
Julia Brandner ist Comedienne – also jemand, der beruflich Menschen zum Lachen bringt. Doch in ihrem Buch „I’m not kidding“ zeigt sie: Es gibt Themen, über die man nicht nur lachen kann, sondern auch ernst sprechen muss. Eines davon ist der Wunsch (oder eben Nicht-Wunsch) nach Kindern.
Schon früh weiß Julia: Sie will keine Mutter werden. Kein Kinderwunsch, keine Sehnsucht nach Babys, keine Lust auf Schwangerschaft oder Familienleben. Für viele Menschen ist das unverständlich – und genau das macht sie zur Zielscheibe von Kommentaren, Vorurteilen und Erwartungen.
„Du änderst deine Meinung noch.“ – „Du wirst es bereuen.“ – „Das ist doch unnatürlich.“
Solche Sätze bekommt sie oft zu hören. Und genau dagegen schreibt sie an – mit viel Witz, Mut und Klarheit.
Worum geht es in dem Buch?
Julia erzählt in „I’m not kidding“, wie sie sich mit Mitte 20 dafür entscheidet, sich sterilisieren zu lassen – also dauerhaft unfruchtbar machen zu lassen. Das ist ein medizinischer Eingriff, der normalerweise gut möglich ist. Doch bei jungen Frauen, die keine Kinder haben (und auch keine wollen), wird es plötzlich kompliziert.
Sie muss sich psychologisch begutachten lassen, bekommt Fragen gestellt wie:
„Sind Sie überhaupt zurechnungsfähig?“ oder
„Was ist, wenn Ihr zukünftiger Partner Kinder will?“
Obwohl Julia genau weiß, was sie will, muss sie sich immer wieder rechtfertigen. Sie kämpft gegen Ärzte, gegen Vorschriften und gegen die ständigen Zweifel anderer – bis sie es mit 28 Jahren endlich schafft, den Eingriff machen zu lassen.
Was macht das Buch besonders?
Julia Brandner schreibt locker und ehrlich, so wie sie auch auf der Bühne spricht. Man merkt sofort: Sie nimmt das Thema ernst, aber sie hat auch keine Lust, sich von der Gesellschaft unter Druck setzen zu lassen.
Sie macht sich über typische Rollenbilder lustig: über „Renates“, die glauben, alle Frauen müssen Mütter sein. Oder über „Jürgens“, die meinen, man sei als Frau nicht vollständig ohne Kind.
Aber sie bleibt dabei immer respektvoll – und zeigt, dass es hier nicht um eine Ablehnung von Kindern geht, sondern um Selbstbestimmung. Julia möchte, dass jede Frau selbst entscheiden darf, wie sie leben will – mit Kind, ohne Kind oder ganz anders.
Themen, die im Buch angesprochen werden:
- Gesellschaftlicher Druck auf Frauen, Kinder zu bekommen
- Vorurteile gegenüber kinderfreien Frauen („egoistisch“, „unnatürlich“, „unreif“)
- Der schwierige Weg zur Sterilisation in jungen Jahren
- Regretting Motherhood – also Frauen, die es bereuen, Mutter geworden zu sein
- Der Umgang mit unangenehmen Fragen aus dem Umfeld
- Freiheit, über den eigenen Körper und Lebensweg zu entscheiden
- Kritik am politischen System: Warum es Frauen nicht leicht gemacht wird, selbst zu wählen
Warum dieses Buch wichtig ist
Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, dass eine Frau bewusst und glücklich ohne Kinder leben will. Noch immer gilt in vielen Köpfen: Frauen „sollen“ Mütter werden. Dieses Buch zeigt, dass das nicht für alle gilt – und dass es vollkommen okay ist, Nein zu sagen.
Besonders wichtig ist, dass Julia auch über die andere Seite der Mutterschaft spricht: Frauen, die Mutter geworden sind und es später bereut haben. Dieses Thema wird oft verschwiegen – aus Scham oder Angst vor Verurteilung. Julia gibt diesen Frauen eine Stimme, ohne sie zu bewerten.
Sie sagt klar: Niemand sollte sich für eine Entscheidung rechtfertigen müssen, wenn sie niemandem schadet – und wenn sie aus Überzeugung getroffen wurde.
Humorvoll und doch ernst
Trotz des ernsten Themas ist „I’m not kidding“ kein schweres, trauriges Buch. Im Gegenteil: Julia schreibt mit Leichtigkeit, Scharfsinn und Humor. Ihre Wortwahl ist modern, direkt und oft zum Lachen – gerade weil sie Dinge beim Namen nennt, die sonst oft verschwiegen werden.
Sie erzählt Anekdoten aus ihrem Alltag, von absurden Arztbesuchen und peinlichen Gesprächen. Dabei zeigt sie, wie verrückt viele gesellschaftliche Vorstellungen über Frauen und Mutterschaft sind – und dass es höchste Zeit ist, diese Vorstellungen zu hinterfragen.
Fazit: Ein kluges, mutiges und lustiges Buch
„I’m not kidding“ ist eine starke Stimme für alle, die sich gegen den Strom stellen. Egal ob man selbst Kinder möchte oder nicht – dieses Buch öffnet den Blick dafür, wie viel gesellschaftlicher Druck auf Frauen lastet.
Es zeigt, dass jede Frau das Recht hat, ihr eigenes Leben zu führen – ohne sich erklären oder entschuldigen zu müssen. Und es macht Mut, die eigene Wahrheit zu leben, auch wenn andere es nicht verstehen.
Wer also ein Buch sucht, das zum Lachen bringt, zum Nachdenken anregt und gleichzeitig mit alten Klischees aufräumt, ist hier genau richtig.
Ein Muss für alle, die sich schon einmal gefragt haben:
„Was, wenn ich einfach anders leben will – und das vollkommen in Ordnung ist?“
Empfehlung: Für Frauen und Männer – mit oder ohne Kinderwunsch. Für alle, die offen denken. Und für alle, die es satt haben, sich ständig erklären zu müssen.
Komplettmedia
- Herausgeber : Komplett Media GmbH
- Erscheinungstermin : 6. März 2025
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 240 Seiten
- ISBN-10 : 3831206406
- ISBN-13 : 978-3831206407
- Abmessungen : 13.5 x 2.5 x 21.2 cm
- 24 Euro