
Ein Sommer zum Durchatmen – oder: Wie man aus Versehen ein Guru wird
Stell dir vor, du arbeitest dich in deinem Traumjob kaputt, funktionierst nur noch, hängst 24/7 in der Arbeit fest – und dann macht dein Körper einfach nicht mehr mit. Genau so ergeht’s Cassi. Sie lebt in Stockholm, führt ein eigenes Restaurant, alles scheint perfekt. Aber der Druck, der Stress, der eigene Anspruch – irgendwann ist einfach Schluss. Burnout. Und zwar richtig.
Was macht man also, wenn einem alles zu viel wird? Richtig: man haut ab. Und Cassi macht das nicht halbherzig. Kein Wellness-Wochenende, keine halbe Auszeit – sie kauft sich kurzerhand eine Waldhütte. Irgendwo im Nirgendwo, mitten im Grünen. Einfach weg von allem. Kein Plan, keine Verpflichtungen. Nur Ruhe, Natur und… sich selbst.
Aber jetzt kommt’s:
Das Dorf in der Nähe kriegt natürlich mit, dass da jemand Neues eingezogen ist. Und dann geht’s los mit den Spekulationen. Irgendwie entsteht das Gerücht, Cassi sei eine Selbsthilfe-Guru – so mit Yoga, tiefsinnigen Gesprächen und heilender Aura. Cassi, die eigentlich nur ihre Ruhe will, steht plötzlich mit neugierigen Nachbarn, kaputten Seelen und Tee-schlürfenden Sinnsuchern auf der Veranda.
Und was macht sie? Sie spielt mit.
Ja, wirklich. Statt alles aufzuklären, denkt sich Cassi: Warum eigentlich nicht? Und so gibt sie plötzlich Ratschläge, hört zu, macht ein bisschen Yoga-Gymnastik auf der Wiese und stolpert in eine völlig neue Rolle. Und dabei passiert was total Schönes: Sie hilft den Leuten – und irgendwie helfen die Leute auch ihr.
Denn was anfangs wie ein schräges Missverständnis beginnt, wird zu etwas richtig Echtem. Cassi, die immer nur funktioniert hat, entdeckt, dass es gar nicht so schwer ist, einfach mal menschlich zu sein. Und dass Zuhören manchmal viel wichtiger ist als Reden. Und dass es gut tut, nicht nur für andere da zu sein, sondern auch mal sich selbst nicht zu vergessen.
„Sommer ohne Plan“ von Johanna Swanberg ist genau das richtige Buch für alle, die mal durchschnaufen wollen – am besten mit nackten Füßen im Gras, einem kühlen Getränk in der Hand und ein bisschen Sonne auf der Haut. Die Geschichte ist locker, leicht, manchmal herrlich schräg, aber nie belanglos. Zwischen all den skurrilen Situationen und lustigen Begegnungen verstecken sich echte Gefühle, echte Themen und viel Wärme.
Die Dorfbewohner sind herrlich authentisch: Da gibt’s die esoterische Nachbarin, den skeptischen Handwerker, die überforderte Mutter – sie alle bringen ihr eigenes Päckchen mit. Und je länger Cassi mit ihnen zu tun hat, desto mehr merkt man: Die hat nicht nur sich selbst verloren – sie hat auch vergessen, wie schön echte Nähe ist. Ohne Termindruck, ohne Checkliste.
Swanberg hat ein tolles Händchen dafür, ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Man fühlt mit Cassi, lacht über absurde Szenen, spürt den Wind in den Birken und möchte am liebsten selbst in diese kleine Waldhütte ziehen. Und vielleicht ein bisschen mitreden über Lebensfreude, Sinnfragen und die Kunst, auch mal unperfekt zu sein.
Was „Sommer ohne Plan“ so besonders macht: Es ist kein Kitsch. Es ist kein seichtes „alles wird gut“-Geplänkel. Es ist eine Geschichte über das Loslassen, das Ankommen – und das Mutigsein, ohne ständig stark sein zu müssen. Und es zeigt auf charmante Weise: Manchmal sind es gerade die verrückten, nicht durchdachten Entscheidungen, die uns genau dorthin bringen, wo wir eigentlich hingehören.
Fazit: Ein Sommerroman, der wie ein Sonnenstrahl ins Herz trifft. Witzig, berührend, ehrlich – und perfekt für alle, die sich mal wieder selbst ein bisschen besser spüren wollen.
- Herausgeber : HOFFMANN UND CAMPE VERLAG GmbH
- Erscheinungstermin : 4. April 2025
- Auflage : 1.
- Sprache : Deutsch
- Seitenzahl der Print-Ausgabe : 416 Seiten
- ISBN-10 : 3455019285
- ISBN-13 : 978-3455019285
- Abmessungen : 14.2 x 3.2 x 21.6 cm
- 25 Euro