
„Normal und die Ticking Clock“ ist genau das, was man von Marc-Uwe Kling erwartet – nur noch ein bisschen verrückter, schneller und absurder. Dieser zweite und abschließende Band der Normal-Comicreihe fühlt sich an wie ein wilder Ritt durch eine Superheldenwelt, die komplett aus dem Ruder läuft. Und genau das macht so viel Spaß.
Die Ausgangslage ist schon genial: In einer Welt voller Superkräfte ist Normal der einzige, der… na ja, normal ist. Keine Superstärke, kein Laserblick, keine Zeitreisen. Stattdessen arbeitet er bei der Notrufzentrale, hat einen ziemlich miesen Job und Freunde mit Superkräften, die man eher als peinlich denn als hilfreich bezeichnen kann. Zero Heroes eben. Und als wäre das nicht genug, hat sich auch noch die Liebe seines Lebens für die dunkle Seite entschieden. Läuft bei ihm.
Im zweiten Band wird nochmal ordentlich nachgelegt. Der große Bösewicht, der Normalizer, will die geheimnisvolle Ticking Clock an sich reißen – und wenn das passiert, sieht es richtig übel aus. Die Uhr tickt, die Spannung steigt und Normal stolpert mehr oder weniger unfreiwillig ins große Finale. Ob er das alles überlebt? Wahrscheinlich schon. Ist ja ein Superheldencomic. Oder doch nicht? Genau mit solchen Erwartungen spielt dieses Buch ständig.
Was diesen Comic so besonders macht, ist der Humor. Die Geschichte nimmt das Superhelden-Genre gnadenlos auf die Schippe. Klischees werden zerlegt, Twists kommen aus dem Nichts und nichts ist so vorhersehbar, wie man denkt. Man merkt auf jeder Seite, dass hier Leute am Werk sind, die Comics lieben – aber auch keine Angst haben, sich über sie lustig zu machen.
Die Dialoge sind schnell, witzig und voller typischem Kling-Humor. Viel Wortwitz, viel Ironie, manchmal total absurd – aber immer treffsicher. Man lacht oft laut, schüttelt den Kopf und liest dann trotzdem sofort weiter, weil man wissen will, welcher Irrsinn als Nächstes kommt.
Auch optisch macht der Band richtig was her. Die Zeichnungen passen perfekt zur Geschichte: dynamisch, überdreht und detailreich. Bild und Text greifen super ineinander, sodass man nicht nur liest, sondern richtig durch die Seiten fliegt. Es fühlt sich eher an wie ein Serienmarathon als wie ein klassisches Buch.
Trotz allem Klamauk steckt auch Herz drin. Normal ist kein typischer Held, sondern jemand, mit dem man sich identifizieren kann. Er zweifelt, macht Fehler und ist oft überfordert – aber genau das macht ihn sympathisch. Zwischen all den absurden Superkräften geht es auch um Freundschaft, Loyalität und darum, seinen Platz in einer völlig verrückten Welt zu finden.
Als Abschlussband funktioniert „Normal und die Ticking Clock“ hervorragend. Die Geschichte zieht das Tempo an, liefert ein großes Finale und bleibt sich dabei treu: lustig, überraschend und herrlich schräg. Wer Band 1 mochte, wird diesen hier lieben. Und wer Superhelden mag, aber genug von immer gleichen Storys hat, ist hier genau richtig.
Kurz gesagt: ein cleverer, witziger und komplett durchgeknallter Comic, der zeigt, dass man keine Superkräfte braucht, um ein verdammt guter Held zu sein. Tick, tick, tick – lesen lohnt sich.
- Herausgeber : Rowohlt Hardcover
- Erscheinungstermin : 11. November 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 192 Seiten
- ISBN-10 : 3498007238
- ISBN-13 : 978-3498007232
- Abmessungen : 17.2 x 1.54 x 26.5 cm
- 25 Euro
