„Hier kommen wir nicht lebend raus: Storys“ von Margaret Atwood ist eine fesselnde Sammlung von fünfzehn Kurzgeschichten, die die bemerkenswerte Erzählkunst der berühmten Autorin eindrucksvoll zur Geltung bringt. Atwood, bekannt durch ihren Bestseller „Der Report der Magd“, beweist auch hier wieder ihre Meisterschaft im Schreiben kurzer, prägnanter und oft tiefgründiger Geschichten.
In dieser Sammlung zeigt Atwood ihre Fähigkeit, in knappen Erzählungen komplexe und facettenreiche Themen zu behandeln. Die Geschichten bieten eine breite Palette von Themen und Stilen, die alle durch ihre Originalität und Einzigartigkeit bestechen.
Eine der Geschichten beschreibt die Dynamik eines langjährigen Paares, das durch große und kleine Momente der Liebe und des Zusammenhalts geprägt ist. Hier wird deutlich, wie die alltäglichen Erfahrungen und Herausforderungen einer Beziehung deren Tiefe und Beständigkeit beeinflussen. Diese Erzählung zeigt Atwoods Talent, emotionale und intime Aspekte menschlicher Beziehungen in prägnanter Form einzufangen.
Eine andere Geschichte befasst sich mit zwei besten Freundinnen, die über ihre gemeinsame Vergangenheit streiten. Diese Erzählung wirft Fragen über Erinnerungen, Freundschaft und die Art und Weise auf, wie Menschen ihre gemeinsamen Erfahrungen verarbeiten und interpretieren. Atwood beleuchtet die Komplexität menschlicher Beziehungen und wie Streitigkeiten und Versöhnungen Teil des Lebens sind.
In einer weiteren Geschichte steht die Herausforderung im Mittelpunkt, jemandem zu helfen, der sich verschluckt hat. Diese alltägliche Situation wird in Atwoods typischer Detailgenauigkeit dargestellt und zeigt, wie menschliche Interventionen im entscheidenden Moment von großer Bedeutung sein können.
Atwood geht auch ungewöhnliche Wege und erzählt von Akademikerinnen im Alter, die sich mit Liebe und Lebensfragen auseinandersetzen. Diese Geschichte hebt die Gedanken und Emotionen älterer Menschen hervor und stellt dar, dass auch im höheren Alter neue Facetten des Lebens entdeckt werden können.
Die Sammlung enthält auch fantasievolle und märchenhafte Erzählungen. In einer Geschichte begegnen die Leser einem märchenerzählenden Alien, das seine eigene Sicht auf die Welt vermittelt. Eine andere Geschichte beschreibt eine verwirrte Schnecke, die symbolisch für die Verwirrung und Unsicherheit steht, die wir alle in unserem Leben erleben.
Zusätzlich wird die Sammlung durch Geschichten bereichert, die historische und kulturelle Themen behandeln. Atwood beleuchtet beispielsweise das Leben und die Gedanken von historischen Persönlichkeiten wie Martha Gellhorn, George Orwell und Hypatia von Alexandria. Diese Geschichten kombinieren historische Fakten mit Atwoods einzigartigem erzählerischen Ansatz und bieten interessante Perspektiven auf bekannte Figuren und ihre Zeiten.
Insgesamt bietet „Hier kommen wir nicht lebend raus“ eine gelungene Mischung aus tiefgründigen, unterhaltsamen und oft überraschenden Geschichten. Margaret Atwood gelingt es, auf wenigen Seiten komplexe menschliche Erfahrungen und Gedanken einzufangen. Ihre Erzählungen sind abwechslungsreich und regen zum Nachdenken an, während sie gleichzeitig unterhalten. Die Sammlung ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Atwoods Fähigkeit, in der kurzen Form große emotionale und intellektuelle Wirkung zu erzielen. Leserinnen und Leser, die Atwoods Werke schätzen oder neugierig auf ihre Erzählkunst sind, werden von dieser Sammlung begeistert sein.
- Herausgeber : Berlin Verlag; 2. Edition (29. August 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 304 Seiten
- ISBN-10 : 3827014743
- ISBN-13 : 978-3827014740
- Originaltitel : Old Babes in the Wood
- Abmessungen : 14.2 x 3.5 x 21.6 cm
- 449 Gramm
- 26 Euro