/ August 23, 2024/ Ratgeber, Rehabilitation, Sachbuch

Das Buch „Mentalisieren bei Psychosen“ ist ein umfassendes Werk, das sich mit einer speziellen Therapieform beschäftigt, die zunehmend in der Behandlung von psychotischen Erkrankungen eingesetzt wird. Diese Therapie, bekannt als mentalisierungsbasierte Therapie, ist besonders geeignet, um Menschen mit Psychosen dabei zu helfen, ihre Fähigkeit zur Mentalisierung – also die Fähigkeit, die eigenen Gedanken und Gefühle sowie die von anderen zu verstehen – zu verbessern. Das Buch zeigt auf, wie diese Methode in der Praxis angewendet wird und warum sie für Menschen mit Psychosen so wichtig ist.

Psychosen sind schwere psychische Erkrankungen, bei denen die Betroffenen Schwierigkeiten haben, zwischen Realität und Einbildung zu unterscheiden. Menschen, die an einer Psychose leiden, können Halluzinationen (also Dinge sehen oder hören, die nicht da sind) oder Wahnvorstellungen (falsche Überzeugungen, die trotz gegenteiliger Beweise festgehalten werden) haben. Diese Symptome führen oft dazu, dass die Betroffenen sich zunehmend von ihrer Umgebung abkapseln und sozial isoliert werden. Ein wesentlicher Aspekt von Psychosen ist, dass die Fähigkeit zur Mentalisierung stark beeinträchtigt sein kann.

Die Mentalisierung ist ein zentrales Konzept in der Psychotherapie und bezieht sich auf die Fähigkeit, über die eigenen mentalen Zustände sowie die anderer Menschen nachzudenken. Dies umfasst das Verstehen von Gefühlen, Gedanken, Wünschen und Absichten. Eine gut entwickelte Mentalisierungsfähigkeit ermöglicht es Menschen, sich in andere hineinzuversetzen, soziale Interaktionen zu verstehen und angemessen auf sie zu reagieren. Bei Menschen mit Psychosen ist diese Fähigkeit jedoch oft stark gestört, was zu Missverständnissen, Misstrauen und sozialem Rückzug führt.

Das Buch erklärt, dass die Beeinträchtigung der Mentalisierungsfähigkeit bei psychotischen Patienten meist schwerwiegender und dauerhafter ist als bei anderen psychischen Störungen. Diese Störung trägt dazu bei, dass Betroffene in einen Teufelskreis der Isolation geraten. Je weniger sie in der Lage sind, die Gedanken und Gefühle anderer zu verstehen, desto schwieriger wird es für sie, soziale Beziehungen aufrechtzuerhalten. Dies führt oft zu einem sozialen Ausschluss, der die psychotischen Symptome weiter verstärken kann.

Helga Felsberger, die Autorin des Buches, zeigt auf, wie die mentalisierungsbasierte Therapie eine wirksame Methode sein kann, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie beschreibt, wie Therapeuten durch gezielte Interventionen die Mentalisierungsfähigkeit ihrer Patienten fördern können. Die Therapie zielt darauf ab, den Patienten zu helfen, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und ein besseres Verständnis für ihre eigenen und fremden inneren Zustände zu entwickeln. Dies kann dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre soziale Integration zu fördern.

Ein wesentlicher Teil der mentalisierungsbasierten Therapie ist die Arbeit in Gruppen. Gruppentherapie bietet eine besonders gute Gelegenheit für Patienten, ihre Mentalisierungsfähigkeiten in einem sicheren Umfeld zu üben und zu verbessern. In der Gruppe können sie lernen, wie sie auf die mentalen Zustände anderer reagieren und wie sie ihre eigenen Gedanken und Gefühle klarer kommunizieren können. Diese Gruppensitzungen helfen den Patienten, ihre sozialen Fähigkeiten zu stärken und bieten ihnen gleichzeitig die Möglichkeit, positive soziale Erfahrungen zu machen.

Die Autorin betont, dass die Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit auch dazu beitragen kann, die Beziehung zwischen Therapeut und Patient zu stärken. Eine starke therapeutische Beziehung ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg jeder Therapie. Wenn Patienten ihre Fähigkeit zur Mentalisierung verbessern, können sie auch die Absichten und Handlungen ihres Therapeuten besser verstehen. Dies führt zu einem höheren Vertrauen und einer stärkeren Zusammenarbeit, was die Therapie effektiver macht und das Risiko von Therapieabbrüchen verringert.

Das Buch ist nicht nur theoretisch fundiert, sondern bietet auch viele praktische Anleitungen für Therapeuten, die mit psychotischen Patienten arbeiten. Es enthält detaillierte Beschreibungen von Interventionen und Techniken, die in der mentalisierungsbasierten Therapie eingesetzt werden können. Diese Techniken sind darauf ausgelegt, den Patienten zu helfen, ihre mentalen Zustände besser zu verstehen und zu regulieren. Durch diese Praxisanleitungen wird das Buch zu einem wertvollen Werkzeug für Fachleute, die ihre therapeutischen Fähigkeiten erweitern möchten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Buches ist die Verbindung zwischen Theorie und Praxis. Die Autoren legen großen Wert darauf, die theoretischen Konzepte der Mentalisierung verständlich zu erklären und zeigen gleichzeitig, wie diese Konzepte in der klinischen Praxis angewendet werden können. Dies macht das Buch sowohl für Therapeuten als auch für Psychologen, die sich mit der Behandlung von Psychosen befassen, zu einer wertvollen Ressource. Es bietet eine tiefgehende Einsicht in die Funktionsweise der mentalisierungsbasierten Therapie und gibt konkrete Beispiele, wie diese in der Arbeit mit Patienten umgesetzt werden kann.

Darüber hinaus beleuchtet das Buch auch die Herausforderungen, die mit der Behandlung von Psychosen verbunden sind. Die Arbeit mit psychotischen Patienten erfordert besondere Geduld, Einfühlungsvermögen und eine sorgfältige Herangehensweise. Die Autoren diskutieren die spezifischen Schwierigkeiten, die in der therapeutischen Arbeit auftreten können, und bieten Strategien an, wie diese überwunden werden können. Sie betonen, dass die Förderung der Mentalisierungsfähigkeit ein langsamer und oft schwieriger Prozess sein kann, der jedoch langfristig zu erheblichen Verbesserungen im Leben der Patienten führen kann.

„Mentalisieren bei Psychosen“ ist Teil einer Reihe von Büchern, die sich mit der Anwendung der Mentalisierung in der klinischen Praxis beschäftigen. Diese Reihe zielt darauf ab, Therapeuten die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Mentalisierungsansätze in ihrer Arbeit zu integrieren. Die in diesem Band vorgestellten Techniken und Interventionen sind speziell auf die Bedürfnisse von Patienten mit Psychosen zugeschnitten und bieten einen umfassenden Überblick über die neuesten Entwicklungen in diesem Bereich.

Zusammengefasst ist „Mentalisieren bei Psychosen“ ein äußerst wertvolles Buch für alle, die mit psychotischen Patienten arbeiten oder sich für die Anwendung von Mentalisierung in der Psychotherapie interessieren. Es bietet eine klare und verständliche Einführung in die mentalisierungsbasierte Therapie und zeigt auf, wie diese bei der Behandlung von Psychosen erfolgreich eingesetzt werden kann. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis ermöglicht es den Lesern, die komplexen Konzepte der Mentalisierung zu verstehen und in ihrer eigenen therapeutischen Arbeit anzuwenden.

Das Buch ist besonders nützlich für Therapeuten, die ihre Patienten dabei unterstützen möchten, ihre sozialen Kompetenzen zu stärken und ihre Lebensqualität zu verbessern. Es vermittelt nicht nur das notwendige theoretische Wissen, sondern bietet auch praktische Werkzeuge, um die Mentalisierungsfähigkeit der Patienten zu fördern und ihnen zu helfen, besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Die beschriebenen Interventionen und Techniken können dazu beitragen, die Therapieergebnisse zu verbessern und den Patienten eine bessere Integration in ihre sozialen Umfelder zu ermöglichen.

„Mentalisieren bei Psychosen“ ist ein wertvolles Buch, das Theorie und Praxis hervorragend verbindet. Es bietet klare Anleitungen für Therapeuten und hilft, die Lebensqualität von Patienten nachhaltig zu verbessern.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Klett-Cotta; 1. Aufl. 2024 Edition (17. August 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 272 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3608982310
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3608982312
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.8 x 2.5 x 21.6 cm
  • 390 Gramm
  • 30 Euro

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