/ Oktober 12, 2024/ Buch

Wellengang: Der Bestseller aus Irland von Anne Griffin, übersetzt von Martin Ruben Becker, ist ein bewegender Roman über Verlust, Hoffnung und die Kraft der Heimat. Die Geschichte spielt auf der fiktiven irischen Insel Roaring Bay, einer abgelegenen, rauen, aber zugleich idyllischen Insel mit zwei Stränden, steilen Klippen und einer kleinen Dorfgemeinschaft. Der Roman beginnt, als Rosie, die Hauptfigur, nach einem schweren Schicksalsschlag auf diese Insel zurückkehrt, um Zuflucht und vielleicht auch ein Stück Heilung zu finden.

Rosie hat eine lange und schmerzhafte Zeit hinter sich: Ihre Tochter ist vor vielen Jahren verschwunden, und diese Tragödie hat ihr Leben komplett aus der Bahn geworfen. Der Verlust ihrer Tochter war nicht nur eine persönliche Katastrophe für sie, sondern hat auch ihre Ehe zerrüttet. Die ständige Suche und die Ungewissheit darüber, was mit ihrer Tochter geschehen ist, haben die Beziehung zu ihrem Ehemann zermürbt. In dem Versuch, all das hinter sich zu lassen oder zumindest damit umzugehen, beschließt Rosie, auf ihre Heimatinsel zurückzukehren, wo sie einst aufgewachsen ist.

Roaring Bay ist ein kleiner und ruhiger Ort, an dem die Zeit fast stillzustehen scheint. Die Bewohner der Insel kennen sich seit Jahrzehnten, und das Leben verläuft langsam und im Rhythmus der Natur. Rosies Vater lebt noch auf der Insel, doch es geht ihm gesundheitlich nicht gut. Er betreibt eine kleine Fähre, die die Inselbewohner mit dem Festland verbindet, doch nun kann er diese Aufgabe wegen seines schlechten Gesundheitszustands nicht mehr allein bewältigen. Rosie springt ein und übernimmt die Rolle der Kapitänin. Sie steuert das kleine Fährschiff namens Aoibhnea, was so viel bedeutet wie „Freude“ oder „Glückseligkeit“, durch die raue See, und dabei erlebt sie zum ersten Mal seit langer Zeit Momente des Friedens und der Zufriedenheit. Auf dem Meer, fernab der Sorgen an Land, findet sie etwas, das sie fast vergessen hatte: Hoffnung.

Doch so ruhig und idyllisch Roaring Bay auf den ersten Blick erscheint, unter der Oberfläche brodeln alte Konflikte. Rosie wird schnell wieder in das komplexe Geflecht aus Beziehungen und Rivalitäten hineingezogen, das sie aus ihrer Jugend kennt. Die Gemeinschaft auf der Insel ist klein, und jeder kennt jeden – das bedeutet, dass alte Feindschaften nie ganz verschwinden. Als sie sich wieder einlebt, tauchen auch alte Wunden und ungelöste Spannungen auf, die Rosie zwingen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Als wäre das nicht genug, erfährt Rosie, dass ihr Vater nicht nur gesundheitlich angeschlagen ist, sondern auch finanziell in großen Schwierigkeiten steckt. Die Fähre, die für ihn und die gesamte Insel eine Lebensader ist, steht kurz vor dem Bankrott. Wenn Rosie und ihr Vater die Fähre nicht halten können, könnte das für die Insel und ihre Bewohner weitreichende Folgen haben. Ohne die Fähre wären sie vom Festland und der restlichen Welt abgeschnitten.

Nun steht Rosie vor einer schwierigen Entscheidung. Einerseits könnte sie die Insel verlassen und versuchen, in ihr altes Leben zurückzukehren, auch wenn es von Schmerz und der gescheiterten Suche nach ihrer Tochter geprägt ist. Andererseits könnte sie sich dafür entscheiden, auf der Insel zu bleiben, ihrem Vater zu helfen und für die Fähre und die Inselgemeinschaft zu kämpfen. Es ist ein Moment, in dem sie sich entscheiden muss, ob sie die Vergangenheit hinter sich lassen oder sich einer neuen, unbekannten Zukunft stellen will.

Der Roman beschreibt nicht nur Rosies äußere Reise auf die Insel, sondern auch ihre innere Reise, die geprägt ist von Trauer, Vergebung und dem langsamen Prozess des Heilens. Die rauen Landschaften Irlands und das unberechenbare Meer dienen als Kulisse und Metapher für Rosies Gefühlswelt. Die Insel und das Meer spiegeln die inneren Stürme wider, die Rosie durchlebt – doch sie bieten auch die Möglichkeit für Neuanfänge und Hoffnung.

Anne Griffin zeichnet in Wellengang ein feinfühliges Porträt einer Frau, die nach Jahren des Schmerzes versucht, wieder Fuß zu fassen. Die Themen Familie, Gemeinschaft und Selbstfindung stehen im Mittelpunkt des Romans, und die rauen irischen Küsten und das Meer verleihen der Geschichte eine besondere Atmosphäre. Es ist ein Buch über das Loslassen und das Finden von neuen Wegen – und darüber, dass das Meer nicht nur trennen, sondern auch verbinden kann.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Kindler Verlag; 1. Edition (16. Juli 2024)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3463000571
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3463000572
  • Originaltitel ‏ : ‎ Island of Longing
  • Abmessungen ‏ : ‎ 13.5 x 3.31 x 21 cm
  • 486 Gramm
  • 25 Euro

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*