
„Happy End: Warum Du ohne Glück glücklicher bist“ ist ein schlaues, witziges und ziemlich entlarvendes Buch über unseren ständigen Drang, unbedingt glücklich sein zu müssen. Florian Schroeder nimmt sich diesen allgegenwärtigen Glückswahn vor – und zwar nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Neugier, Selbstironie und einer guten Portion Humor.
Im Kern geht es um eine einfache, aber unbequeme Frage: Macht uns die permanente Jagd nach Glück wirklich glücklicher? Oder setzt sie uns nicht eher unter Druck? Schroeder zeigt, wie Glück heute fast wie ein Pflichtprogramm verkauft wird. Glück als Menschenrecht, als Gesundheitsziel, als Dauerzustand. Wer nicht gut drauf ist, hat offenbar etwas falsch gemacht – oder die falsche App.
Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, stürzt sich der Autor mitten hinein in die moderne Glücksindustrie. Er besucht Life-Coachings, probiert Kuschelkurse aus, testet Happiness-Apps und schaut sich an, was Menschen alles tun, um sich besser zu fühlen. Dabei bleibt er immer Beobachter und Teilnehmer zugleich: neugierig, skeptisch, offen – und oft überrascht. Er nimmt auch extreme Perspektiven ernst, etwa Menschen, die im Schmerz ihr persönliches Glück finden, ohne sie lächerlich zu machen.
Das Buch lebt von diesen Erlebnissen und Begegnungen. Schroeder tanzt mit einem über 80-Jährigen im Berghain, tauscht Freundschaftsbändchen mit Swifties und sitzt mit einem Auswanderer im angeblich glücklichsten Land der Welt, Finnland, in der Sauna. Diese Szenen sind nicht nur unterhaltsam, sondern zeigen auch, wie unterschiedlich Glück empfunden wird – und wie wenig es sich planen oder verordnen lässt.
Besonders sympathisch ist, dass der Autor sich selbst nie ausnimmt. Er stellt seine eigenen Erwartungen, Zweifel und Widersprüche offen dar. Dadurch wirkt das Buch nahbar und ehrlich. Man hat nie das Gefühl, belehrt zu werden. Stattdessen entsteht so etwas wie ein gemeinsames Nachdenken: über Lebensziele, über Druck von außen, über Selbstoptimierung und darüber, warum Unzufriedenheit manchmal ganz normal – und vielleicht sogar gesund – ist.
Trotz des provokanten Titels ist „Happy End“ kein Anti-Glück-Buch. Es geht nicht darum, Glück schlechtzureden, sondern darum, es vom Sockel zu holen. Weg von der Idee, dass man immer zufrieden, ausgeglichen und positiv sein muss. Schroeder zeigt, dass gerade das Akzeptieren von Zweifeln, Scheitern und Unperfektheit entlastend sein kann – und dass darin oft mehr echtes Lebensgefühl steckt als in jedem Glücksseminar.
Am Ende fühlt man sich nach der Lektüre nicht euphorisch, aber klarer. Und vielleicht ein bisschen freier. „Happy End“ ist klug, unterhaltsam und an vielen Stellen überraschend nachdenklich. Ein Buch für alle, die genug haben vom Dauerlächeln – und trotzdem Lust aufs Leben.
Ein kluges, witziges und angenehm ehrliches Buch über den Zwang, ständig glücklich sein zu müssen. Florian Schroeder beobachtet scharf, nimmt sich selbst nicht zu ernst und entlarvt die Glücksindustrie mit Humor und Tiefgang. Unterhaltsam, nachdenklich und befreiend – tut gut, ohne belehrend zu sein.
- Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
- Erscheinungstermin : 27. November 2025
- Auflage : 2.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 336 Seiten
- ISBN-10 : 3423285079
- ISBN-13 : 978-3423285070
- Abmessungen : 15 x 3.8 x 21.8 cm
- 24 Euro
