Hanns-Christian Gunga
Hier ist ein lesenswertes Werk für die sogenannten Hundstage, die heißeste Phase des Jahres von 23. Juli bis 23. August. Bereits zuvor brachte das Höllenhoch Cerberus, benannt nach dem mehrköpfigen Höllenhund der griechischen Mythologie, große Hitze in den Mittelmeerraum. Temperaturen von bis zu 45 Grad Celsius im Schatten machten das Leben von Spanien bis Griechenland zur Qual – einige fühlten sich fast wie am Fluss Pyriphlegethon, dem Eingang zum Reich der Toten, wo Cerberus wacht.
Das faszinierende Buch „Tödliche Hitze“ von Hanns-Christian Gunga (68), einem emeritierten Professor für Weltraummedizin und extreme Umwelten an der Berliner Charité, ist nun verfügbar. Aufgrund seines breit gefächerten Forschungsfeldes führt Gunga uns sachkundig von den mikroskopischen Details bis hin zu globalen Zusammenhängen. Er enthüllt die Auswirkungen von Hitze im menschlichen Körper, erläutert deren Einfluss auf die öffentliche Gesundheit und betrachtet Städte sowie den Klimawandel, bevor er schließlich in den Kosmos blickt. Die Frage „Warum ist Hitze tödlich?“ wird dabei gründlich behandelt.
Gunga stellt viele einfache Fragen, die sich die Leserschaft auch stellen könnte, um sie zuweilen mit komplizierten medizinischen Fachbegriffen zu beantworten. Abgesehen davon ist die Lektüre aber sehr lehrreich und hat auch einen praktischen Nutzen. So rät der Hochschullehrer zum Beispiel bei einer Hitzewelle: «Kinder sollten am besten morgens und abends gewogen werden, um eventuelle Flüssigkeitsverluste zu ermitteln.»
Das Buch präsentiert eine Vielzahl einfacher Fragen, die auch den Leser beschäftigen könnten, und beantwortet sie gelegentlich mit medizinischem Fachjargon. Trotzdem ist die Lektüre äußerst lehrreich und bietet praktische Erkenntnisse. Der Autor, ein Hochschullehrer, gibt während einer Hitzewelle beispielsweise den Rat, dass es am besten sei, Kinder morgens und abends zu wiegen, um mögliche Flüssigkeitsverluste festzustellen.
Laut Gunga haben Organismen die bemerkenswerte Fähigkeit, ihre Körpertemperatur im Kern zwischen 35 und 37,5 Grad Celsius weitgehend unabhängig von äußeren Bedingungen und körperlicher Aktivität konstant zu halten. Dies ist ein beeindruckender Mechanismus der Natur, um Überhitzung entgegenzuwirken. Ein effektives Mittel hierfür ist das Schwitzen des Menschen, bei dem Schweißtropfen auf der Haut verdunsten und dadurch kühlen. Gunga betont, dass bereits eine Abweichung von etwa 6 Grad Celsius von der normalen Körpertemperatur eine zunehmende Lebensgefahr für den Organismus bedeuten kann.
Gemäß den aktuellen Erkenntnissen existiert nur ein äußerst kleines „Temperaturfenster“, das höheres Leben ermöglicht. Diese Tatsache ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie breit die gesamte Temperaturskala im Universum ist, die sich in Millionen von Grad Celsius erstrecken kann, wie der Weltraummediziner betont. Die Lebensspanne für höhere Organismen auf der Erde ist ebenfalls begrenzt – sie reicht von 200 Metern unterhalb des Meeresspiegels bis zu 800 Metern darüber. In Bezug auf eine potenzielle „zweite Erde“ äußert Gunga seine Skepsis, insbesondere aufgrund seiner Erfahrungen mit Raumfahrtmissionen zur Internationalen Raumstation (ISS). Er schlägt vor, dass wir stattdessen lernen sollten, die Vielfalt, die die Evolution auf der Erde hervorgebracht hat, zu schätzen und zu schützen, um ungemütliche Zukunftsszenarien zu vermeiden.
„Hanns-Christian Gunga’s Buch „Tödliche Hitze“ ist eine fesselnde und lehrreiche Lektüre, die auf verständliche Weise die Auswirkungen von Hitze auf unseren Körper, Gesundheit und Umwelt beleuchtet. Ein Meisterwerk der Wissenschaftskommunikation.“
- Herausgeber : Quadriga; 2. Aufl. 2023 Edition (30. Juni 2023)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 192 Seiten
- ISBN-10 : 3869951370
- ISBN-13 : 978-3869951379
- Lesealter : Ab 16 Jahren
- Abmessungen : 12.4 x 2.2 x 20.5 cm