
Bernd Stegemann analysiert in seinem Buch „In falschen Händen: Wie Grüne Eliten eine ökologische Politik verhindern“ die Widersprüche der Grünen als Partei und die gesellschaftlichen Herausforderungen, die mit ihrem politischen Kurs einhergehen.
Noch vor wenigen Jahren galt es als erstrebenswert, sich für Umweltschutz einzusetzen und grüne Politik zu unterstützen. Heute jedoch wird die Partei zunehmend als Symbol für Überheblichkeit und moralische Doppelstandards gesehen. Stegemann beschreibt, wie die Grünen oft hohe ethische Maßstäbe an andere anlegen, diese aber selbst nicht immer einhalten. So fordern sie eine nachhaltige Lebensweise, doch viele ihrer Anhänger und Funktionäre leben in wohlhabenden Stadtvierteln, profitieren von einem konsumorientierten Lebensstil und sind vielfach schon um die ganze Welt gereist, während sie gleichzeitig zur Flugscham aufrufen.
Der Autor sieht darin eine grundlegende Krise unserer Gesellschaft: Die Moral der gebildeten Mittelschicht habe sich erschöpft, weil sie zu oft mit egoistischen Interessen vermischt werde. Laut Stegemann scheitern die Grünen nicht nur an ihren eigenen Widersprüchen, sondern auch daran, dass sie sich zunehmend von der Bevölkerung entfremden. Sie haben sich von einer Umweltbewegung zu einer Partei entwickelt, die primär die Interessen einer bestimmten, wohlhabenden Bevölkerungsschicht vertritt. Dadurch fehlt es ihnen an einer wirklich praktikablen Strategie für eine effektive ökologische Politik.
Das Buch betont jedoch, dass das Scheitern der Grünen kein Grund zur Schadenfreude sein sollte. Im Gegenteil: Die Welt wäre besser dran, wenn sie ihren Hochmut ablegen und sich wieder auf ihre ursprünglichen Ziele konzentrieren würden. Stegemann fordert eine politische Erneuerung, die authentischer und weniger von Überheblichkeit geprägt ist. Er argumentiert, dass nur durch eine glaubwürdige und inklusive Politik der notwendige gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz erreicht werden kann.
Stegemann selbst ist Professor für Dramaturgie und Kultursoziologie und seit vielen Jahren als Dramaturg an renommierten Theatern tätig. Seine langjährige Beschäftigung mit gesellschaftlichen und kulturellen Themen fließt in seine Analyse ein. Er legt den Finger in die Wunde und zeigt auf, warum eine echte ökologische Politik nicht von einer Partei abhängen darf, die sich immer weiter von den Lebensrealitäten vieler Menschen entfernt.
Das Buch bietet eine kritische, aber konstruktive Auseinandersetzung mit den Grünen und dem aktuellen Zustand der Umweltpolitik. Es richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich für Politik, Gesellschaft und nachhaltige Entwicklung interessieren und dabei auch kritische Perspektiven nicht scheuen. Stegemann fordert dazu auf, jenseits von Ideologie und Parteipolitik nach praktikablen Lösungen zu suchen, die wirklich zu einer besseren Zukunft beitragen können.
Bernd Stegemann liefert mit In falschen Händen eine scharfsinnige Analyse der ökologischen Politik und ihrer Widersprüche. Sein Buch ist fundiert, provokant und regt zum Nachdenken an. Besonders beeindruckend ist seine klare Argumentation, die zeigt, wie sich moralische Überheblichkeit und politische Realität oft widersprechen. Ohne polemisch zu werden, fordert Stegemann eine authentischere Umweltpolitik, die wirklich wirksam ist. Das Buch ist eine wertvolle Lektüre für alle, die nachhaltige Veränderungen suchen und sich kritisch mit aktuellen politischen Entwicklungen auseinandersetzen möchten.
- Herausgeber : Westend; 1. Edition (6. Januar 2025)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 176 Seiten
- ISBN-10 : 3864894603
- ISBN-13 : 978-3864894602
- Abmessungen : 13.4 x 2 x 21.2 cm
- 18 Euro