Siebert, Jochum/Pohl
Eine Nachlasspflegschaft ist eine rechtliche Institution, die in Deutschland im Rahmen des Erbrechts vorgesehen ist. Sie tritt ein, wenn eine Person verstirbt und weder ein Testament noch ein Erbvertrag vorhanden ist, oder wenn diese Dokumente unwirksam oder nicht auffindbar sind. Auch bei einer Erbausschlagung oder im Falle einer Aussichtslosigkeit der Ausschlagung kann eine Nachlasspflegschaft angeordnet werden.
In solchen Fällen bestellt das Nachlassgericht einen Nachlasspfleger oder eine Nachlasspflegerin, um den Nachlass des Verstorbenen zu verwalten und zu regeln. Der Nachlasspfleger übernimmt die Aufgaben, die normalerweise ein Erbe erledigen würde, falls es keinen testamentarischen Erben gibt oder die Erben nicht handlungsfähig sind.
Typische Aufgaben einer Nachlasspflegschaft können sein:
- Ermittlung und Sicherung des Nachlasses: Der Nachlasspfleger ermittelt alle Vermögenswerte, Schulden und sonstigen Angelegenheiten des Nachlasses und sorgt für deren Sicherung.
- Verwaltung des Nachlasses: Dies umfasst die ordnungsgemäße Verwaltung der Vermögenswerte, Begleichung von Schulden und die Verteilung des verbleibenden Vermögens an die Erben oder an andere Berechtigte.
- Berichtspflicht: Der Nachlasspfleger ist verpflichtet, regelmäßige Berichte über seine Tätigkeiten und den Stand des Nachlasses dem Nachlassgericht vorzulegen.
- Vergütung und Aufwendungsersatz: Der Nachlasspfleger hat Anspruch auf eine angemessene Vergütung für seine Tätigkeit sowie auf Ersatz seiner Auslagen und Aufwendungen.
- Nachlassgerichtliche Genehmigungen: In einigen Fällen benötigt der Nachlasspfleger die Genehmigung des Nachlassgerichts für bestimmte Maßnahmen, insbesondere wenn sie über die gewöhnliche Verwaltung hinausgehen.
- Beendigung der Nachlasspflegschaft: Die Nachlasspflegschaft endet, wenn alle Aufgaben abgeschlossen sind und der Nachlass ordnungsgemäß abgewickelt wurde.
Die Nachlasspflegschaft dient dazu, den reibungslosen Ablauf der Nachlassangelegenheiten sicherzustellen, wenn keine Erben oder keine handlungsfähigen Erben vorhanden sind, und um sicherzustellen, dass der Nachlass gemäß den gesetzlichen Vorschriften behandelt wird.
Wer die Rolle des Nachlasspflegers oder der Nachlasspflegerin übernimmt, als gesetzliche Vertretung der unbekannten Erben, steht vor einer Vielzahl von Aufgaben. Neben der Organisation und Absicherung des Nachlasses besteht vor allem die Aufgabe darin, potenzielle Erben zu ermitteln. Auch als Rechtspfleger oder Rechtspflegerin am Nachlassgericht ist es entscheidend, ein fundiertes Verständnis für die Materie und die Verfahrensvorschriften zu besitzen.
In diesem etablierten Fachbuch von Siebert werden sämtliche Aspekte der Nachlasspflegschaft detailliert und kenntnisreich beleuchtet. Alle relevanten Verfahren und notwendigen Handlungen im Rahmen einer Nachlasspflegschaft werden umfassend und in Bezug auf ihre praktische Umsetzung erklärt. Dies schließt Ermittlungsaktivitäten, Genehmigungserfordernisse, Berichtspflichten und Vergütungsfragen mit ein. Ebenso werden angrenzende Rechtsgebiete, die für den Nachlasspfleger oder die Nachlasspflegerin von Bedeutung sind, berücksichtigt, wie beispielsweise das Erbscheinsverfahren, die Erbauseinandersetzung oder die Nachlassverwaltung.
Die Herausgeber und Autoren dieses Fachbuchs sind allesamt erfahrene Praktiker auf dem Gebiet der Nachlasspflegschaft. Ihr gebündeltes Wissen und ihre umfassende Erfahrung ermöglichen es, praktische Herausforderungen effizient anzugehen und Lösungswege aufzuzeigen. Sie verstehen die Komplexität der Nachlasspflegschaft und geben wertvolle Einblicke, wie man diese Aufgaben in der Praxis bewältigen kann.
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In dieser siebten Auflage wurde das Buch aktualisiert und anhand der neuesten Literatur, Gerichtsentscheidungen und rechtlichen Entwicklungen überarbeitet. Besondere Aufmerksamkeit wurde den rechtlichen Änderungen im Zuge der Betreuungsrechtsreform 2023 gewidmet. Darüber hinaus wurden neue Inhalte aufgenommen, um den aktuellen Stand der Thematik abzubilden.
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Das Kapitel zur Einleitung der Nachlasspflegschaft befasst sich eingehend mit der Ermittlung, Sicherung und Verwaltung des Nachlasses. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die steuerliche Thematik, wobei auf wichtige Aspekte hingewiesen wird.
Eine gründliche Erklärung des Themas Erbenermittlung und die Möglichkeit zur Einschaltung von gewerblichen Erbenermittlern sind ebenfalls enthalten. Es wird deutlich gemacht, warum eine Berichtspflicht besteht und wofür nachlassgerichtliche Genehmigungen dienen. Auch die angemessene Höhe von Vergütung und Aufwendungsersatz sowie die Bedeutung der Beendigung der Nachlasspflegschaft werden anschaulich erläutert.
Im anschließenden Kapitel wird das Erbscheinsverfahren und die Erbauseinandersetzung beleuchtet. Es wird veranschaulicht, welche Aufgaben die Nachlassverwaltung übernimmt, und es wird aufgezeigt, dass es Europäische Nachlasszeugnisse gibt.
Als Neuerung wird besonders auf den digitalen Nachlass und Kryptowährungen eingegangen.
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- Herausgeber : Reguvis Fachmedien; 7., überarbeitete und aktualisierte Edition (17. Mai 2023)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 756 Seiten
- ISBN-10 : 3846214132
- ISBN-13 : 978-3846214138
- Abmessungen : 17.3 x 4.5 x 25.1 cm