/ Juni 19, 2024/ Romane, Sachbuch

Christhardt Henschel

Das neue Buch „Jeder Bürger Soldat: Juden und das polnische Militär (1918-1939)“ von Henschel und Christhardt, erschienen als gebundene Ausgabe am 4. Dezember 2023, ist ein faszinierendes Werk, das sich mit der Rolle der Juden im polnischen Militär in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen befasst. Es ist Teil der „Schriften des Simon-Dubnow-Instituts“ und beleuchtet ein komplexes und oft kontroverses Thema.

Der Hintergrund

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der alten imperialen Ordnung entstand die Zweite Polnische Republik. Das polnische Militär spielte eine entscheidende Rolle bei der Gründung und Gestaltung dieses neuen Staates. Eine wichtige Frage war, ob und wie Staatsbürger, die nicht zur polnischen Mehrheitsgesellschaft gehörten, insbesondere Juden, Zugang zum Militär erhalten sollten. Diese Frage war Teil eines größeren Spannungsverhältnisses zwischen der allgemeinen Wehrpflicht und dem Nationalisierungsanspruch der Armee.

Spannungen und Zusammenarbeit

Das Buch zeigt, dass das Verhältnis zwischen dem polnischen Staat und seinen jüdischen Bürgern im Militär von Widersprüchen geprägt war. Einerseits gab es Ablehnung und Ausschluss, andererseits aber auch Kooperation und Integration. Diese Gegensätze prägten den Alltag im Militär und spiegelten sich in der Erinnerungskultur wider.

Minderheitenpolitik und nationale Narrative

Autor Christhardt Henschel beleuchtet, wie die Behandlung jüdischer Wehrpflichtiger ein Spiegelbild der allgemeinen Minderheitenpolitik der Zweiten Polnischen Republik war. Nach dem Zerfall der imperialen Vorkriegsordnung wurde die Republik neu konstituiert, und dabei spielten nationale Gedächtnisnarrative und normative Vorstellungen des 19. Jahrhunderts eine große Rolle. Diese Narrative beeinflussten die Diskussionen und Entscheidungen über Emanzipation, Gleichberechtigung und nationale Zugehörigkeit der jüdischen Bevölkerung bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Ein differenziertes Bild

Das Buch bietet ein differenziertes Bild des polnisch-jüdischen Verhältnisses zwischen 1918 und 1939. Es zeigt, dass die Integration von Juden ins Militär nicht nur eine Frage des Militärs war, sondern auch ein Teil der größeren gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse in Polen. Durch die Untersuchung dieser vielschichtigen und oft widersprüchlichen Beziehung wird deutlich, wie schwierig und komplex die Situation für jüdische Bürger in dieser Zeit war.

Fazit

„Jeder Bürger Soldat: Juden und das polnische Militär (1918-1939)“ ist ein wichtiges Werk für alle, die sich für die Geschichte des polnischen Militärs, die Minderheitenpolitik und das polnisch-jüdische Verhältnis interessieren. Es bietet tiefgehende Einblicke und hilft, die Herausforderungen und Entwicklungen dieser Zeit besser zu verstehen.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Vandenhoeck & Ruprecht; 1. Edition (4. Dezember 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 503 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3525370547
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3525370544
  • Abmessungen ‏ : ‎ 16.51 x 3.81 x 23.5 cm
  • 70 Euro

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