Hegemonie oder Untergang: Die letzte Krise des Westens? von Rainer Mausfeld, erschienen am 13. Oktober 2025 als Taschenbuch, ist ein analytisches und zugleich kritisches Werk über die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage des Westens. Mausfeld, ein renommierter Psychologe und Sozialkritiker, richtet in diesem Buch seinen Blick auf die strukturellen Grundlagen westlicher Macht und die tiefgreifende Krise, die sich daraus ergibt.
Das Buch beginnt mit einer Analyse der hegemonialen Position des Westens in der Welt. Mausfeld zeigt, dass die Vormachtstellung westlicher Staaten nicht allein auf technologischen oder militärischen Fortschritt zurückzuführen ist, sondern vor allem auf die ökonomische Ausbeutung schwächerer Länder. Historisch betrachtet fußt der Wohlstand vieler westlicher Nationen auf globalen Ungleichgewichten und ungleichen Handelsbeziehungen, die bis in die Kolonialzeit zurückreichen. Diese strukturellen Vorteile wurden über Jahrzehnte abgesichert und institutionalisiert, sodass die privilegierte Lebensform des Westens heute als normal oder selbstverständlich erscheint – obwohl sie auf systemischer Ungerechtigkeit beruht.
Mausfeld untersucht anschließend die aktuelle geopolitische Lage. Er argumentiert, dass die vom Westen propagierten Ideologien – Freiheit, Demokratie, Menschenrechte – in der Realität oft als Rechtfertigung für eigene Interessen dienen und in den letzten Jahrzehnten eine ideologische Scheinwelt geschaffen haben. Diese Scheinwelt kollidiert zunehmend mit der Multipolarität der globalen Ordnung, in der neue Machtzentren wie China, Indien oder regionale Allianzen eine größere Rolle spielen. Die westlichen Eliten reagieren darauf nicht durch diplomatische Kooperation oder Interessenausgleich, sondern durch eine Eskalation militärischer und ökonomischer Gewalt.
Ein zentrales Thema des Buches ist die psychologische Dimension der Machtkrise. Mausfeld beschreibt, wie Angst vor Machtverlust und Statusangst politische Entscheidungen prägt. Anstatt pragmatische Lösungen zu suchen, treten westliche Eliten in einen Endspielmodus: eine Politik der maximalen Durchsetzung eigener Interessen, selbst unter Inkaufnahme katastrophaler Risiken, einschließlich nuklearer Eskalation. Mausfeld macht deutlich, dass dieser Modus nicht rational, sondern psychologisch getrieben ist – durch Angst, Gier und das Bedürfnis, die eigene hegemoniale Stellung zu bewahren.
Darüber hinaus beleuchtet das Buch wirtschaftliche Zusammenhänge: Studien aus der vergleichenden Ökonomie werden herangezogen, um zu zeigen, wie stark der Wohlstand westlicher Gesellschaften mit der Ausbeutung und Abhängigkeit anderer Länder verknüpft ist. Internationale Institutionen, Handelsbeziehungen und geopolitische Strategien werden analysiert, um die Mechanismen der Macht und Ungleichheit verständlich zu machen.
Mausfeld beschreibt auch die konkreten Auswirkungen dieser Hegemoniepolitik: Kriege, militärische Interventionen, wirtschaftlicher Druck und die politische Destabilisierung anderer Staaten. Dabei zeigt er, dass der Westen auf systematische Weise versucht, seine Position zu sichern, statt globale Kooperation oder gerechte Machtverteilung zu fördern. Diese Haltung führt laut Mausfeld in eine tiefe Krise, die nicht nur ökonomisch oder militärisch, sondern auch moralisch und ideologisch ist.
Sprachlich ist das Buch klar und gut strukturiert, zugleich anspruchsvoll, da es viele theoretische Konzepte aus Ökonomie, Politikwissenschaft und Psychologie miteinander verbindet. Mausfeld verzichtet auf populistische Vereinfachungen und legt großen Wert auf belegte Analysen, Studien und historische Bezüge. Leserinnen und Leser werden sowohl intellektuell gefordert als auch angeregt, westliche Machtstrukturen kritisch zu hinterfragen.
Fazit:
Hegemonie oder Untergang ist ein fundiertes, kluges und provokantes Buch über die Krise des Westens. Rainer Mausfeld zeigt, wie hegemoniale Macht, ökonomische Interessen und ideologische Scheinwelten zu einer gefährlichen Kombination werden. Das Werk ist sowohl ein Weckruf als auch eine Einladung zum kritischen Nachdenken über Macht, Verantwortung und globale Stabilität. Es richtet sich an politisch interessierte Leserinnen und Leser, die bereit sind, die strukturellen Probleme westlicher Hegemonie klar zu erkennen und die Risiken eines ungebremsten Machtstrebens zu reflektieren.
Die Analyse ist detailliert, die Argumentation stringent, und das Buch bietet eine umfassende Perspektive auf die drängendsten Fragen der internationalen Politik. Es regt zum diskursiven Nachdenken an und eröffnet einen differenzierten Blick auf die Mechanismen, die den Westen in seine derzeitige Krise geführt haben. Mausfeld gelingt es, komplexe Zusammenhänge verständlich darzustellen, ohne die Tiefe der Analyse zu verlieren – ein Buch, das sowohl informiert als auch wachrüttelt.
- Herausgeber : Westend
- Erscheinungstermin : 13. Oktober 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 216 Seiten
- ISBN-10 : 3987913347
- ISBN-13 : 978-3987913341
- Abmessungen : 13.4 x 2.2 x 20.5 cm
- 24 Euro