Unmittelbar nach den tragischen Ereignissen beginnen Sasha Marianna Salzmann und Ofer Waldman eine tiefgehende Korrespondenz, um das Unfassbare zu verarbeiten. Sie teilen ihre Gedanken und Gefühle in Briefen und Chats, ergänzen ihre Botschaften mit Gedichten und Musikstücken, die sie einander schicken. Durch ihre Worte versuchen sie, das Chaos und die Verwirrung der Welt nach dem 7. Oktober zu erfassen und zu beschreiben – jenseits der täglichen politischen Diskussionen.
Erzählperspektiven:
- Ofer Waldman: Er berichtet aus Israel und gibt Einblick in seinen Alltag, der von Trauer und dem Versuch, Normalität zu finden, geprägt ist. Ofer sitzt Shiva, eine jüdische Trauerzeit, unterhält sich mit seinen Kindern, nimmt an Mahnwachen teil und hört die Geräusche des Konflikts, der ihn umgibt.
- Sasha Marianna Salzmann: Sie schildert ihre Erlebnisse und Beobachtungen aus verschiedenen mitteleuropäischen Städten. Ob am Mahnmal für die ermordeten Jüdinnen und Juden an der Donau in Budapest, in den Wiener Kaffeehäusern oder beim Anblick der Polizeikonvois am Berliner Hermannplatz – sie versucht, die Auswirkungen des Nahostkonflikts auf Europa zu erfassen.
Themen und Fragen: Die Autoren stellen sich tiefgehenden Fragen über die Veränderungen in ihrer Welt: Was bleibt von alten Gewissheiten nach dem 7. Oktober? Welche Werte und Überzeugungen haben Bestand in einem Strudel von Meinungen, Behauptungen und Positionierungen? Was geht unwiederbringlich verloren durch den Nahostkonflikt und den Krieg? In ihrem Dialog versuchen sie, Antworten zu finden und die menschlichen Aspekte der politischen Geschehnisse zu beleuchten.
Ein berührendes Zeugnis einer Freundschaft: Durch ihre Korrespondenz entsteht ein berührendes Dokument ihrer Freundschaft. Die Briefe vermitteln das Gefühl von Nähe und Unterstützung, selbst wenn keine konkrete Hilfe möglich ist. „Ich sehe dich, ich kann nichts tun, aber ich bin da“ – dieses Gefühl durchzieht ihre gesamte Kommunikation und zeigt die tiefe Verbundenheit der beiden Autoren.
Autoren:
- Sasha Marianna Salzmann: Geboren 1985, studierte Literatur, Theater und Medien an der Universität Hildesheim sowie Szenisches Schreiben an der Berliner Universität der Künste. Sie ist eine renommierte Theaterautorin, Essayistin und Dramaturgin und war Mitbegründerin des Kultur- und Gesellschaftsmagazins freitext. Salzmann arbeitet seit der Spielzeit 2013/2014 als Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin und war dort bis 2015 Künstlerische Leiterin des Studio Я. Ihre Theaterstücke werden international aufgeführt und sind mehrfach ausgezeichnet. Ihr Debütroman „Außer sich“ war ein großer Erfolg.
- Ofer Waldman: Geboren in Jerusalem, zog 1999 nach Berlin, um Mitglied des West-Eastern Divan Orchestra zu werden, das von Daniel Barenboim und Edward Said gegründet wurde. Er spielte in mehreren deutschen und israelischen Orchestern, darunter dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und dem Israel Philharmonic Orchestra. Seit 2015 ist er als freier Autor und Journalist tätig und gewann 2021 zusammen mit Noam Brusilovsky den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Sein literarisches Debüt, „Singularkollektiv. Erzählungen“, erschien 2023 im Wallstein Verlag. Waldman ist in mehreren zivilgesellschaftlichen NGOs aktiv und lebt sowohl in Israel als auch in Deutschland.
Fazit: „Gleichzeit: Briefe zwischen Israel und Europa“ ist ein tief bewegendes Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist ein Zeugnis der Freundschaft und des menschlichen Geistes in Zeiten der Unsicherheit und des Konflikts. Durch die persönlichen Erzählungen und den poetischen Austausch der Autoren bietet es einen einzigartigen Blick auf die Welt nach dem 7. Oktober 2023 und zeigt, wie tiefe Freundschaft und gegenseitige Unterstützung selbst in den dunkelsten Zeiten Bestand haben können.
- Herausgeber : Suhrkamp Verlag; 1. Edition (15. April 2024)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 140 Seiten
- ISBN-10 : 3518432133
- ISBN-13 : 978-3518432136
- Abmessungen : 12.5 x 1.6 x 20.5 cm
- 230 Gramm