronologisch erzählt und bietet Zeitsprünge, die es dem Leser ermöglichen, tiefer in die Geschichte einzutauchen und die Figuren besser kennenzulernen. Der Sprachstil des Autors ist beeindruckend, und die Figuren sind bildhaft und authentisch dargestellt. Obwohl der Roman mit surrealen Schilderungen den Leser fordert, regt er auch dazu an, sich weiter mit der Geschichte der Armenier zu beschäftigen. Es wäre jedoch wünschenswert, ein Glossar am Ende des Buches zu haben, um das Verständnis der zahlreichen türkischen Ausdrücke zu erleichtern.
Insgesamt ist „Gleißendes Licht“ ein empfehlenswertes Buch, das jedoch nicht leicht zu lesen ist. Es bietet eine berührende und anspruchsvolle Lektüre, die es wert ist, entdeckt zu werden.
Der Komponist und Gitarrist Marc Sinan wurde 1976 als Kind einer türkisch-armenischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Er ist bekannt für seine Werke, die sich mit schwierigen Themen wie Täter und Opfer, sowie dem Völkermord auseinandersetzen, darunter das Musiktheater „Komitas“, die Konzertinstallation „Hasretim (Meine Sehnsucht) – eine anatolische Reise“ und das Oratorium „Gleißendes Licht“. Mit dem Veröffentlichen seines ersten Romans, ebenfalls mit dem Titel „Gleißendes Licht“, hat er diese Themen erstmals auf literarischem Weg verarbeitet. Sinan lebt in Berlin und befasst sich weiterhin intensiv mit der Verarbeitung schwieriger Themen durch seine Kunst.
- Herausgeber : Rowohlt Buchverlag; 1. Edition (31. Januar 2023)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 272 Seiten
- ISBN-10 : 3498003143
- ISBN-13 : 978-3498003142
- Abmessungen : 13.3 x 2.7 x 20.8 cm