/ Mai 21, 2023/ Ratgeber


In Deutschland gibt es bedauerlicherweise Fälle von unschuldig verurteilten Menschen, bei denen die Strafjustiz irrtümlich eine schuldige Entscheidung getroffen hat. Die genaue Anzahl unschuldig Verurteilter ist schwer zu bestimmen, da es keine einheitliche Datenbank oder Statistiken gibt, die alle solche Fälle erfassen.

Ein bekanntes Beispiel für einen Fall unschuldiger Verurteilung in Deutschland ist der Fall des Gustl Mollath. Er wurde 2006 wegen angeblicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung seiner damaligen Ehefrau verurteilt und erst im Jahr 2013 freigesprochen. Während seiner Haftzeit wurde bekannt, dass es gravierende Fehler im Verfahren gegeben hatte und dass Mollath zu Unrecht verurteilt worden war.

In Deutschland gibt es verschiedene Mechanismen, um mögliche Fehlurteile zu korrigieren. Dazu gehören beispielsweise Revisionsverfahren, in denen Urteile vor höheren Gerichten überprüft werden können. Zudem können unschuldig Verurteilte auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafe versuchen, ihre Unschuld zu beweisen und eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen.

Um das Risiko von Fehlurteilen zu verringern, wurden in den letzten Jahren in Deutschland auch Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören zum Beispiel die Stärkung der Verteidigungsrechte, eine verbesserte Qualität der Kriminaltechnik und die Förderung von forensischer Expertise. Zudem gibt es Projekte wie die „Innocence Projects“, die sich für die Aufklärung von Fehlurteilen einsetzen und unschuldig Verurteilten helfen wollen.

Es ist wichtig anzumerken, dass die Justiz in Deutschland grundsätzlich darauf bedacht ist, faire und gerechte Verfahren zu gewährleisten. Dennoch sind Fehlurteile nicht vollständig auszuschließen, da die Strafjustiz von Menschen durchgeführt wird, die fehlbar sind. Der Umgang mit Fehlurteilen ist jedoch ein wichtiges Thema, das kontinuierlich diskutiert wird, um das Rechtssystem weiter zu verbessern und unschuldig Verurteilten eine gerechte Wiedergutmachung zu ermöglichen.

Die Autoren Burkhard Benecken und Hans Reinhardt, bekannt durch ihren True-Crime-Podcast „Advokaten des Bösen“, setzen sich kritisch mit dem deutschen Strafverfahren auseinander und decken auf, was dort täglich schief läuft. Sie stellen einen Fall wie den von Jens Söring vor, einem deutschen Diplomatensohn, der in den USA wegen eines angeblichen Doppelmordes verurteilt wurde und 33 Jahre im Gefängnis verbrachte, obwohl vieles gegen seine Schuld sprach. Dieser Fall verdeutlicht, dass Fehlurteile nicht nur im „Unrechtssystem“ der USA, sondern auch in Deutschland vorkommen können.

Die Autoren bringen zum Ausdruck, dass im deutschen Strafverfahren oft im Zweifel gegen den Angeklagten entschieden wird, was zu einer erhöhten Gefahr von Fehlurteilen führt. Sie kritisieren, dass Aspekte wie eine mangelnde Verteidigung oder eine einseitige Beweisführung dazu beitragen können, dass unschuldige Menschen verurteilt werden. Durch ihre Recherche und Analyse wollen sie aufzeigen, dass das deutsche Strafverfahren dringend reformiert werden muss, um solche Fehlurteile zu verhindern.


Das Buch der Autoren beleuchtet die Entstehung von skandalösen Gerichtsurteilen in Deutschland und zeigt auf, wie unschuldige Menschen schnell im Gefängnis landen können. Es werden verschiedene Aspekte aufgedeckt, die zu solchen Fehlurteilen führen können, wie zum Beispiel schlampige Arbeit von Polizeibeamten, korrupte Pflichtverteidiger, die ihre unschuldigen Mandanten an das Gericht „verkaufen“, oder Deals zwischen Staatsanwälten und Richtern in der Gerichtskantine.

Die Autoren betonen, dass Justizirrtümer in Deutschland tagtäglich vorkommen und die Gerichte eine hohe „Fehlerquote“ aufweisen. Sie teilen wahre Fälle aus ihrer eigenen Tätigkeit als Strafverteidiger, bei denen Menschen zu Unrecht verurteilt wurden. Zudem wird der Fall Jens Söring, der auch in einer Netflix-Dokumentation behandelt wurde, als Beispiel genannt, um aufzuzeigen, wie ähnliche Fehlurteile auch in Deutschland entstehen können.

Das Buch richtet sich an True-Crime-Fans und verspricht unfassbare Fehlurteile und spannende Geschichten aus dem Bereich der Strafverteidigung. Es zeigt die dunkle Seite des deutschen Justizsystems auf und bietet Einblicke in die Mechanismen, die zu skandalösen Gerichtsurteilen führen können.

Das Buch der Autoren gewährt einen beunruhigenden Blick hinter die Kulissen der vermeintlich sauberen Welt der deutschen Justiz. Als erfahrene Strafverteidiger decken sie in diesem Werk Schritt für Schritt die Ursachen für Justizirrtümer auf, die dazu führen, dass unschuldige Menschen in deutschen Gerichtssälen hinter Gittern landen. Dabei scheuen sie sich nicht, Klartext zu reden und wahre Fälle zu schildern.

Das packende Sachbuch erschüttert den Glauben an das Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ und hält der deutschen Justiz einen unangenehmen Spiegel vor. Es beleuchtet die instabile und irrtumsanfällige Natur der deutschen Strafjustiz, wie es die Autoren aus ihren eigenen Erfahrungen heraus bezeugen. Mit diesem Werk werfen sie ein kritisches Licht auf das System und regen zum Nachdenken über die Schwachstellen und Unzulänglichkeiten der deutschen Justiz an.

Das Buch bietet eine klare und ehrliche Darstellung der Unsicherheiten und Anfälligkeiten, denen das deutsche Justizsystem gegenübersteht. Die Autoren bringen ihre eigenen Erfahrungen ein und schildern wahre Fälle, die erschüttern und zum Nachdenken anregen. Ihre Argumentation ist fundiert und gut recherchiert, was dem Werk eine hohe Glaubwürdigkeit verleiht.

Besonders lobenswert ist die Art und Weise, wie die Autoren komplexe rechtliche Konzepte verständlich erklären und gleichzeitig den Leser emotional in die Geschichten der Justizopfer hineinziehen. Das Buch ist gut strukturiert und die Kapitel sind ansprechend gestaltet, was den Lesefluss angenehm macht.

„Justizopfer in Deutschland“ trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten des Justizsystems zu schärfen. Es fordert dazu auf, kritisch über die Grundsätze der Rechtsprechung nachzudenken und nachhaltige Reformen anzustreben. Trotz der ernsten Thematik ist das Buch nie deprimierend, sondern ermutigt den Leser, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich aktiv für Gerechtigkeit einzusetzen.

Insgesamt ist „Justizopfer in Deutschland“ ein beeindruckendes Sachbuch, das mit seiner Klarheit, Tiefe und Authentizität überzeugt. Es ist ein Muss für alle, die sich für das deutsche Justizsystem interessieren und an einer ehrlichen Debatte über dessen Stärken und Schwächen teilnehmen möchten.

  • Herausgeber ‏ : ‎ ecoWing; 1. Edition (17. Mai 2023)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 240 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3711003265
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3711003263
  • Abmessungen ‏ : ‎ 15 x 2.2 x 21.3 cm

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