Zeruya Shalev, Anne Birkenhauer
Am nächsten Tag fand sich die Protagonistin mit geschlossenen Augen im Bett wieder, eingehüllt in einen Kokon aus Traumsequenzen, die den unstillbaren Wunsch nach Befreiung umkreisten. Die innere Welt der Frau ist ein Labyrinth aus ungewissen Entscheidungen und zerrissenen Bindungen. Hat sie ihre Familie für eine neue Liebe verlassen oder wurde ihre Tochter auf mysteriöse Weise entführt? Diese Fragen vermischen sich mit surrealen Bildern und flüchtigen Gedanken, während die Erzählung zwischen Realität und Fantasie oszilliert.
Das Debütwerk der etablierten israelischen Autorin Shalev, „Nicht ich“, ist eine eindringliche Erkundung der menschlichen Psyche und der brüchigen Natur zwischenmenschlicher Beziehungen. Die Protagonistin, die sich in einem ständigen Zustand des Zwischen-Seins zu befinden scheint, ringt mit den Fragmenten ihrer Identität und den Konventionen der Gesellschaft. Ihre Erlebnisse sind geprägt von Sex, Betrug, Verlust und existenzieller Suche.
Der Text fließt in einem stetigen Bewusstseinsstrom, der den Leser in einen Strudel aus sexuell expliziten, komischen und provokanten Szenen zieht. Shalevs Erzählung durchbricht konventionelle Erwartungen und erforscht die tiefsten Abgründe der menschlichen Existenz. Dabei bietet sie reichlich Stoff für psychoanalytische und religionsgeschichtliche Interpretationen, während sie gleichzeitig aktuelle Diskurse über Weiblichkeit, Mutterschaft und gesellschaftliche Normen berührt.
Trotz seiner ursprünglichen Veröffentlichung vor dreißig Jahren und einer jüngsten Überarbeitung für die Neuauflage bleibt „Nicht ich“ ein unvollkommener Text. Mit einer Länge von nur 200 Seiten verliert er sich gelegentlich in der Mitte, bevor er sich wieder fängt und den Bogen schließt. Dies mag erklären, warum der Roman bei seinem Erscheinen 1993 in der israelischen Literaturszene gemischte Reaktionen hervorrief und bislang nicht ins Deutsche übersetzt wurde, obwohl Shalev eine Bestsellerautorin ist.
Dennoch ist gerade diese Unvollkommenheit, gepaart mit der bestechenden Intensität und dem subtilen Humor des Textes, das, was „Nicht ich“ so lesenswert macht. Es ist eine literarische Achterbahnfahrt durch die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele, die den Leser zugleich verstört und fasziniert zurücklässt.
„Nicht ich“ von Shalev ist ein fesselndes Debüt, das die Tiefen der menschlichen Psyche erkundet. Ein faszinierender Strudel aus Realität und Fantasie, der mit provokanter Intensität und subtilem Humor fesselt. Ein Must-read für literarische Entdecker!
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- Herausgeber : Berlin Verlag; 2. Edition (2. Januar 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 208 Seiten
- ISBN-10 : 382701476X
- ISBN-13 : 978-3827014764
- Abmessungen : 13.8 x 2.6 x 22 cm
- 24 Euro