
Stefanie Kuhlenkamps Fachbuch Sozialraumorientierte Psychomotorik: Psychomotorische Praxis im Kontext sozialer Benachteiligung (2023) setzt sich mit der Frage auseinander, wie psychomotorische Angebote gezielt sozial benachteiligte Menschen erreichen und welche Bedeutung armutssensible Ansätze in diesem Bereich haben. Das Buch richtet sich an Fachkräfte aus Pädagogik, Sozialarbeit und Motologie und bietet eine praxisnahe Einführung in das Thema.
Inhalt und Zielsetzung
Die zentrale Fragestellung des Buches ist, wie psychomotorische Methoden und Konzepte genutzt werden können, um benachteiligte Gruppen besser zu unterstützen und ihre Gesundheitsförderung zu verbessern. Kuhlenkamp geht dabei auf grundlegende Begriffe wie Sozialraumorientierung, Gesundheitsförderung und Armutslagen ein und erklärt deren Bedeutung für die psychomotorische Praxis. Besonders hervorzuheben ist die Praxisnähe des Buches: Anhand konkreter Beispiele aus unterschiedlichen institutionellen Kontexten – von Kindertagesstätten über offene Ganztagsschulen bis hin zu Vereinen und kommunalen Präventionsketten – zeigt die Autorin auf, wie sich psychomotorische Konzepte sozialräumlich umsetzen lassen.
Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Frage, wie ein armutssensibler Zugang in der psychomotorischen Arbeit gestaltet werden kann. Hierbei wird deutlich, dass benachteiligte Lebenslagen oft nicht nur materielle Einschränkungen mit sich bringen, sondern auch psychische und soziale Belastungen, die sich auf Bewegung, Körpererfahrung und das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Kuhlenkamp entwickelt darauf aufbauend Strategien, die eine gezielte Gesundheitsförderung durch Bewegungsangebote ermöglichen.
Praxisbezug und Anwendungsfelder
Ein großer Pluspunkt des Buches ist die Vielfalt der Praxisbeispiele. Die Autorin illustriert ihre theoretischen Ausführungen mit realen Projekten aus Kindertagesstätten, offenen Ganztagsgrundschulen, Vereinen sowie Präventionsprogrammen und Service-Learning-Initiativen. Diese praxisnahen Einblicke verdeutlichen, wie psychomotorische Methoden konkret eingesetzt werden können, um sozial benachteiligte Menschen zu erreichen und zu fördern.
Besonders relevant ist das Buch für Fachkräfte, die mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen in prekären Lebenslagen arbeiten. Es zeigt auf, wie Bewegungsangebote gezielt genutzt werden können, um die soziale Teilhabe und das Wohlbefinden der Teilnehmenden zu stärken. Die praxisnahen Anwendungsfelder und Fallbeispiele bieten wertvolle Impulse für die eigene berufliche Tätigkeit und können als Inspiration für neue Projekte dienen.
Theoretische Fundierung und Fachlichkeit
Neben dem starken Praxisbezug überzeugt das Buch auch durch eine fundierte theoretische Auseinandersetzung mit den zentralen Begriffen und Konzepten der Sozialraumorientierung. Kuhlenkamp verknüpft Erkenntnisse aus der Gesundheitsförderung, der Sozialpädagogik und der Psychomotorik, um ein umfassendes Bild von den Herausforderungen und Potenzialen der psychomotorischen Arbeit im Kontext sozialer Benachteiligung zu zeichnen.
Die Autorin argumentiert überzeugend, dass Bewegungsangebote nicht nur der motorischen Entwicklung dienen, sondern auch eine zentrale Rolle für soziale Teilhabe und psychosoziale Stabilität spielen. In diesem Zusammenhang werden auch strukturelle Barrieren diskutiert, die den Zugang zu solchen Angeboten erschweren können – etwa finanzielle Einschränkungen, kulturelle Unterschiede oder fehlende institutionelle Unterstützung.
Stärken des Buches
- Hoher Praxisbezug: Die zahlreichen Praxisbeispiele bieten wertvolle Anregungen für Fachkräfte und lassen sich leicht in den eigenen Arbeitsalltag übertragen.
- Interdisziplinärer Ansatz: Das Buch verbindet Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen und zeigt auf, wie Psychomotorik als Teil eines umfassenden Gesundheits- und Sozialkonzepts gedacht werden kann.
- Armutssensibilität: Kuhlenkamp sensibilisiert für die besonderen Herausforderungen, die Armutslagen für psychomotorische Arbeit mit sich bringen, und bietet konkrete Lösungen an.
- Leicht verständlich: Die Autorin vermittelt auch komplexe theoretische Inhalte in einer gut lesbaren, praxisnahen Sprache.
Fazit
Sozialraumorientierte Psychomotorik ist ein wertvolles Fachbuch für alle, die mit sozial benachteiligten Menschen arbeiten und psychomotorische Methoden gezielt zur Gesundheitsförderung und sozialen Integration einsetzen möchten. Die Verbindung von Theorie und Praxis macht das Buch besonders empfehlenswert für pädagogische, soziale und therapeutische Fachkräfte. Es bietet nicht nur fundierte Hintergrundinformationen, sondern auch konkrete Anwendungsbeispiele, die sich in verschiedenen beruflichen Kontexten umsetzen lassen.
Stefanie Kuhlenkamp gelingt es, ein komplexes Thema verständlich aufzubereiten und praxisnah zu vermitteln. Damit leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zur fachlichen Diskussion über die Rolle von Psychomotorik in der Arbeit mit sozial benachteiligten Menschen. Wer nach neuen Impulsen und fundierten Konzepten für die eigene psychomotorische Arbeit sucht, wird in diesem Buch fündig.
Stefanie Kuhlenkamps Sozialraumorientierte Psychomotorik ist ein äußerst gelungenes Fachbuch, das praxisnah und fundiert die Bedeutung psychomotorischer Ansätze im Kontext sozialer Benachteiligung beleuchtet. Besonders überzeugend sind die zahlreichen Praxisbeispiele und die verständliche Darstellung komplexer Konzepte. Das Buch bietet wertvolle Impulse für Fachkräfte und zeigt innovative Wege zur Gesundheitsförderung und sozialen Teilhabe. Ein unverzichtbares Werk für alle in diesem Bereich Tätigen!
- Herausgeber : Ernst Reinhardt Verlag; 1. Edition (9. Oktober 2023)
- Sprache : Deutsch
- Broschiert : 158 Seiten
- ISBN-10 : 3497031712
- ISBN-13 : 978-3497031719
- Abmessungen : 14.5 x 1.2 x 22.7 cm
- 29,90 Euro